Luftfahrt Airbus treibt Flugtaxi-Pläne voran
Bis zum Ende des Jahrzehnts sollen Passagiere in Flugtaxis reisen können. Doch viele Fragen sind offen. Die will der Luftfahrtkonzern Airbus zusammen mit Partnern klären - etwa, wie Landeplätze aussehen müssen.
In der Computeranimation von Airbus sieht der Landeplatz für die Flugtaxis im Grunde aus wie ein Hubschrauber-Landeplatz - nur die Architektur ist etwas futuristischer. Vertiports nennen die Experten die Start- und Landeplätze für elektrisch betriebene Flugtaxis, die senkrecht starten. Tatsächlich werden die Entwickler aber wohl weniger an der Architektur, sondern vor allem an technischen Details für die Vertiports arbeiten.
Denn Vorschriften und Genehmigungsverfahren für Vertiports gibt es in Deutschland noch nicht. Daran wolle man mitwirken, sagt Ralf Gaffal, Geschäftsführer der Flughafen München International GmbH. Landeplätze könnte es nach seinen Vorstellungen auf Bürogebäuden und Wohnhäusern geben, genauso wie an Flughäfen oder in entlegeneren Regionen "wie dem Bayerischen Wald", so Gaffal. So ließen sich kleinere Gemeinden besser anbinden.
Flugsicherheit, Universitäten und Bahn beteiligt
Flugtaxis über Dörfern und Städten - was noch nach Science-Fiction klingt, soll in knapp zehn Jahren Realität werden. So zumindest das Ziel bei Airbus. Denn bis 2030 könnten auf ersten Teststrecken zahlende Passagiere bereits an Bord sein, sagte Markus May, Geschäftsführer bei Airbus Urban Mobility dem BR. Dann wohl noch zusammen mit einem Piloten und noch nicht autonom.
In einem großen Forschungsprojekt des Luftfahrtkonzerns Airbus zusammen mit 27 Partnern sollen ab jetzt die Voraussetzungen für den Praxisbetrieb mit Flugtaxis in Deutschland geschaffen werden. In München wurde die "Air Mobility Initiative" nun vorgestellt. Neben dem Airbus-Konzern, der an der Entwicklung eines Flugtaxis arbeitet, sind unter anderem Firmen der Flugsicherheit, Universitäten oder die Deutsche Bahn beteiligt. Der Freistaat Bayern fördert das Projekt mit insgesamt 17 Millionen Euro in den nächsten drei Jahren. Vom Bund kommen noch einmal 24 Millionen Euro.
Beteiligt an dem Projekt ist auch die Stadt Ingolstadt. Sie hofft laut Wirtschaftsreferent Georg Rosenfeld auf Arbeitsplätze der Zukunft. Auf einem großen Flugfeld in Manching in der Nähe von Ingolstadt finden bereits Testflüge für Flugtaxis statt. Der Ingolstädter Bundestagsabgeordnete Reinhard Brandl (CSU) sagte bei der Pressekonferenz, es sei nicht entscheidend, ob die ersten kommerziellen Flugtaxis in fünf oder zehn Jahren in der Luft seien, sondern wer sie in die Luft bringe. Es gebe einen harten globalen Wettbewerb. Diesen Wettbewerb werde nicht ein einzelnes Unternehmen, sondern ein Team aus Fluggerätehersteller, staatlicher Zulassungsbehörden, Kommunen und Betreiber von Landeplätzen gewinnen. Mit dem Projekt erhoffe man sich genau das zu erreichen.
Luftfahrtexperte sieht andere Unternehmen vorn
Ob am Ende aber wirklich Airbus die Nase vorn hat? In seinem Werk im nordschwäbischen Donauwörth entwickelt und baut der Luftfahrtkonzern gerade sein zweites Flugtaxi - diesmal mit Flügeln. "CityAirbus NextGen" heißt das Fluggerät, das aussieht wie eine Drohne mit Flügeln. Es soll bis zu 120 Stundenkilometer schnell sein und eine Reichweite von 80 Kilometern haben. Ein erster Testflug ist für nächstes Jahr geplant. Ein erstes Flugtaxi ohne Flügel, rund zwei Tonnen schwer, hat Airbus schon im vergangenen Jahr bei zahlreichen Testflügen ausprobiert.
Der Luftfahrtexperte Florian Holzapfel, Professor für Flugsystemdynamik an der Technischen Universität München, sieht in dem Fliegen per Flugtaxi zwar eine "gigantisch große Chance". Seiner Einschätzung nach liegen aber nicht die großen Luftfahrtkonzerne, sondern vor allem die neuen, kleineren Firmen ganz vorne bei der Entwicklung - zum Beispiel das Unternehmen Autoflight, das bald in Augsburg Testflüge machen will. Das Unternehmen sei "technisch wahnsinnig weit", hatte Holzapfel dem BR bereits im Januar gesagt. Insgesamt entwickle sich Bayern zu einem Zentrum für die Entwicklung der Flugtaxis, was auch an den Fördergeldern liege, so Holzapfel.
Dass Airbus bei dem Forschungsprojekt zur Infrastruktur jetzt vorangeht und bisher keine anderen Flugtaxi-Entwickler dabei sind, könnte eine Strategie sein, mögliche Rückstände bei der Entwicklung wettzumachen. Schließlich braucht es nicht nur ein zuverlässiges Fluggerät, sondern auch Genehmigungen, Landeplätze, Lademöglichkeiten für die Akkus - und Akzeptanz in der Bevölkerung. Darum will sich Airbus in dem Projekt auch bemühen. Denn ein Flug dürfte anfangs vor allem etwas für wohlhabendere Passagiere sein. Den Fluglärm müssen aber alle ertragen. Laut Airbus wird das neue Flugtaxi nur noch 65 bis 70 Dezibel laut. Die herkömmlichen, mit Kerosin betriebenen Hubschrauber hätten bis zu 90 Dezibel.