Interview

Interview mit Edda Müller von Transparency Deutschland "Im Kampf gegen Korruption ist die Politik gefordert"

Stand: 10.07.2012 13:17 Uhr

Der Kampf gegen Korruption macht Fortschritte, doch das Problem ist noch lange nicht gelöst: So lautet die Botschaft von Transparency International. Die Vorsitzende der Organisation in Deutschland, Edda Müller, sieht auch hierzulande Nachholbedarf. Im Interview mit tagesschau.de fordert sie ein Eingreifen der Politik.

tagesschau.de: Fangen wir mal mit der positiven Seite der Studie an. Welche Unternehmen stehen denn ihren Ergebnissen zufolge besonders gut da?

Edda Müller: An der Spitze steht ein norwegisches Unternehmen, das Energieunternehmen "Statoil". Einige der deutschen Unternehmen sind auch relativ gut positioniert - im ersten Drittel von 105 Ländern. Aber auch diese Firmen haben erheblichen Nachholbedarf.

tagesschau.de: Wie sieht der Nachholbedarf aus: Was muss getan werden?

Müller: Wir stellen fest, dass fast alle Unternehmen eine sehr geringe Bereitschaft zeigen, über ihre Wirtschaftsaktivität in einzelnen Staaten konkret zu berichten: Welche Umsätze sie machen, welches Ergebnis vor Steuern vorliegt, welche Steuerzahlungen geleistet werden, welche Zahlungen an die jeweiligen Regierungen gemacht werden. Es ist klar, dass hiermit kontrolliert werden könnte, ob man Steuern zu irgendwelchen Steueroasen verschiebt. Das sind also offensichtlich die sensiblen und heiklen Punkte, und da herrscht bei allen Firmen erheblicher Nachholbedarf.

tagesschau.de: Auffällig ist, dass Finanzunternehmen relativ schlecht abschneiden. Woran liegt das?

Müller: Das scheint an der geringen Bereitschaft zu liegen, Informationen offen zu legen. Wir glauben, dass auch unsere Studie deutlich macht, dass wir mehr Regulierung brauchen. Wir brauchen mehr verpflichtende Informationen - auch zum Beispiel über Aktivitäten in einzelnen Ländern. Von daher belegt unsere Studie insgesamt, dass wir ein Mehr an Transparenz brauchen.

Zur Person "Edda Müller"
Edda Müller ist Honorarprofessorin an der Deutschen Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer. An der Quadriga Hochschule Berlin ist sie zudem Professorin für Politics & Public Affairs. Seit Juni 2010 ist die Vorsitzende von Transparency International Deutschland.

tagesschau.de: Ist da die Politik gefragt oder müssen die Unternehmen das selbst regeln?

Müller: Die Unternehmen hätten schon lange die Möglichkeit gehabt, das selbst zu regeln. Wir glauben, dass gerade am Finanzmarkt die Politiik gefordert ist und dass es verbindliche Regulierungen braucht. Das gilt für die Europäische Union, aber auch weltweit.

Die Fragen stellte Michail Paweletz, tagesschau24.