Ein ICE der Deutschen Bahn fährt am Morgen vor der Dresdner Altstadtkulisse über die Marienbrücke.

Deutsche Bahn Jeder dritte Fernzug ist verspätet

Stand: 18.07.2024 18:40 Uhr

Ursprünglich hatte die Deutsche Bahn im laufenden Jahr das Ziel, dass mehr als 70 Prozent ihrer Züge pünktlich kommen. Davon muss sich das Unternehmen nun wahrscheinlich verabschieden - die Marke wird wohl unterschritten.

Wegen Streiks, Baustellen und zuletzt zahlreicher Unwetter war die Bahn nach eigenen Angaben im ersten Halbjahr so unpünktlich unterwegs wie lange nicht. Lediglich 62,7 Prozent der Fernzüge kamen in den ersten sechs Monaten dieses Jahres ohne größere Verzögerung am Ziel an, wie die Bahn mitteilte. Das waren fast sechs Prozentpunkte weniger als im Vorjahreszeitraum.

Die sogenannte Reisendenpünktlichkeit sah im ersten Halbjahr mit 66,8 Prozent nicht viel besser aus. Anders als die betriebliche Pünktlichkeit wird dabei ausgewertet, wie groß der Anteil der Reisenden war, die ihr Ziel ohne größere Verzögerungen erreicht haben. Berücksichtigt werden dabei auch Zugausfälle. Als verspätet gilt ein Fahrgast dabei ab einer Verzögerung von 15 Minuten.

Bahn kann Jahresziel wohl nicht erreichen

"Die massiven Streiks, das bundesweite Baugeschehen und insbesondere die Extremwettereignisse im ersten Halbjahr in einem noch nie dagewesenen Ausmaß haben die Zahl nach unten gedrückt", teilte die Bahn weiter mit. 

Das Unternehmen hatte zu Beginn des Jahres ein Pünktlichkeitsziel für ihre Züge von mehr als 70 Prozent ausgerufen. Dieses Ziel hat sie nun kassiert. Es zeichne sich ab, dass die Jahrespünktlichkeit deutlich unter diesem Zielwert liegen werde, hieß es.

So viele unwetterbedingte Verspätungen wie noch nie

Extremwetterlagen machten Bahn und Fahrgästen vor allem im Juni schwer zu schaffen. Fast jeder zweite Zug war verspätet, hatte also eine Verzögerung von mindestens sechs Minuten. Die Pünktlichkeitsquote lag in dem Monat bei 52,9 Prozent. Zuletzt hatte es im vergangenen November einen so schlechten Pünktlichkeitswert gegeben, davor viele Jahre nicht. 

"Mit durchschnittlich über 400 Zügen pro Tag waren mehr als doppelt so viele Fernzüge von externen Einflüssen wie Hangrutschen, Überflutungen und Dammschäden betroffen wie normalerweise", hieß es. "Damit lag diese Zahl sogar 33 Prozent über den bisherigen Spitzenmonaten während der Flutkatastrophe im Sommer 2021."

Noch nie gab es demnach so viele unwetterbedingte Verspätungen bei der Bahn. Doch Streiks und das schlechte Wetter erklären die geringe Zuverlässigkeit der Bahn nur zum Teil. Schließlich kämpft der Konzern schon seit Jahren mit hohen Verspätungsquoten. Hauptgrund dafür ist die schlechte Infrastruktur, die seit Jahrzehnten auch aufgrund der mangelnden Finanzierung auf Verschleiß gefahren wird. Das zeigte sich besonders schmerzhaft während der Fußball-EM. 

Auch die Reisendenpünktlichkeit fiel mit 55,3 Prozent im Juni auf den niedrigsten Stand seit Anfang 2024, als die Bahn begonnen hatte, diese Zahl zu veröffentlichen.

Schienensanierung soll für Besserung sorgen

Mit Milliardensummen will der Bund nun das Schienennetz in Deutschland modernisieren. Seit dieser Woche läuft die Rundum-Sanierung der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim. Bis Mitte Dezember ist der viel befahrene Korridor komplett gesperrt. Danach soll die Strecke für mehrere Jahre baufrei bleiben. 

Nach diesem Konzept sollen bis 2031 weitere 40 stark frequentierte Streckenabschnitte wieder fit gemacht und die Pünktlichkeit stückweise wieder verbessert werden. "Mit der Sanierung des Schienennetzes wird dieses auch widerstandsfähiger gegen Extremwetterereignisse", teilte die Bahn mit.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichteten die tagesthemen am 15. Juni 2024 um 21:50 Uhr.