Galeria Bonn (Archivbild)

Pläne für Galeria Karstadt Kaufhof Immer wieder sonntags?

Stand: 10.05.2024 19:43 Uhr

Es ist bereits die dritte Insolvenz bei Galeria - doch nun soll es wirklich besser werden. Eine der Zukunftsvisionen der neuen Eigentümer: Die Kaufhäuser sollen künftig öfter sonntags öffnen. Doch das dürfte schwierig werden.

Von Cosima Gill, WDR

In Bonn macht Galeria Karstadt Kaufhof etwas Besonderes beim Schulranzen-Verkauf: Sie bieten zeitweise eine orthopädische Beratung direkt im Laden an. Ein Experte gibt Kindern und Eltern Tipps basierend auf der Statur der Kinder.

Es sind genau solche Aktionen, von denen Peter Zysik als Betriebsratsvorsitzender bei Galeria Bonn hofft, dass sie langfristig Kunden in die Innenstädte locken. "Jetzt sind Geschäftsführer aufgerufen, innovativ zu sein in den lokalen Strategien, das wird uns nachhaltig weiterhelfen."

Fokus auf den Standort

Gebraucht werden laut Zysik lokale Vertriebskonzepte. Denn die Erwartungen der Kunden können je nach Standort variieren: Was in einer Kleinstadt gefragt ist, kann sich von den Bedürfnissen der Kundschaft auf einer luxuriösen Einkaufsstraße wie der Königsallee in Düsseldorf unterscheiden.

"Es ist entscheidend, dass der Kunde die richtige Ware zum richtigen Preis am richtigen Ort finden", so Zysik. Als Beispiel für eine lokale Vertriebsstrategie nennt er für den Bonner Standort Events zur Karnevalssaison. Das sei einige Jahre vernachlässigt worden.

Bis zu 100 Millionen Euro Investment

Die neuen Eigentümer von Galeria Karstadt Kaufhof wollen in den nächsten zwei bis drei Jahren bis zu 100 Millionen Euro investieren. Geplant sei das Investment für die Modernisierung, heißt es aus Käuferkreisen gegenüber dem WDR.

Seit Anfang April ist bekannt, dass ein Konsortium aus der US-Investmentgesellschaft NRDC und der Beteiligungsfirma BB Kapital SA des Unternehmers Bernd Beetz Galeria übernehmen will. Und sie bringen neue Ideen mit. Der Vorschlag: Jedes Haus könnte künftig einmal pro Monat an einem Sonntag öffnen und so als Publikumsmagnet die Innenstädte beleben.

Verkaufsoffene Sonntage als Strategie

"An den verkaufsoffenen Sonntagen verzeichnen wir einen deutlich stärkeren Umsatz im Vergleich zu den üblichen Stunden an einem normalen Wochentag", bestätigt Hans-Peter Neußer, Filialleiter von Galeria Karstadt Kaufhof in Düren. "Sonntags kommen komplette Familien zusammen, um gemeinsam einzukaufen. Es wird zu einem richtigen Familienereignis."

Doch mehr verkaufsoffenen Sonntage durchzubringen dürfte schwierig werden. In den meisten Städten kämpfen die Gewerkschaften und Kirchen gegen Sonntagsöffnungen - ver.di zieht dagegen sogar immer wieder vor Gericht.

Auch Peter Zysik, Betriebsratsvorsitzender von Galeria Karstadt Kaufhof in Bonn, äußert sich kritisch zu der Idee: "Als Arbeitnehmervertreter stehe ich Sonntagsarbeit von Kolleginnen und Kollegen, die oft schon unter herausfordernden Arbeitsbedingungen arbeiten, skeptisch gegenüber." Für ihn steht die Debatte zur Sonntagsarbeit für die Zukunft von Galeria und der Innenstädte nicht an oberster Priorität.  

In letzter Zeit hagelte es schlechte Nachrichten für viele Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, denn 16 der noch bestehenden 92 Kaufhäuser sollen schließen, rund 1.400 von 12.800 Arbeitsplätzen sollen wegfallen.

Kritik am Konzept Warenhaus

Auch Einzelhandelsexpertin Hanna Schramm-Klein ist sich unsicher, ob solche Sonntage die Innenstädte mehr beleben würden. "Denn ein Einkauf am Sonntag ist eher kein Versorgungseinkauf, sondern die Menschen wünschen sich viel mehr einen Erlebnisausflug. Das Problem ist, dass der Besuch in den meisten der aktuell bestehenden Warenhäuser eher keinen Erlebnisausflug darstellt."

Sie äußert auch grundsätzliche Bedenken gegenüber dem Konzept des Warenhauses. Denn die meisten verbliebenen Warenhäuser würden nicht mehr dem aktuellen Konsumverhalten entsprechen. "Das Sortiment und das Beratungsangebot sind auf ein veraltetes Konsumverhalten ausgelegt. Es ist zu groß, zu viel und gibt zu wenig Besonderes."

Das Sortiment wird verändert

Laut Medienberichten soll sich auch das Sortiment bei Galeria verändern: Man will mit Kosmetik, Handtaschen und Damenwäsche mehr Kundinnen anlocken - außerdem könnten Supermärkte in viele Standorte einziehen. Darüber wird zum Beispiel mit Rewe zurzeit noch verhandelt. Eine Spezialisierung hält Schramm-Klein für eine gute Idee, die Kunden überzeugen könnte.


Die skeptischen Einschätzungen einiger Experten spornen Geschäftsführer Hans-Peter Neußer aus Düren an. Er möchte denjenigen, die seit Jahren das Warenhaus als überholt darstellen, das Gegenteil beweisen. Sein Ziel ist es zu zeigen, dass das Warenhaus als Verkaufsmodell auch weiterhin rentabel sein kann.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR1 Niedersachsen Aktuell am 10. Mai 2024 um 18:00 Uhr.