Kanadas Reaktion auf Trump-Drohung Gegenzölle auf Orangensaft, Whiskey und Motorräder?
Sollte Trump - wie angekündigt - Strafzölle gegen Kanada verhängen, würde das die Wirtschaft dort schwer treffen. Kanadas Regierung arbeitet an Gegenmaßnahmen, die ganz gezielt Trump-freundliche US-Staaten treffen würden.
Soll Kanada schon jetzt Gegenzölle ankündigen oder zunächst noch abwarten, ob Donald Trump seine Drohungen wirklich in die Tat umsetzt? Wenige Tage vor Trumps Amtseinführung gibt es in Kanada kein wichtigeres Thema. Mitte der Woche trifft sich Kanadas Zentralregierung mit den Regierungschefs der kanadischen Provinzen, um mögliche Gegenmaßnahmen zu beraten.
Premierminister Justin Trudeau warnte in Interviews mit US-Medien die Amerikaner vor den Folgen eines Handelskrieges. Kanada werde definitiv auf Strafzölle reagieren, kündigte Trudeau im Sender CNN an: "So wie wir es damals taten, als Trump Zölle auf Stahl und Aluminium aus Kanada erhob. Wir antworteten mit Zöllen auf Heinz Ketchup, Spielkarten, Whiskey und Harley-Davidson-Motorräder. Das würde Amerikas Arbeiter treffen."
Druck auf Republikaner in Trump-freundlichen Staaten
Trudeau setzt erneut auf eine Strategie, die schon 2018 schlimmere Folgen eines Handelskrieges mit Trump verhinderte. Würde Kanada sämtliche Produkte aus den USA mit 25 Prozent Strafzöllen verteuern, wären die Folgen für die Kanadier und die kanadische Wirtschaft verheerend.
Stattdessen wird derzeit in Ottawa eine Liste mit gezielt ausgesuchten US-Produkten erstellt, die aus Trump-freundlichen US-Bundesstaaten kommen. Die damit verbundene Hoffnung: republikanische Politiker aus den betroffenen US-Bundesstaaten sollen Trump seine Strafzölle auf kanadische Produkte ausreden.
Orangensaft aus Florida, Whiskey aus Kentucky
Kanadische Medien berichten bereits, welche US-Produkte mit Gegen-Zöllen rechnen müssen: Stahlprodukte aus den Wechselwähler-Staaten Michigan und Pennsylvania, Orangensaft - was Trumps Wahlheimat Florida treffen würde -, Whiskey aus den Trump-Hochburgen Kentucky und Tennessee, Harley-Davidson-Motorräder und Milchprodukte, worunter vor allem der Wechselwähler-Staat Wisconsin leiden würde.
Bislang zeigte sich Trump unbeeindruckt von kanadischen Gegenmaßnahmen: "Wir brauchen nichts aus Kanada. Wir brauchen ihr Benzin und ihre Energie nicht, auch nicht ihr Öl und Erdgas. Wir brauchen nichts, was sie haben", so der designierte US-Präsident.
Druckmittel Mineralien
Doch derzeit kommen noch fast 25 Prozent des Öls, das in den USA verbraucht wird, aus Kanada. Auch Erdgas und Strom liefert Kanada in die USA. Umgekehrt ist Kanada das wichtigste Exportland für 36 US-Bundesstaaten.
Täglich überqueren Waren und Dienstleistungen im Wert von fast drei Milliarden Dollar die Grenze beider Länder. Gerade in der Auto-Produktion wechseln manche Fertigungsteile mehrfach die Grenze, bevor die Endmontage erfolgt. Als weiteres Druckmittel erwähnt Trudeau im CNN-Interview bewusst auch kritische Mineralien. In Kanada sind sie vorhanden. US-Unternehmen brauchen sie dringend und kaufen sie oft in China ein.
Mehr Handel statt mehr Zölle
"Wir sollten uns darauf konzentrieren, chinesisches Lithium in der US-Produktion zu ersetzen oder chinesisches Germanium oder russisches Titan - und sicherstellen, dass es stattdessen vom engsten und freundlichsten Handelspartner aus Kanada kommt", so der kanadische Premierminister. Statt sich gegenseitig mit Strafzöllen zu überziehen, sollten beide Länder ihren Handel ausbauen, appelliert Trudeau weiter.
Auch die Regierungschefs der konservativ regierten Provinzen Kanadas ziehen am selben Strang. Die Premierministerin von Alberta, Danielle Smith, reiste am Wochenende zu Trump nach Mar-a-Largo. Ob der gemeinsame Kampf von "Team Canada" gegen Trumps Zölle erfolgreich ist, wird auch in der EU mit Interesse verfolgt.
In einer früheren Version dieses Artikels hieß es, die kanadische Zentralregierung treffe sich mit den Regierungschefs der kanadischen Bundesstaaten. Kanada besteht jedoch aus Provinzen und Territorien, nicht aus Bundesstaaten. Wir haben den Fehler korrigiert.
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