Boeing-Mitarbeiter arbeiten an der Endmontagelinie im Boeing-Werk Renton an der 737 MAX.

Nach wochenlangem Streik Boeing-Arbeiter bekommen 38 Prozent mehr Lohn

Stand: 05.11.2024 08:35 Uhr

Nach mehr als sieben Wochen Streik bei Boeing haben die Beschäftigten das dritte Gehaltsangebot des kriselnden Flugzeugherstellers angenommen. Dieses sieht ein Einkommensplus von 38 Prozent über vier Jahre vor.

Der Streik Zehntausender Arbeiter bei Boeing ist nach rund sieben Wochen vorbei. Die Beschäftigten nahmen das nunmehr dritte Angebot des Flugzeugbauers mit einem Einkommensplus von 38 Prozent über eine Laufzeit von vier Jahren an. Konzernchef Kelly Ortberg erklärte, er sei "glücklich".

Die Mitglieder der zuständigen Sektion der Gewerkschaft IAM hätten sich mit 59 Prozent der Stimmen für das Tarifangebot ausgesprochen, erklärte die Gewerkschaft am Montagabend (Ortszeit). Damit werden rund 33.000 Boeing-Beschäftigte aus der Gegend von Seattle wieder an die Arbeit zurückkehren.

"Stolz auf die Mitglieder"

"Der Streik wird enden, und jetzt ist es unsere Aufgabe, wieder an die Arbeit zu gehen und mit dem Bau von Flugzeugen zu beginnen und dieses Unternehmen wieder zum finanziellen Erfolg zu führen", sagte der örtliche IAM-Chef Jon Holden bei einer Pressekonferenz. Er sei stolz auf die Mitglieder.

Gewerkschaft wollte ursprünglich 40 Prozent mehr Lohn

Das vorherige Angebot mit einem Plus von 35 Prozent über vier Jahre hatten die Arbeiter vor einer Woche noch zurückgewiesen. Die Gewerkschaft hatte angesichts jahrelanger Nullrunden in der Tarifrunde 40 Prozent mehr Geld gefordert, um die Verluste der vergangenen Jahre aufzuholen. Die Boeing-Arbeiter hatten im vergangenen Jahrzehnt mehrere Nullrunden akzeptiert.

Mit dem neuen Vertrag bekommen die Arbeiter auch eine Einmalzahlung von 12.000 Dollar. Den Erhalt von Bonuszahlungen, die ursprünglich abgeschafft werden sollten, hatte die Gewerkschaft schon beim zweiten Angebot ausgehandelt. Die Arbeiter müssen nun spätestens am 12. November wieder arbeiten gehen.

Arbeitskampf eine herbe Belastung für Boeing

Der Streik in der Region Pacific Northwest rund um die US-Metropole Seattle hatte am 13. September begonnen - und dürfte die Krise bei dem angeschlagenen Flugzeugbauer noch weiter verschärft haben. Schließlich war damit die Produktion des Verkaufsschlagers Boeing 737 MAX sowie der Langstrecken-Baureihen 767 und 777 praktisch zum Erliegen gekommen. Der Streik kostete Boeing mehr als zehn Milliarden Dollar.

Milliardenverlust und Stellenabbau

Dabei war das Unternehmen bereits vor dem Streik schon finanziell angeschlagen. So verzeichnete Boeing von Juli bis September einen Verlust von 6,17 Milliarden Dollar. Boeing kündigte zudem vor einigen Wochen an, zehn Prozent der Arbeitsplätze zu streichen. Der Abbau dürfte rund 17.000 Jobs treffen.

Zahlreiche Probleme vor allem bezüglich der Sicherheit ihrer Maschinen machen der US-Firma zu schaffen. So geriet das Qualitätsmanagement zuletzt noch stärker in den Fokus, nachdem im Januar bei einer so gut wie neuen Boeing 737-9 Max von Alaska Airlines im Steigflug ein Rumpfteil herausgebrochen war. Boeing konnte auf Anfrage von Behörden keine Unterlagen zu den Montagearbeiten liefern.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 am 05. November 2024 um 09:00 Uhr.