Folgen der Konjunkturflaute Mehr Start-ups rechnen mit Insolvenz
Die Konjunkturflaute geht an deutschen Start-ups nicht spurlos vorüber. Viele schätzen die aktuelle Situation skeptisch ein. Auch gesamtwirtschaftlich betrachtet steigt die Zahl der Insolvenzen.
Die Konjunkturflaute trifft auch deutsche Start-ups. Aktuell befürchtet rund jedes neunte Startup (elf Prozent) eine Insolvenz in den kommenden zwölf Monaten, wie aus einer Umfrage es Digitalverbands Bitkom unter 172 Tech-Start-ups hervorgeht.
Fast die Hälfte berichtet, in den vergangenen zwei Jahren habe sich die Situation für junge, schnell wachsende Unternehmen in Deutschland verschlechtert - vor einem Jahr lag dieser Anteil noch bei 30 Prozent.
"Gründerinnen und Gründer sind von Natur aus zuversichtlich, das zeigt sich insbesondere beim Blick auf das eigene Unternehmen", sagte Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst. Immerhin sehen nur sieben Prozent für das eigene Start-up eine schlechtere Lage, 30 Prozent stellen dagegen eine bessere Lage fest.
Politik wird zum Handeln aufgefordert
Dass Gründerinnen und Gründer allerdings die allgemeine Situation mittlerweile deutlich schlechter sehen, betrachtet der Bitkom-Präsident als Alarmsignal: "Die skeptischen Einschätzungen der allgemeinen Situation von Start-ups sollten aber aufhorchen lassen." Die Bundesregierung habe sich mit Blick auf die Start-up-Förderung viel vorgenommen und schon einiges umgesetzt, etwa eine bessere Mitarbeiterbeteiligung und eine stärkere Finanzierung durch den Wachstumsfonds.
"Nun hat sich die Konjunktur eingetrübt, die Bundesregierung sollte ihre Start-up-Programme entsprechend ausbauen", betonte der Bitkom-Lobbyist. So sollte der von der Regierung angekündigte sogenannte KI-Voucher rasch eingeführt werden. "Mit ihm würde die Zusammenarbeit von Mittelständlern und Start-ups bei Künstlicher Intelligenz (KI) finanziell unterstützt", hieß es.
Zahl der Insolvenzen zuletzt gestiegen
Tatsächlich haben es derzeit aber nicht nur Start-ups schwerer - auch gesamtwirtschaftlich betrachtet ist die Zahl der Insolvenzen zuletzt weiter gestiegen: Laut dem IWH-Insolvzentrend, den das Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle monatlich veröffentlicht, gab es im April dieses Jahres 1.367 Insolvenzen von Personen- und Kapitalgesellschaften in Deutschland. Das waren fünf Prozent mehr als im März und 47 Prozent mehr als im April 2023.
Allerdings sei das kein Grund zu Besorgnis, betonte Steffen Müller, Leiter der IWH-Abteilung Strukturwandel und Produktivität: "Während die derzeit noch außergewöhnlich hohe Zahl an Insolvenzen besorgniserregend wirkt, zeigen die Frühindikatoren klar in Richtung Entspannung", sagte Müller: "Die Werte der Frühindikatoren sind seit drei Monaten kontinuierlich zurückgegangen. Ich gehe davon aus, dass die Insolvenzzahlen bereits ab Mai, spätestens jedoch ab Juni wieder sinken."