Zusammenarbeit mit Rapper Adidas rückt von Kanye West ab
Nach mehreren verbalen Attacken gegen Adidas steht die Zusammenarbeit zwischen Kanye West und dem deutschen Sportartikelhersteller vor dem Aus. Bei Anlegern kommt das gar nicht gut an.
Mit einem Minus von rund 3,5 Prozent am Nachmittag steht die Aktie von Adidas an der Frankfurter Börse heute im Rampenlicht. Und das wegen eines umstrittenen US-Rappers, der ebenfalls gerne die große Bühne sucht: Kanye West. Weil der langjährige Partner den Sportartikelhersteller zuletzt wiederholt heftig attackierte, stellt dieser nun die Zusammenarbeit in Frage.
"Nach wiederholten Versuchen, die Situation außerhalb der Öffentlichkeit zu klären, haben wir entschieden, die Partnerschaft auf den Prüfstand zu stellen", erklärte der fränkische Konzern gestern Abend. Nach Wests kritischen Aussagen sei das keine Überraschung, sagte ein Börsianer. Allerdings seien die in Zusammenarbeit mit dessen beliebtem Label "Yeezy" produzierten Produkte für Adidas stets sehr profitabel gewesen.
Streit um angebliche Kopie und fragwürdige Slogans
Der als exzentrisch geltende Musiker hatte in den vergangenen Monaten sowohl Adidas als auch den US-Modekonzern Gap auf Instagram scharf kritisiert und seine Modepartner beschuldigt, die Designs seiner entworfenen "Yeezy"-Schuhe "schamlos" kopiert und für eigene Modelle verwendet zu haben. Im Fall von Adidas handelt es sich demnach um die "Adilette '22". West hält Details für geklaut von den "Yeezy Slides". Beobachter sind sich uneins, ob die Latschen tatsächlich nachgemacht sind oder einfach nur ähnlich aussehen und Elemente verwenden, die sich absetzen.
Zudem wirft West den Herstellern vor, dass sie ihr Versprechen gebrochen hätten, die geschäftlichen Verbindungen auszuweiten. Der Designer hatte in der Vergangenheit häufig mehr Einfluss gefordert. Der US-Modehändler Gap beschloss wegen diesen Anschuldigungen bereits im September, die erst seit 2020 laufende Zusammenarbeit mit West vorzeitig zu beenden.
Adidas dagegen hatte stets geschwiegen - bis jetzt. "Eine erfolgreiche Partnerschaft beruht auf gegenseitigem Respekt und gemeinsamen Werten", schrieb das Unternehmen mit Sitz in Herzogenaurach. Das scheint offenbar nicht mehr möglich. Denn auch unabhängig der Vorwürfe fiel West zuletzt negativ auf - wie durch fragwürdige Slogans in seiner neuen Modekollektion. So ließ er auf Shirts die Aufschrift "White Lives Matter" drucken, was Kritiker als eine Antwort auf die "Black Lives Matter"-Bewegung interpretieren und für einen Slogan der rechten Szene halten.
Umsätze mit "Yeezy" in Milliardenhöhe
Seit 2015 entwirft der Rapper, der immer wieder mit Provokationen aufgefallen ist, für Adidas Schuhe und Kleidung unter der Marke "Yeezy". Damals beendete er die Zusammenarbeit mit dem US-Konzern Nike, da er der Auffassung war, nicht genügend an den Einnahmen beteiligt zu werden. Also wechselte er zum deutschen Konkurrenten.
Die neue Kooperation lief für beide Seiten zunächst prächtig: Laut internen Informationen der Bank UBS, über die die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete, erzielte die Marke "Yeezy" im Jahr 2020 einen Umsatz von 1,7 Milliarden Dollar. 2019 waren es nach Angaben von "Forbes" rund 1,5 Milliarden. West selbst verdient offenbar 15 Prozent bei allen Verkäufen. Das macht mehrere Hundert Millionen Dollar im Jahr.
Adidas hat die Zusammenarbeit in der Vergangenheit als "eine der erfolgreichsten Kollaborationen in der Geschichte unserer Branche" bezeichnet. Dass mit der Kooperation nun wahrscheinlich bald Schluss ist, löste bei Anlegern Enttäuschung aus. Das Adidas-Papier war am Nachmittag Schlusslicht im deutschen Leitindex DAX.
Entwicklung an der Börse schon länger schlecht
Generell läuft der Titel gerade alles andere als gut. Seit Jahresbeginn hat die Adidas-Aktie im XETRA-Handel mehr als 50 Prozent an Wert verloren. Allein seit Anfang August rutschte sie um über 30 Prozent ab. Die Mitteilung, dass Vorstandschef Kasper Rorsted den Sportartikelhersteller 2023 verlassen wird, drückte sie noch tiefer in die Verlustzone. Sein Vertrag war erst im vergangenen Jahr verlängert worden.
Zwar wird der Däne, der noch 2019 vom "Manager Magazin" zum Manager des Jahres gekürt wurde und dem viele eine gute Arbeit attestieren, den Konzern vorerst für den Übergang weiter führen. Dass bislang kein Nachfolger in Sicht ist, erklärt laut Frederik Altmann von Alpha Wertpapierhandel die aktuellen Kursverluste. "Denn das bedeutet erst einmal Unsicherheit, und die ist immer schlecht für Aktien", sagte der Experte.
Darüber hinaus hinkt Adidas Fachleuten zufolge der Konkurrenz seit Jahren bei der Produktdynamik hinterher. Außerdem wird das Unternehmen mit den drei Streifen für seine starke Markenpräsenz in China kritisiert. Die Abhängigkeit vom einst gewinnträchtigen Geschäft im Land erweist sich mittlerweile aufgrund der Folgen der Corona-Lockdowns als Problem. Ende Juli musste Adidas seine Jahresprognose nach unten schrauben, weil die Erlöse in China im zweiten Quartal um knapp 35 Prozent eingebrochen waren.