Nach über einjähriger Pause Boeing darf Dreamliner wieder ausliefern
Wegen technischer Mängel durfte die Boeing 787 des US-Flugzeugherstellers monatelang nicht an Kunden übergeben werden. Nun hat die amerikanische Flugaufsicht keine Einwände mehr gegen die Auslieferung.
Nach mehr als einem Jahr Pause kann der US-Flugzeughersteller Boeing Maschinen des Typs 787, auch Dreamliner genannt, wieder ausliefern. Die amerikanische Luftaufsichtsbehörde FAA teilte gestern mit, dass Boeing alle notwendigen Veränderungen vorgenommen habe, um sicherzustellen, dass der 787 Dreamliner die Zertifizierungsstandards erfülle. Die Auslieferung des Flugzeugs könne deswegen "in den kommenden Tagen" wieder beginnen.
Der Langstreckenjet konnte wegen verschiedener Produktionsmängel seit Mai 2021 nicht mehr ausgeliefert werden. Boeing hatte im Spätsommer 2020 Herstellungsmängel bei einigen Dreamlinern entdeckt, in der Folge kamen weitere Probleme hinzu. Die Auslieferung der Maschinen wurde deswegen zwischen November 2020 und März 2021 gestoppt - und dann erneut ab Ende Mai 2021.
Die US-Flugaufsicht werde jedes einzelne Flugzeug überprüfen, bevor ein Lufttüchtigkeitszeugnis ausgestellt werde, hieß es von der FAA. Boeing erklärte auf Anfrage lediglich, weiter "transparent" mit der FAA und den Kunden des Flugzeugbauers zusammenarbeiten zu wollen, um die Auslieferungen wieder aufzunehmen.
Seit 2004 mehr als 1000 Maschinen ausgeliefert
Boeing hatte Ende Juni 120 Dreamliner in seinem Inventar und setzte die Produktion nach eigenen Angaben mit "sehr niedriger" Taktung fort. Seit der Markteinführung im Jahr 2004 hat Boeing etwas mehr als 1000 Maschinen dieses Typs ausgeliefert.
Die Probleme mit dem Dreamliner bremsten die Erholung des Flugzeugherstellers von den wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Pandemie und den massiven Problemen mit der 737 MAX nach zwei Abstürzen von Maschinen dieses Typs 2018 und 2019.
Die US-Luftaufsichtsbehörde kündigte am Montag auch an, dem Boeing-Rivalen Airbus künftig genau auf die Finger schauen zu wollen.
Airbus liefert weniger Flieger aus
Der europäische Konkurrent Boeings hat im Juli weniger Flugzeuge ausgeliefert als noch im Juni. Im vergangenen Monat hat Airbus 46 Maschinen an Kunden übergeben - nach 60 Verkehrsjets im Juni. Das teilte der Konzern gestern Abend mit. Grund dafür sind unter anderem Engpässe bei den Zulieferern.
Airbus-Chef Guillaume Faury hatte die Pläne des Flugzeugherstellers für das Gesamtjahr 2022 erst Ende Juli gekappt, weil Zulieferer mit ihren Lieferungen kaum hinterherkommen. In diesem Jahr rechnet er nur mit 700 Auslieferungen statt 720.
Positive Nachrichten gab es für den europäischen Flugzeughersteller dennoch. Der Konzern holte im Juli Aufträge über 401 neue Maschinen herein. Davon sollen fast 300 Flieger nach China gehen. Die Zahl der Stornierungen hielt sich mit vier Jets auf niedrigem Niveau.
Streit mit Qatar Airways
Noch im Auftragsbuch enthalten ist eine verbliebene Bestellung der Fluggesellschaft Qatar Airways über 19 Großraumflugzeuge vom Typ A350. Branchenkreisen zufolge hat der Hersteller den Vertrag mit seiner Großkundin nach monatelangem öffentlichen Streit über Schäden an der Oberfläche mehrerer Maschinen der Reihe jedoch inzwischen gekündigt.
Qatar Airways hatte den größten Flugzeugbauer der Welt im Dezember in London wegen der Mängel auf Schadenersatz verklagt und diese öffentlich als Sicherheitsproblem bezeichnet. Airbus und die europäische Luftfahrtbehörde EASA beurteilten die Sache jedoch anders. Der Hersteller hatte angeboten, die Schäden auf eigene Kosten zu beheben, Qatar Airways hatte dies jedoch abgelehnt.