Störung behoben Probleme bei Kartenzahlung gelöst
Tagelang, teils noch weit länger machten fehlerhafte Geräte die Kartenzahlung unmöglich. So gut wie überall in Deutschland sind die Probleme inzwischen behoben. Viele der betroffenen Kartenterminals wurden ausgetauscht.
Es begann Ende Mai: Plötzlich funktionierte in zahlreichen Geschäften, aber auch in anderen Einrichtungen die Zahlung mit Giro- oder Kreditkarte nicht mehr. Betroffen war das Kartenterminal H5000 des Anbieters Verifone. Bis heute sind die Hintergründe unklar. Laut offizieller Stellungnahme von Verifone ist die Ursache der Störung in einer "abgelaufenen Zeitstempel-Signatur in der Plattform-Software des Verifone H5000-Terminals" zu suchen.
Dienstleister melden kaum noch Störungen
Fakt ist: Jetzt funktioniert die Kartenzahlung fast überall wieder reibungslos. Die Zahlungsdienstleister, die für die Bereitstellung der Terminals verantwortlich sind, haben nach eigener Darstellung so gut wie all ihren Kunden Lösungen bereitstellen können. So erklärte der Dienstleister Payone gegenüber tageschau.de: "Payone hat das Gros der betroffenen Terminals mittels Softwareupdate entstören beziehungsweise austauschen können." Die Wiederaufnahme bargeldloser Zahlung für alle Händler, die von der Verifone H5000-Störung betroffen gewesen seien, sei damit weitgehend abgeschlossen.
"Dabei gehen wir allerdings von einer sehr geringen Dunkelziffer von Geräten aus, deren Störung uns noch nicht gemeldet wurde beziehungsweise die schon länger nicht mehr aktiv im Gebrauch sind", heißt es von Payone weiter. "Vereinzelten Nachfragen unserer Kunden, die uns noch erreichen, begegnen wir mit Technikereinsätzen vor Ort beziehungsweise über die Unterstützung durch unsere regulären Service-Einheiten."
Auch der Dienstleister Concardis gibt gegenüber tagesschau.de an, man habe die Probleme in den Griff bekommen. Man habe "die Störung bei allen akut betroffenen H5000-Terminals unserer Händlerkunden behoben." Bei rund 95 Prozent der Fälle seien die Terminals gegen modernere Geräte getauscht worden. Auf das von Verifone bereit gestellte Software-Update habe man ebenso nur in Einzelfällen zurückgegriffen wie auf die Umstellung auf das früher weit verbreitete Elektronische Lastschriftverfahren (ELV), bei dem Kunden unterschreiben müssen. Beides "wurde dagegen bei unseren Händlerkunden zur Problemlösung nur in wenigen Einzelfällen eingesetzt, wo der akut von der Störung betroffene Händler ad hoc ausdrücklich (noch) keinen Terminaltausch wünschte."
Nicht alle Terminals waren betroffen
Laut Concardis gab es mit 4000 von etwa 8300 H5000-Terminals Probleme - also mit knapp der Hälfte. Trotzdem habe der Zahlungsdienstleister mit 95 Prozent nahezu alle Geräte inzwischen ausgetauscht. Und auch künftig könne jederzeit Abhilfe geschaffen werden, da man noch genug Ersatz vorrätig habe: "Mit derzeit 40.000 bis 50.000 Terminals sind unsere Lagerbestände nach wie vor sehr gut gefüllt. Wir haben ausreichend Kapazitäten, um betroffene Händler, die einen Terminaltausch in Betracht ziehen, zu unterstützen."
Concardis macht darüber hinaus konkrete Angaben, wie die Problemlösung technisch abgelaufen ist: "Speziell für den Störfall eingesetzte Bots analysieren vollautomatisch, wo mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ein Störfall vorliegt. Unser Händler bekommt eine Info, wir prüfen, welches moderne Terminal am besten passt und schicken es ihm kostenfrei zu." Sobald das neue Terminal beim Händler eintreffe, könne dieser es in der Regel durch Plug-and-Play einfach einstecken und starten und das alte Gerät - ebenfalls kostenfrei - zurückschicken. "Falls dennoch Hilfe benötigt wird, sind Servicemitarbeiter und ein Spezialistenteam über eine Service-Hotline erreichbar", so Concardis.
HDE fordert genaue Aufarbeitung
Dass der großflächige Ausfall der Zahlungsterminals für die betroffenen Händler nicht ohne Folgen geblieben ist, ergab eine Umfrage unter 800 Handelsunternehmen, die der Handelsverband Deutschland (HDE) Anfang des Monats veröffentlicht hat. Danach meldeten 22 Prozent der befragten Unternehmen tagelange Ausfälle, und drei Viertel von ihnen hatten dadurch Umsatzausfälle zu beklagen. Betroffen waren unter anderem Filialen von Aldi Nord, Edeka oder der Edeka-Tochter Netto.
"Die vor wenigen Wochen aufgetretenen Störungen bei vielen Zahlungsterminals hatten eine nie zuvor gesehene Dimension", so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Das sei für viele der betroffenen Handelsunternehmen mehr als nur ein Ärgernis gewesen. "Hier gingen Umsätze verloren, Kundinnen und Kunden waren zeitweise extrem verunsichert." Genth verlangte, dass die Terminalbetreiber die Ursachen transparent aufarbeiteten und für die Zukunft sicherstellten, dass ein solch kompletter Ausfall nicht erneut passieren könne. Genth brachte hierfür Notfallsysteme oder bessere interne Sicherungsmaßnahmen ins Gespräch.
Störung dauerte meist mehr als eine Woche
Wie die HDE-Umfrage ergab, dauerten die Störungen bei 83 Prozent der Betroffenen mindestens vier Tage. 70 Prozent der Befragten gaben an, dass sie länger als sieben Tage auf das Terminal verzichten mussten. Immerhin konnten Kunden teils über alternative Verfahren bezahlen - darunter Rechnungskauf, Lastschrift oder PayPal. Einige Händler griffen auf Terminals anderer Hersteller zurück.
Seit Ausbruch der Corona-Pandemie ist das bargeldlose Bezahlen in Deutschland auf dem Vormarsch. Der Umsatzanteil der Kartenzahlungen im stationären Handel stieg von 50,5 Prozent 2019 auf 58,8 Prozent im vergangenen Jahr, wie eine Anfang Mai veröffentlichte Untersuchung des Kölner Handelsforschungsinstitutes EHI ergab.