Bilanzskandal BaFin findet weitere Fehler in Adler-Bilanz
Die Finanzaufsicht BaFin hat erneut erhebliche Mängel in der Bilanz der Adler Real Estate festgestellt. Die Immobilienfirma soll die Bilanzsumme um fast vier Milliarden Euro zu hoch ausgewiesen haben.
Der Bilanzskandal bei der Adler Real Estate geht in Fortsetzung: Bei ihrer Bilanzkontrolle des Konzernabschlusses 2019 der Adler Real Estate hat die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) drei weitere Rechnungsfehler festgestellt. Die Behörde wirft dem Unternehmen die unzulässige Konsolidierung des damaligen Tochterunternehmens ADO Properties vor.
Vor diesem Hintergrund habe Adler Real Estate diverse Bilanzposten viel zu hoch angesetzt, so die Behörde in einer Pressemitteilung. Es geht um die zur Veräußerung bestimmten langfristigen Vermögenswerte um 4,4 Milliarden Euro, die zur Veräußerung gehaltenen Schulden um 1,7 Milliarden Euro und die Anteile nicht beherrschender Gesellschafter um 1,7 Milliarden Euro.
Adler will gegen BaFin-Vorwürfe juristisch vorgehen
Das Ergebnis dieser in den Augen der BaFin fehlerhaften Berechnungen: Adler Real Estate wies die Konzernbilanzsumme um 3,9 Milliarden Euro und das Gesamtergebnis um 543 Millionen Euro zu hoch aus.
Die Adler-Gruppe hat bereits angekündigt, Rechtsmittel gegen den neuen Bescheid der BaFin einzulegen. Das Unternehmen wolle den "Rechtsweg ausschöpfen, um Aufklärung voranzutreiben".
Wirtschaftsprüfer verweigerten Testat
Mit den neuen Vorwürfen der BaFin erleidet die Adler Group im Ringen um Glaubwürdigkeit einen weiteren herben Rückschlag. Bereits im April hatte das Wirtschaftsprüfungsunternehmen KPMG Luxembourg dem Jahresbericht des Unternehmens für 2021 das Testat verweigert. Das bedeutet, dass die Wirtschaftsprüfer, die danach ihr Prüfungsmandat niedergelegt haben, erhebliche Mängel in dem Bericht festgestellt haben.
Zuvor hatte die Adler Group bereits massiv Vertrauen an den Kapitalmärkten eingebüßt. Der britische Leerverkäufer Fraser Perring warf dem Immobilienkonzern bereits im vergangenen Herbst vor, die Bilanz künstlich aufgeblasen zu haben, und wettete auf den Kursverfall der Adler-Aktie.
Adler-Aktie ist ein Kapitalvernichter
Fraser Perring ist an den Finanzmärkten kein Unbekannter. Der Leerverkäufer hatte in der Vergangenheit häufig einen guten Riecher bewiesen. So war er einer der Ersten, der bereits 2016 Zweifel am Geschäftsmodell von Wirecard geäußert hatte und dem Unternehmen betrügerische Machenschaften und Bilanzfälschung vorwarf.
Solange die Bilanzprüfungen der BaFin nicht abgeschlossen sind, bleiben die Unsicherheiten für die Aktionäre der Adler Group in jedem Fall groß. Wer dem Unternehmen als Anleger die Stange gehalten hat, sieht sich verheerenden Verlusten gegenüber. Seit Anfang 2021 hat die Adler-Group-Aktie rund 95 Prozent ihres Wertes eingebüßt.
BaFin-Prüfung der Adler-Bilanzen dauert an
Es ist übrigens nicht das erste Mal, dass die BaFin auf Fehler in der Bilanz von Adler Real Estate hinweist. Bereits im August hatte die Behörde die Überbewertung eines Immobilienprojekts in Düsseldorf-Gerresheim um 170 bis 233 Millionen Euro bemängelt.
Und es ist womöglich auch nicht das letzte Mal gewesen, dass sich die BaFin in Sachen Adler zu Wort meldet. Die Prüfung der Rechnungslegung des Konzernabschlusses für das Geschäftsjahr 2019 sowie für die nachfolgenden Geschäftsjahre 2020 und 2021 dauere an, teilte die Behörde weiter mit. Das liest sich vor dem Hintergrund ihrer beiden bisherigen Bescheide fast schon wie eine Drohung.