Umweltbonus und Rabatte Was könnte E-Autos günstiger machen?
Mehr E-Autos auf deutschen Straßen sollen den Individualverkehr klimafreundlich machen. Doch bislang sind Gebrauchtwagen kaum zu bekommen und Neuwagen teuer. Billiger werden dagegen die Verbrenner.
Elektroautos sollen eine wichtige Rolle bei der Verkehrswende spielen. Doch oft sind sie in der Anschaffung noch deutlich teurer als Verbrenner. Bundesverkehrsminister Volker Wissing hofft darum vor allem bei Gebrauchtwagen auf einen "Dienstwageneffekt" - also dass die ausrangierte Dienstwagen den Markt für gebrauchte, bezahlbare Elektroautos beleben.
"Sehr viele E-Autos, die angemeldet werden, sind Dienstwagen", sagte der FDP-Politiker der Nachrichtenagentur dpa. Diese Flotten erneuerten sich schnell, und dadurch entstehe ein Gebrauchtwagenmarkt, der auch für Privatpersonen attraktiv sei, denn Dienstfahrzeuge seien keinesfalls nur Autos der Luxusklasse: "Der klassische Dienstwagen ist ein Standardfahrzeug."
Der Durchschnittspreis für neue E-Autos liege aktuell bei mehr als 40.000 Euro, so Wissing. Darum seien E-Autos für viele Deutsche noch keine echte Alternative zum Verbrenner, denn es gebe noch kein ausreichendes Angebot an Gebrauchtwagen. Dass sich der Gebrauchtwagenmarkt bei E-Fahrzeugen derzeit aus dem Dienstwagenmarkt speise, "sollten auch diejenigen im Blick haben, die einerseits Klimaschutz durch Elektromobilität voranbringen wollen und andererseits fordern, wir sollten Dienstwagen abschaffen".
Geringes Angebot bei Gebrauchtwagen
Allerdings ist das Angebot von E-Autos auf dem deutschen Gebrauchtwagenmarkt nach wie vor extrem gering. Im ersten Halbjahr machten sie nur 1,25 Prozent der Besitzumschreibungen aus - das war sogar ein minimaler Rückgang zum Vorjahreszeitraum. Das lag vorrangig am mangelnden Angebot, dass auch durch aussortierte Dienstwagen in den kommenden Jahren kaum steigen dürfte: Denn laut einer aktuellen Befragung der Deutschen Automobil Treuhand (DAT) sind derzeit gerade einmal sechs Prozent der Firmenwagen reine E-Autos.
Und ob das in der näheren Zukunft deutlich mehr werden, ist ungewiss. Denn zum 1. September dieses Jahres läuft die staatliche Förderung für neu zugelassene Elektroautos als Dienstwagen aus. Den Umweltbonus, der gezielt Elektromobilität in Deutschland fördern soll, können dann nur noch Privatpersonen beantragen. Die steuerlichen Vorteile, die derzeit für Elektroautos gelten, die als Dienstwagen genutzt werden, sollen noch bis Ende des Jahres 2030 gelten. Welche Konsequenzen das für die Nachfrage nach neuen E-Autos haben wird, lässt sich derzeit nicht abschätzen.
Preiskampf bald auch in Deutschland?
Autobauer könnten dann gezwungen sein, die Preise extrem zu senken, um ihre E-Autos überhaupt noch verkaufen zu können. In China tobt bereits ein erbitterter Preiskampf, den vor allem Tesla angezettelt hat. Inzwischen hat der US-Konzern das Tempo bei den Preissenkungen zwar verringert, dennoch leiden besonders die großen deutschen Autobauer wie Volkswagen oder Mercedes unter dem Preiskampf. Sie können den Preiskampf bei E-Autos derzeit kaum mitgehen.
Verkehrsminister Wissing betonte angesichts des Wandels zu neuen, klimaschonenden Antrieben: "Wir stehen vor der Frage, wie der Individualverkehr in Zukunft für jede und jeden bezahlbar gestaltet werden kann." Daher setze er sich für "Technologieoffenheit" ein. "Auch weil wir sehen, dass E-Fahrzeuge preislich für viele derzeit nicht erreichbar sind."
Günstige Verbrenner
Am deutschen Markt werden momentan allerdings vor allem die Verbrenner immer günstiger: Laut einer Marktstudie des Duisburger Center Automotive Research haben Händler und Hersteller im Juli höhere Nachlässe auf den Listenpreis von Verbrenner-Modellen eingeräumt als zuvor. Vor allem die deutschen Hersteller und ihre Konzernmarken hätten seit Jahresbeginn ihre Rabatte bei Online-Bestellungen erhöht, berichtete CAR-Direktor Ferdinand Dudenhöffer.
Laut Dudenhöffer dürften die hohen Auftragsbestände aus der Corona-Zeit weitgehend abgebaut sein; gleichzeitig gingen aber auch die neuen Auftragseingänge wegen der unsicheren wirtschaftlichen Aussichten merklich zurück. Während der Pandemie hatten Verkäufer ihre Autos zu Höchstpreisen verkaufen können, doch seit Februar steigen die offen beworbenen Preisnachlässe wieder.
Autobauer mit Fokus auf Premiumfahrzeuge profitieren
Einige Autobauer können allerdings nach wie vor von einer Verlagerung der Käufe hin zu teureren Autos profitieren, etwa der Münchner Konzern BMW. Dank voller Auftragsbücher und einer besseren Verfügbarkeit von Premiumfahrzeugen hat BMW seine Prognose angehoben. Im Autogeschäft sei nun eine Rendite von neun bis 10,5 Prozent zu erwarten, teilte das Unternehmen heute mit. Bislang hatten die Münchner hier acht bis zehn Prozent vorhergesagt.
Bei den für 2024 geplanten Auslieferungen veranschlagt BMW nun etwas mehr als bisher. So erwarten die Manager ein solides Wachstum gegenüber dem Vorjahr mit damals 2,4 Millionen verkauften Autos - sprich ein Plus um fünf bis zehn Prozent. Bisher war nur ein leichtes Plus avisiert worden.
Allerdings wird der Konzern beim Ausblick für den Barmittelzufluss vorsichtiger, weil die Münchener dieses Jahr wohl mehr Kapital für Investitionen in Elektroantriebe sowie wegen wackliger Lieferketten benötigen. Der neue BMW-Finanzvorstand Walter Mertl peilt im Autogeschäft einen freien Mittelzufluss von mindestens sechs Milliarden Euro an. Ex-Finanzchef Nicolas Peter hatte nach den Zahlen zum ersten Quartal noch rund sieben Milliarden in Aussicht gestellt.
Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Version des Artikels hieß es, steuerliche Vorteile, die für Elektroautos gelten, die als Dienstwagen genutzt werden, würden zum Ende des Jahres auslaufen. Korrekt ist, dass diese Sonderbedingung für E-Autos nach aktuellem Stand bis Ende 2030 gilt. Wir haben dies entsprechend korrigiert.
Mehr zum Hintergrund dieser und anderer Korrekturen finden Sie hier: tagesschau.de/korrekturen