Schwache Konjunktur Thyssenkrupp will Stahlsparte straffen und Jobs abbauen
Thyssenkrupp will seine Stahlproduktion aufgrund der schwächelnden Marktlage einschränken. Für den Standort Duisburg bedeutet das, dass auch Stellen abgebaut werden sollen. Wie viele steht noch nicht fest.
Deutschlands größter Stahlhersteller Thyssenkrupp hat angekündigt, seine Produktionskapazitäten am Standort Duisburg deutlich reduzieren zu wollen. Das werde auch den Abbau von Stellen bedeuten, in welchem Ausmaß gab der Konzern noch nicht bekannt.
Dieser Schritt sei "zwingend notwendig", die eigene Wettbewerbsfähigkeit zu erhalten und um die Stahlproduktion am Standort Duisburg in eine gesicherte Zukunft zu führen, teilte das Unternehmen mit. Auch könnten auf diesem Wege "hochwertige Arbeitsplätze langfristig abgesichert" und die Grundversorgung mit Stahl für die industrielle Wertschöpfung in Deutschland widerstandsfähig aufgestellt werden. Im Statement von Thyssenkrupp hieß es: "Tiefgreifende Optimierungen im Produktionsverbund sollen Wettbewerbsfähigkeit und Profitabilität signifikant steigern."
Als Ziel setzt sich der Konzern die Reduzierung der installierten Produktionskapazitäten auf etwa 9 bis 9,5 Millionen Tonnen pro Jahr, was etwa dem Niveau der vergangenen drei Jahre entspreche. Die heutige jährliche Produktionskapazität sei auf rund 11,5 Millionen Tonnen ausgelegt. Zu dieser Menge zählen auch die vom Duisburger Unternehmen HKM produzierten Stahlmengen, an dem Thyssenkrupp Steel zu 50 Prozent beteiligt ist.
Etwa 13.000 Beschäftigte in Duisburg
Mit dem Umbau des Unternehmens werde auch "ein noch nicht bezifferbarer Abbau von Arbeitsplätzen verbunden sein", hieß es von Thyssenkrupp weiter. Dieser werde auch nachgelagerte Weiterverarbeitungsstufen sowie die Verwaltungs- und Dienstleistungsbereiche betreffen. In der Sparte arbeiten derzeit etwa 27.000 Beschäftigte, davon etwa 13.000 in Duisburg.
Betriebsbedingte Kündigungen will der Konzern eigenen Angaben zufolge weiterhin vermeiden. Bis 2026 gilt bei dem Unternehmen eine Beschäftigungsgarantie.
Schwache Konjunktur und wachsender Kostendruck
Mit der Verringerung der Kapazitäten reagiert Thyssenkrupp laut eigener Mitteilung auf die anhaltend schwache Konjunktur, vor allem aber auf mittel- und langfristig strukturelle Veränderungen auf dem europäischen Stahlmarkt und in entscheidenden Kunden- und Zielmärkten. In Deutschland setzten die hohen und durch klimapolitische Zielsetzungen weiter steigenden Energiekosten das Unternehmen unter Druck, hinzu komme ein ungebremst steigender Importdruck, überwiegend aus Asien.
Trotz des Unternehmensumbaus will Thyssenkrupp an dem Ziel festhalten, bis spätestens 2045 vollständig klimaneutral zu produzieren. Daher werde der Bau "der ersten Direktreduktionsanlage am Standort Duisburg weiter wie geplant umgesetzt, mit Unterstützung durch die dafür von Bund und Land freigegebenen Fördermittel".
Die Pläne für die Reduzierung der Produktionskapazitäten sollen nun zunächst weiter konkretisiert und anschließend mit der Mitbestimmung sowie den zuständigen Gremien des Stahlbereichs beraten werden.
Wirtschaftsministerin Neubaur spricht von "enttäuschender Nachricht"
Nordrhein-Westfalens Wirtschaftsministerin Mona Neubaur sprach nach der Ankündigung des Unternehmens von einer "enttäuschenden Nachricht", die sowohl den Stahlstandort Deutschland und Nordrhein-Westfalen, aber in erster Linie die vielen Beschäftigten betreffe. Thyssenkrupp stehe nun vor der großen Herausforderung, gemeinsam mit den Sozialpartnern für die Betroffenen faire und tragfähige Lösungen zu finden. "Das gilt umso mehr, da ThyssenKrupp in den vergangenen Jahren staatliche Unterstützung in Milliardenhöhe erhalten hat", betonte die Grünen-Politikerin.