Geplante Vorgaben für Flotten Kleine Carsharing-Anbieter in Sorge
Carsharing soll nach dem Willen der Ampel bis 2026 weitgehend klimaneutral werden. Stationäre Carsharing-Flotten dürfen dann nur noch aus klimaneutralen Pkw bestehen. Von Anbietern kommt Kritik.
Es sei eine Frechheit, kritisiert Bernd Sluka, Mitglied im Verein Carsharing Passau e.v. - und meint damit einen aktuellen Beschluss des Koalitionsausschusses. Während das allgemeine Verbrenner-Aus erst ab 2030 gilt, sollen neue Carsharing-Autos bereits vier Jahre früher klimaneutral sein, heißt es im Beschlusspapier der Ampel-Parteien.
Aktuell sind 20 Prozent der Carsharing-Autos elektrisch betrieben. Das ist ein deutlich höherer Anteil als im bundesweiten Pkw-Gesamtbestand: Dort sind es nur knapp vier Prozent. Doch von 2026 an nur noch klimaneutrale Autos anzuschaffen, sei für kleinere Carsharing-Anbieter wie den Passauer Verein finanziell kaum zu stemmen, sagt Sluka.
Bernd Sluka und Boris Burkert haben für ihren Passauer Carsharing-Verein ein Elektroauto angeschafft.
Was fördert der Bund?
Gemeinsam mit seinem Kollegen Boris Burkert hat er vor elf Jahren den Passauer Carsharing-Verein gegründet. Ehrenamtlich betreiben sie mittlerweile neun Fahrzeuge, unter denen seit letztem Jahr ein E-Auto ist. Dessen Anschaffung war in vielerlei Hinsicht eine Herausforderung: Knapp 10.000 Euro kostete allein die Ladesäule.
Sowohl für das Auto als auch für die Ladeinfrastruktur haben sie eine Förderung vom Bund erhalten, das Programm dafür ist aber inzwischen ausgelaufen. Eine Fortsetzung ist nicht in Sicht, dabei wären sie auf die dringend angewiesen, erzählt Burkert.
Auf Anfrage verweist das Bundesverkehrsministerium auf ein Förderprogramm in Höhe von 14 Millionen Euro für Elektromobilität. Zuschüsse konnten hier bis zum 8. Mai beantragt werden. Ein Antrag hätte für sie allerdings wenig Erfolgsaussichten, beklagt Sluka. Denn Unternehmen, die im großen Stil umstellen wollen - also für viele Autos Förderung beantragen -, haben Vorrang.
Gespräche mit den Kommunen
So bliebe für kleine Carsharing-Vereine, die noch überwiegend Verbrennerautos nutzen und beispielsweise nur ein oder zwei E-Autos anschaffen möchten, höchstwahrscheinlich kein Geld mehr übrig, kritisiert er. Zudem ist es für sie eine Herausforderung, über die Höhe der Mindestförderung von 15.000 Euro zu gelangen.
Markus Büchler, mobilitätspolitischer Sprecher der Grünen im bayerischen Landtag, plädiert ebenfalls für eine Förderung, sieht aber im Gegensatz zu Sluka in erster Linie nicht den Bund, sondern das Land Bayern in der Pflicht. Dort gibt es aktuell nur Zuschüsse für öffentliche Ladesäulen, die 2024 aber auslaufen.
Büchler ist zuversichtlich, dass im Austausch mit den Anbietern und Kommunen eine Lösung gefunden werden könne. Vorreiter ist beispielsweise Nordrhein-Westfalen. Dort übernimmt das Land für Carsharer bis zu 40 Prozent der Kosten für die neue Ladeinfrastruktur, Elektroautos werden mit 8000 Euro bezuschusst.
Beiträge könnten deutlich steigen
Denn neben dem Umweltgedanken sind auch niedrigere Kosten für viele der Grund, vom eigenen Auto auf Carsharing umzusteigen; so auch bei Francois Weinert. Er ist vor ein paar Jahren dem Passauer Verein beigetreten, hat sein eigenes Auto damals verkauft.
Als Fotograf ist er viel unterwegs; er ist froh, einen Stellplatz direkt vor seinem Büro zu haben und so der lästigen Parkplatzsuche in der belebten Innenstadt zu entgehen. Gerade zahlt er 80 Euro Mitgliedsbeitrag im Jahr, zusätzlich dann 2,40 Euro pro Stunde sowie für die gefahrenen Kilometer.
Doch so günstig wird es ohne Fördergelder nicht bleiben. Wenn Bund oder Land nichts bezuschussen, werden kleine, nicht gewinnorientierte Vereine ihre Beiträge spürbar anheben müssen. Das sei kontraproduktiv, wenn man weitere Menschen vom Umstieg auf Carsharing überzeugen möchte, kritisiert Sluka.