Versorgung wird schlechter Immer mehr Apotheken schließen
In Deutschland gibt es immer weniger Apotheken. Seit Jahresbeginn mussten 384 Apotheken schließen. Patientinnen und Patienten müssen sich auf weite Wege einstellen.
Für Patientinnen und Patienten stehen immer weniger Apotheken zur Verfügung. Ende September gab es bundesweit noch 17.187 Apotheken. Das ergab eine Erhebung der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände (ABDA). Seit Jahresbeginn waren es damit 384 weniger, was einem prozentualen Rückgang von 2,2 Prozent entspricht. Im Jahr 2023 hatte es noch 17.571 Apotheken inklusive Filialapotheken in Deutschland gegeben. Zum Vergleich: 2010 waren es noch 21.441.
Den Daten zufolge fiel der Rückgang in den ersten neun Monaten dieses Jahres zudem stärker aus. Im Vorjahr lag das Minus von Januar bis Ende September noch bei 335 Betriebsstätten. Wie es weiter heißt, habe es 2022 im selben Zeitraum 285 Apotheken weniger gegeben.
Steigende Personal- und Sachkosten
Als Gründe für das Apothekensterben gelten zum einen die steigenden Personal- und Sachkosten wie etwa steigende Mieten. Außerdem wirkten sich Lieferengpässe und der Fachkräftemangel negativ auf die Apotheken aus.
Da viele Pharmazeuten sich für eine Karriere in der Industrie oder in Krankenhäusern entscheiden, kommt es außerdem zu Problemen, wenn Inhaber auf der Suche nach Nachfolgern sind. Auch die Bedürfnisse der Kunden haben sich geändert, die vermehrt Online-Dienste in Anspruch nehmen.
Immer weniger neue Apotheken
Die Zahl der Neueröffnungen geht laut ABDA zudem zurück. In den ersten drei Quartalen 2024 gab es nur noch 36 Neueröffnungen im Vergleich zu 48 im Vorjahreszeitraum und 46 im Jahr 2022.
Auf 559 Schließungen kamen im vergangenen Jahr 62 Neueröffnungen. Im Schnitt versorgten in Deutschland im Vorjahr 21 Apotheken etwa 100.000 Einwohnerinnen und Einwohner. Der EU-Durchschnitt lag im vergangenen Jahr bei 32.
Versorgung verschlechtert sich
Die Bundesvereinigung ABDA fordert die Politik deshalb auf, den immer schnelleren Rückgang zu stoppen: "Jede Apotheke, die schließen muss, verschlechtert die Versorgung für Patientinnen und Patienten, weil die Wege zur nächsten Apotheke dann länger werden", sagte Präsidentin Gabriele Regina Overwiening.
Apotheken bald ohne Apotheker?
Die Präsidentin äußerte sich auch zur vom Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geplanten Apothekenreform. Was nicht zum Ziel führe, sei eine Entkernung der Apotheke, die ohne Apothekerinnen und Apotheker funktionieren solle. "Das seit elf Jahren stagnierende Apothekenhonorar muss sofort an die gesamtwirtschaftliche Entwicklung angepasst werden", forderte Overwiening.
Lauterbach beabsichtigt unter anderem die Gründung von neuen Apotheken zu erleichtern. Bisher dürfen sich nur approbierte Apothekerinnen und Apotheker niederlassen - mit bis zu drei Filialen, die sich in räumlicher Nähe zur Hauptfiliale befinden müssen. Es muss bislang immer mindestens ein approbierter Apotheker oder eine approbierte Apothekerin vor Ort sein.
Der Minister möchte, dass pharmazeutisch-technische Assistenten (PTA) den Pharmazeuten ersetzen können.