80 Jahre Teflon Die Schicht fürs Gericht
Ein Amerikaner erfand es, Franzosen brachten es in die Küchen: Mit Teflon beschichtete Bratpfannen sind weit verbreitet. Es gibt allerdings ein Entsorgungsproblem.
Polytetrafluorethylen klingt wenig appetitlich, ist aber nicht mehr wegzudenken aus deutschen Küchen. Derweil stammt das unter dem Markennamen Teflon bekannte Polymer aus Amerika und machte eine lange Reise hierher: Roy Plunkett sucht 1938 nach einem Kältemittel für Kühlschränke und experimentiert dabei mit Gas. Es lagert in Zylindern. Doch als sein Assistent einen Zylinder öffnet, rieselt nur Pulver heraus. Und überraschenderweise reagiert es auf nichts, nicht mal durch mehr Wärme lässt sich sein Zustand ändern.
Am 4. Februar 1941 erhält Plunkett ein Patent auf das PTFE. Zunächst schützt es Behälter vor Korrosion, in denen Uranhexafluorid für Atomwaffen aufbewahrt wird. Erst ein französisches Ehepaar bringt den Stoff auf Pfannen und in Kochtöpfen in die Küchen: Der Ingenieur Marc Grégoire und seine Frau Colette gründen 1956 eine Firma, deren Name aus den beiden Hauptbestandteilen ihrer Ware besteht: Tef(lon, )Al(uminium). Ein internationaler Absatzmarkt entsteht.
Schicht schützt Fisch und Fleisch
"Kein Anbacken, leichtes Säubern, fettarme Zubereitung", schreibt das Bundesamt für Risikobewertung über Teflon heute. Diese Vorteile schätzen auch professionelle Köche wie Frank Buchholz: "Ich habe immer eine gleichmäßige Hitze. Wenn ich ein gutes Produkt kaufe, dann ist für mich auch wichtig, es dann entweder ganz heiß kurz oder schonend langsam und mit wenig Fett zu verarbeiten. Da ist die Beschichtung immer von Vorteil."
Das gelte nicht nur für Fleisch, sondern auch bei Gemüse und dem "ganz sensiblen frischen Fisch": "Es ist doch schade, wenn ein Stück des Fisches an der Pfanne bleibt - womöglich noch das, was am leckersten ist." Dagegen helfe die Beschichtung und verhindere das Festbacken an der Pfanne.
Viele Einsatzmöglichkeiten
Warum das so ist, weiß Jens Schuster. Er ist Leiter des Institutes für Kunststofftechnik Westpfalz an der Hochschule Kaiserslautern. "Teflon besitzt die niedrigste Oberflächenspannung aller bekannten Materialien. Deshalb haftet nichts daran und das Spiegelei rutscht einfach aus der Teflon-Pfanne." Schuster veranschaulicht das mit dem Gecko als Gegenbeispiel: "Er hat ganz feine Härchen an den Füßen und kann deshalb so hohe Oberflächenspannung aufbauen, dass er die Wände hochgehen kann."
Außerdem habe Teflon einen weiteren seltenen Vorteil gegenüber vielen anderen Materialien: Es reagiert nicht auf Säuren. "Deshalb wird es auch gern in der Chemieindustrie eingesetzt. Oder bei Medizinimplantaten, da das Teflon vom Körper nicht angegriffen wird, er nicht allergisch darauf reagiert."
Das Teflon von heute sei aber nicht vergleichbar mit dem aus den 1950er Jahren, es werden Additive eingesetzt, die die Eigenschaften verbesserten. Aber trotz aller Forschung an Kunststoffen: "Eine Alternative ist schwer zu finden." Schuster berichtet von einem aktuellen Projekt: "Wir erforschen neue Ski-Wachse, weil der internationale Skiverband Fluorwachse, zu denen Teflon gehört, verbieten wird." Der Verband möchte damit gesundheitliche Risiken und Umweltschäden vermeiden, die vor allem bei der Produktion der Fluorwachse anfallen. Nun laufe die Suche nach einer neuen Beschichtung, die den Wasserfilm unter den Skiern abperlen lässt. "Nur da ist gerade nichts Richtiges in Sicht."
Es rutscht, flutscht - und zerkratzt
Es rutscht und flutscht dank Teflon - wären da nicht die Spitzen des Kochbestecks, die auch schon die Wissenschaft beschäftigten. "Teflon hat lausige mechanische Eigenschaften", nennt es Schuster und erinnert sich: Ein Hersteller wünschte eine Versuchsanordnung, mit der Pfannen vergleichbaren Belastungstests unterzogen werden konnten. "Zuvor musste ein Koch nach einem festgelegten Prozedere immer wieder ein Gericht kochen und kratzte dabei mit seinen Instrumenten in der Pfanne herum. Wir haben dann eine Vorrichtung dafür gebaut, mit der Messer und Gabeln in der Pfanne rumkratzten, sodass man eine objektive Beeinflussung der Oberfläche hatte, die vergleichbar war."
Mit der Beeinflussung der Oberfläche hat auch Koch Buchholz seine Erfahrung: "Eine Stahlpfanne nutzt sich natürlich nicht so schnell ab. Aber wenn man sie schonend behandelt, halten die schon vier Jahre. Aber sie darf nie zu heiß werden." Geht die Beschichtung doch mal ab, geht von ihr laut Schuster keine Gefahr aus. "Teflon ist nicht ungesund: Teflon-Fetzen aus einer zerkratzen Pfanne werden von der Magensäure nicht angegriffen und werden wieder ausgeschieden."
Entsorgung unklar
Wenn dann irgendwann beschichtete Pfannen und Töpfe selbst aus dem Küchenbetrieb ausscheiden, gibt es allerdings ein Problem: Sowohl in der Müllverbrennung als auch beim Einschmelzen von Schrott herrschen hohe Temperaturen, erklärt Schuster. "Bei 360 Grad wird es kritisch. Das Teflon zerfällt dann in gesundheitsschädliche Substanzen."
Und dann wissen Schuster als auch das Internet nicht weiter: Zur Entsorgung von Teflon-Kochwerkzeug geben Abfallämter von der Wertstofftonne über den Restmüll bis zum Wertstoffhof widersprüchliche Anweisungen aus. So birgt Polytetrafluorethylen auch 80 Jahre nach Erlangung seines Patents noch ein Geheimnis.