US-Technologiekonzerne Google und Microsoft trotzen starkem Dollar
Die starke US-Währung und die Wirtschaftsabkühlung machen den Tech-Konzernen Google und Microsoft zu schaffen. Doch trotzdem können sie noch hohe Milliardengewinne erwirtschaften.
Der Google-Mutterkonzern Alphabet hat die weltweite Wirtschaftsabkühlung und den starken Dollar zu spüren bekommen. Im vergangenen Quartal fiel der Quartalsgewinn im Jahresvergleich von 18,5 auf 16 Milliarden Dollar zurück, wie der US-Technologiekonzern gestern Abend nach US-Börsenschluss mitteilte.
Wachstum immer gedämpfter
Der Umsatz kletterte um 13 Prozent auf knapp 69,7 Milliarden Dollar. Die Wachstumsrate bei den Erlösen ging damit das vierte Quartal in Folge zurück und fiel auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren. Google-Finanzchefin Ruth Porat sprach dennoch von "soliden" Zahlen. Sie verwies darauf, dass die Erlöse währungsbereinigt um 16 Prozent gestiegen waren.
Der starke Dollar hatte Google somit drei Prozentpunkte Umsatz-Wachstum gekostet. Porat warnte, dass sich Investoren im laufenden Jahr auf einen "noch stärkeren Gegenwind" einstellen müssten. Der US-Dollar notiert zurzeit auf einem 20-Jahres-Hoch.
Werbegeschäft läuft immer noch gut
Positiv stach in der Bilanz das Werbegeschäft heraus: Der wichtigste Bereich des Google-Konzerns wuchs nämlich im Jahresvergleich um 11,6 Prozent auf 56,3 Milliarden Dollar. Der Internetriese trotzte damit den sich verschlechternden Marktbedingungen: Angesichts der hohen Inflation und der schwächelnden Wirtschaft hatte sich zuletzt ein Abschwung bei Online-Werbeausgaben abgezeichnet, da Unternehmen auf die Kostenbremse treten.
Bei der Einordnung der Zahlen gilt es zudem auch, einen Basiseffekt zu beachten. So strich Google-Finanzchefin Ruth Porat heraus, dass jede augenscheinliche Schwäche nicht zuletzt auf dem Vergleich mit den starken Vorjahreszahlen beruhe. Vor einem Jahr hatte Google deutlich vom Homeoffice-Trend profitiert, die Erlöse sprangen damals um 62 Prozent in die Höhe.
Google-Aktie gefragt
Anleger reagierten erleichtert auf die Vorlage der Bilanzzahlen. Die Aktie des Google-Mutterkonzerns Alphabet sprang im nachbörslichen US-Handel um 3,5 Prozent in die Höhe. Allerdings hatte das Papier in diesem Jahr auch schon rund 27 Prozent verloren und damit mehr als der S&P 500.
Die positive Marktreaktion ist überdies den im Vorfeld bereits stark gesunkenen Erwartungen des Marktes geschuldet. Analysten hatten mit einem schwachen Quartal gerechnet und ihre Prognosen angesichts wachsender Ängste vor einer US-Rezession und enttäuschenden Zahlen kleinerer Tech-Unternehmen wie Snap zuletzt immer weiter reduziert.
Microsoft steigert Gewinn und Umsatz
Im Gegensatz zu Google fiel die Marktreaktion auf die ebenfalls gestern Abend vorgelegten Microsoft-Quartalszahlen zunächst negativ aus. Die Microsoft-Aktie gab nachbörslich anfangs drei Prozent nach, konnte dann aber ins Plus drehen. Microsoft hatte seinen Nettogewinn im vierten Geschäftsquartal auf 16,7 Milliarden Dollar gesteigert nach zuvor knapp 16,5 Milliarden.
Die Erlöse legten um zwölf Prozent auf 51,9 Milliarden Dollar zu. Währungsbereinigt belief sich der Umsatz-Anstieg auf 16 Prozent. Microsoft erwirtschaftet mehr als die Hälfte seiner Einnahmen außerhalb der USA und ist damit auch stärker von der Dollar-Entwicklung abhängig. Corona-Lockdowns in China, Belastungen durch den Ukraine-Krieg und der zuletzt schwache PC-Markt erschwerten überdies die Geschäfte.
Für ähnlich viel Spannung wie die Zahlenvorlagen von Microsoft und Google dürften nun die Quartalszahlen von Facebook-Eigner Meta sorgen, die heute Abend nach US-Börsenschluss veröffentlicht werden. Analysten fürchten den ersten Umsatzrückgang in der Firmengeschichte des Social-Media-Konzerns.