Gehaltsstudie Vorstandsfrauen verdienen mehr als Männer
Frauen sind in den Vorständen deutscher Unternehmen noch immer in der Minderheit. Beim Gehalt liegen sie einer aktuellen Studie zufolge allerdings vor den Männern - wobei der Vorsprung schmilzt.
Frauen in Vorständen der deutscher Spitzenunternehmen in den Aktienindizes DAX, MDAX und SDAX verdienen noch immer im Schnitt mehr als ihre männlichen Kollegen. Der Gehaltsvorsprung der Top-Managerinnen schrumpfte im vergangenen Jahr allerdings, denn zuletzt sind die Gehälter der Männer vergleichsweise stärker gestiegen. So lautet das Ergebnis einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY. "Der Frauenanteil in den Vorstandsgremien wächst nur langsam. Aber zumindest liegen Frauen in der Vergütung vorn", analysierte EY-Partner Jens Massmann.
Und das schon seit Längerem: "Bereits im siebten Jahr lag 2021 die Gesamtdirektvergütung der Frauen oberhalb ihrer männlichen Kollegen in vergleichbaren Positionen", heißt es bei EY.
Hoher Marktwert, gute Verhandlungsposition
EY zufolge kassierten Frauen in der Topetage der 160 Firmen der DAX-Familie im vergangenen Jahr im Schnitt gut 2,4 Millionen Euro und damit 348.000 Euro mehr als ihre männlichen Vorstandskollegen. Ein Jahr zuvor hatten weibliche Führungskräfte durchschnittlich sogar noch 421.000 Euro mehr verdient. Hochqualifizierte Top-Managerinnen haben Massmann zufolge weiterhin eine sehr gute Verhandlungsposition. Da geeignete Kandidatinnen knapp seien, erhöhe sich ihr Marktwert und damit auch ihre Vergütung.
In der obersten deutschen Börsenliga, dem DAX mit 40 Unternehmen, verdienten weibliche Vorstandsmitglieder im Mittel 3,45 Millionen Euro und damit 80.000 Euro mehr als ihre Kollegen, die auf 3,37 Millionen Euro kamen. EY zufolge sind Frauen in den DAX-Vorständen am stärksten vertreten.
Wenig Managerinnen an der Spitze
In den 70 kleineren Firmen des SDAX kassierten weibliche Führungskräfte demnach mit durchschnittlich 1,16 Millionen Euro rund 18 Prozent mehr als ihre Vorstandskollegen. Im MDAX, der 50 mittelgroße börsennotierte Firmen umfasst, lagen hingegen die Männer mit 1,49 Millionen Euro vorn. Ihre Kolleginnen verdienten im Mittel gut 1,4 Millionen Euro.
Insgesamt stiegen die Gehälter der Vorstände ohne Vorsitzende in den untersuchten 160 Unternehmen im Schnitt um 24 Prozent auf 2,4 Millionen Euro. Die Verdienste der Vorstandschefs legten um 23 Prozent auf rund 3,3 Millionen Euro zu. Die Auswertung berücksichtigt nur Vorstandsmitglieder, die das ganze Jahr im Amt waren. Analysiert wurde die Gesamtdirektvergütung aus Fixgehalt und variablen Bestandteilen von 52 Frauen und 314 Männern. Beim Vergütungsvergleich bleiben Vorstandschefs außen vor, da es nach wie vor nur sehr wenige Managerinnen an der Spitze des Gremiums gibt.
Strukturelle Gründe für Gehaltsunterschiede
Auf dem Arbeitsmarkt insgesamt verdienten Frauen in Deutschland im vergangenen Jahr im Schnitt 18 Prozent weniger pro Stunde als Männer. Der Großteil des Unterschieds hat allerdings strukturelle Gründe. Frauen arbeiten zum Beispiel häufiger als Männer in Branchen und Berufen, in denen schlechter bezahlt wird und in denen sie seltener Führungspositionen erreichen. Außerdem haben Frauen häufiger als Männer Teilzeitstellen oder Minijobs.
Generell stieg der Frauenanteil in der Topetage der größten deutschen Unternehmen laut eines Berichts der deutsch-schwedischen AllBright-Stiftung innerhalb eines Jahres nur leicht um 0,8 Prozentpunkte auf 14,2 Prozent. Die Vorstände der insgesamt 160 DAX-, MDAX- und SDAX-Konzerne waren zum Stand September von 599 Männern und 99 Frauen besetzt. Knapp 85 Prozent der Vorstandsmitglieder sind also nach wie vor Männer.