Ab ins All Wie eine Rakete in der deutschen Nordsee startet
Im kommenden Jahr soll erstmals eine Rakete vom Deutschen Weltraumbahnhof starten. Sie könnte eine der ersten Raketen sein, die von einer schwimmenden Startbahn ins All geschossen werden.
Von der Nordsee aus ins All: Im April 2024 soll erstmals eine Rakete vom deutschen Weltraumbahnhof ins Weltall starten. Das kündigte Siegfried Russwurm, Präsident des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI), heute auf einem Weltraumkongress des BDI in Berlin an. Damit verschiebt sich der Starttermin - ursprünglich sollte noch in diesem Jahr die erste Rakete vom neuen deutschen Weltraumbahnhof starten.
Dieser Weltraumbahnhof hat allerdings wenig Gemeinsamkeiten mit Cape Canaveral in den USA, sondern er befindet sich auf einem Schiff: Das Spezialschiff "German-Offshore Spaceport Alliance" ist als schwimmende Startplattform mit Spezialrampe konzipiert und hat seinen Heimathafen in Bremerhaven.
So soll die schwimmende Startplattform aussehen: eine Simulation des Offshore Spaceport von OHG.
Für den Start der Rakete fährt das Schiff bis zum sogenannten Entenschnabel mehr als 350 Kilometer vor der Küste. Als Entenschnabel wird der entlegenste Winkel dieser Zone bezeichnet, in der Deutschland noch bestimmte Hoheitsrechte hat.
Im kommenden Jahr soll zunächst im Rahmen einer Demo-Mission eine Rakete der niederländischen Firma T-Minus von einer mobilen Startplattform abheben. Künftig könnten dann europäische Microlauncher - das sind Mini-Raketen - von der Plattform starten und Satelliten ins All transportieren.
Erfolgreiches Unternehmen aus Bremen
Die Initiative für dieses Vorhaben habe der BDI bei seinem ersten Weltraumkongress vor vier Jahren gestartet. Zum Betreiberkonsortium der "Spaceport Alliance", die 2020 von mehreren Unternehmen gegründet wurde, gehört unter anderem Bremer Raumfahrtunternehmen OHB.
OHB wurde 1981 in Bremen gegründet und gehört zu den führenden Unternehmen in Deutschland im Bereich der Raumfahrt. Der Konzern hat unter anderem das Kernmodul für den ExoMars-Spurengasorbiter entwickelt und gebaut. Der Orbiter erreichte am 19. Oktober 2016 den Mars und umkreist nun den Roten Planeten in einer elliptischen Umlaufbahn.
Unterstützung aus der Politik
Die Startplattform in der Nordsee soll nach dem Wunsch des BDI nun eine zentrale Komponente werden, um an der Kommerzialisierung des Weltraums mit zu verdienen. Russwurm forderte zugleich von der Bundesregierung größere Ambitionen in der Raumfahrtpolitik. Es gebe große Potenziale, wie auch eine neue Studie der Strategieberatung Roland Berger und des BDI ergeben habe. Russwurm: "In immer mehr Branchen gilt: Wer im All nicht vorne mit dabei ist, wird auf der Erde kein Technologieführer sein."
Aus der Politik kommt Unterstützung für das Projekt: "Weltraumtechnologien sind Innovationstreiber", sagt SPD-Wirtschaftspolitiker Sebastian Roloff dem "Handelsblatt". Sie seien in der Lage, die gesamte Industrie voranzubringen, ob bei Klima- und Umweltschutz, der Sicherheitsinfrastruktur, Telekommunikation oder Mobilität.