Neues Werk für Elektroauto-Batterien Deutsch-französische "Gigafabrik" eröffnet
Es ist eine der größten Batteriefabriken Europas: In Nordfrankreich werden künftig Akkus für E-Autos gebaut. Beteiligt sind Stellantis, Mercedes-Benz und TotalEnergies. Der Standort soll unabhängiger von Asien machen.
Viele tausend Arbeitsplätze sind im französischen Départment Pas-de-Calais verloren gegangen - in der Stahl-, Pharma oder Papierindustrie. Die neu eröffnete Fabrik für E-Auto-Batterien sorgt in der wirtschaftsschwachen Region jetzt wieder für Hoffnung.
"Elektrobatterie-Produktion hat mehr Zukunft als die Papierindustrie", sagt Grégory Lecoq eher nüchtern. Früher war er Maschinenführer in einer Druckerei, nun hat er einen der ersten Jobs im neuen Batterie-Werk bekommen. In vier Jahren sollen in der Fabrik 2000 Beschäftigte arbeiten.
"Großer Tag für Frankreich und Europa"
Richtig emotional wurde der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire bei der Eröffnung. Das sei ein großer Tag für die Industrie in Frankreich und Europa, sagte er in seiner Rede: "Zum ersten Mal seit Airbus rufen Frankreich und Europa einen neuen Industriezweig ins Leben."
Wie damals in den Aufbau des europäischen Luft- und Raumfahrtkonzerns fließen jetzt in die E-Mobilität Milliardensubventionen. Die "Gigafactory" in Billy-Berclau ist die erste von mehreren Batteriefabriken des Gemeinschaftsunternehmens ACC - der Autokonzerne Stellantis, Mercedes-Benz und des französischen Konzerns TotalEnergies. ACC plant den Bau von zwei weiteren Batteriefabriken in Kaiserslautern und im italienischen Termoli.
Abhängigkeit von China reduzieren
Das sei ein wichtiges Projekt für die europäische Autoindustrie, sagt auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing. Die Hersteller steuern um in Richtung Elektromobilität. Batterien und weitere wichtige Komponenten werden aber meist noch woanders produziert - vor allem in China. Diese Abhängigkeit müsse Europa dringend reduzieren, sagte der FDP-Politiker bei der Eröffnung - in fließendem Französisch: "Und genau das tun wir heute mit der Eröffnung dieser Fabrik."
Das sei auch höchste Zeit, sagte der Wirtschaftswissenschaftler Flavien Neuvy im Nachrichtenkanal France Info. Der Bau von Batteriefabriken sei wichtig, weil in Europa ab 2035 nur noch Elektroautos verkauft werden dürfen. Und das sei nicht mehr lange hin: "China hat einen deutlichen Vorsprung bei der Produktion, die USA sind aufgewacht und wollen den Rückstand einholen. Frankreich und Europa müssen jetzt auch anfangen. Das sind interessante und symbolische Projekte."
Weil die EU die Wettbewerbsregeln für Subventionen gelockert habe, könne Europa jetzt endlich gegenhalten, sagte Le Maire bei der Eröffnung.
Frankreich plant Industrie-Comeback
Allein in Frankreich sind drei weitere Batteriefabriken geplant - 10.000 Menschen sollen dort Arbeit finden. Die Eröffnung der Fabrik im strukturschwachen Norden Frankreichs ist auch wichtig für das französische Projekt der so genannten Reindustrialisierung, das vor allem Präsident Emmanuel Macron vorantreiben will.
In den kommenden Jahren müssten noch viel mehr staatliche Investitionen in den ökologischen Umbau der Industrie fließen, sagt sein Wirtschaftsminister: "Das bedeutet, wir müssen den Kampf für die Reindustrialisierung auf französischer und europäischer Ebene fortsetzen."
In den vergangenen Jahrzehnten war die französische Industrie immer weiter geschrumpft; aktuell macht sie nur rund 17 Prozent der Wirtschaftsleistung aus.