Wellenkraftwerk in Jaffa Die Energie von der Hafenmauer
Obwohl Israel Sonne, Wind und Wasserkraft im Überfluss hat, nutzt das Land vergleichsweise wenig Erneuerbare Energien. Eine Firmengründerin will das ändern - mit einem Wellenkraftwerk.
Kaum hat das kleine Touristenboot den geschützten Hafen von Jaffa verlassen, trifft es die erste Welle mit voller Kraft. Der Bug hebt sich, klatscht zurück aufs Meer. Jane, Mitarbeiterin der Firma Eco-Wave-Power (EWP), schreit kurz auf. Der Kapitän des Bootes lacht. Nach einer kurzen Fahrt entlang der Hafenmauer hat das Boot sein Ziel erreicht: das erste Wellenkraftwerk Israels. Acht blaue Schwimmkörper, mehrere Meter breit und lang, schaukeln im Rhythmus der Wellen auf und ab, befestigt durch bewegliche Stangen.
Wellenenergie für 100 Haushalte
Auf der anderen Seite der Mauer, im geschützten Hafen, inspiziert Firmengründerin Inna Braverman den Generator. Er ist das Herzstück des Kraftwerks, wetterfest untergebracht in einem Schiffscontainer. "Hier werden Wellen zu elektrischem Strom", sagt Braverman. In ein paar Tagen soll das Kraftwerk erstmals ans israelische Stromnetz angeschlossen werden, verkündet sie stolz. 100 Haushalte können dann mit sauberer Wellenenergie versorgt werden.
Sie zeigt auf die beiden Generatoren hinter ihr, einer davon läuft bereits. "Wenn die Wellen niedrig sind, so wie heute, dann nutzen wir nur den kleinen Generator, bei stärkeren Wellen den großen", erklärt die Unternehmerin. "Und wenn es richtig hohe Wellen gibt, dann laufen beide Generatoren parallel."
Seit Jahren setzt sich Inna Braverman als Gründerin der israelischen Firma Eco-Wave-Power für Wellenkraftwerke an Hafen- oder Küstenmauern ein. Die Technologie an sich sei dabei nicht neu. "Bisher wurden Anlagen wie diese hier mitten auf dem Ozean installiert," sagt sie. "Das macht sie kompliziert und teuer, anfällig für Schäden und nicht sehr umweltfreundlich." Der unschlagbare Vorteil ihres Modells seien die verhältnismäßig niedrigen Produktionskosten und die umweltfreundliche Installation an bereits bestehenden Hafenmauern. Rund 450.000 US-Dollar koste es, eine vergleichbare Anlage wie diese zu installieren.
Anlagen auch in Spanien und Portugal
Zwei Verträge für den Bau "ihres Wellenkraftwerks" hat Braverman inzwischen mit EU-Ländern abgeschlossen, größer als die Anlage im Hafen von Jaffa. Ein Wellenkraftwerk solle an der spanischen Küste entstehen, mit einer Leistung von zwei Megawatt, also Strom für etwa 2000 Haushalte. Ein weiteres ist an der portugiesischen Küste im Bau und soll 20.000 Haushalte versorgen.
Nicht nur in der EU, auch in Israel will die Gründerin die Wellenkraftwerke weiter voranbringen. Noch ist das Erschließen sauberer Energiequellen am Hightech-Standort Israel ausbaufähig. Das selbstgesetzte Ziel, bis zum Jahr 2020 mindestens zehn Prozent des Bedarfs durch erneuerbare Energie zu decken, hat Israel knapp verfehlt. Großflächige Solarparks gibt es kaum in dem Land, in dem fast jeden Tag die Sonne scheint.
Tel Aviv hat Ziele für 2030
Das Energieministerium bleibt auf Anfrage des ARD-Studios Tel Aviv unkonkret. Man arbeite an einer Strategie, die Klimaziele für 2030 und 2050 umzusetzen. Um die Kohlenutzung im Land zu beenden, wolle man übergangsweise auch verstärkt Erdgas nutzen.
Tel Aviv hat indes klarere Ziele ausgegeben: Bis 2030 will die Stadt die Energie für alle eigenen Gemeindegebäude sowie alle Straßenlaternen zu 100 Prozent aus Solar- und Wellenkraft gewinnen. Inna Braverman hält das für ein richtiges und gutes Signal. Sie hofft, dass sie bald weitere Wellenkraftwerke bauen kann - in Tel Aviv und anderen Küstenstädten Israels.