Streamingdienst Paramount Plus

Paramount+ bald in Deutschland Bewegung auf dem Streaming-Markt

Stand: 17.02.2022 08:04 Uhr

Durch Disney+ ist die jahrelange Dominanz von Netflix und Amazon beim Streaming zuletzt bereits ein wenig gebröckelt. Nun stoßen noch weitere Plattformen wie Paramount+ dazu. Auch TV-Sender rüsten auf.

Von Till Bücker, tagesschau.de

Besonders Fans der Science-Fiction-Kultfilme "Star Trek" dürften den Start des Streaming-Dienstes Paramount+ in Deutschland sehnsüchtig erwarten. Denn die neue Plattform besitzt die Rechte an den Filmen und Serien - unter anderem auch für die neue Reihe "Strange New Worlds", die im Mai in den USA an den Start gehen soll.

Paramount+ ist Teil des US-Medienkonzerns ViacomCBS. Um die Vermarktung weiter zu verbessern und damit den von Netflix, Disney, Amazon und Apple dominierten Streamingmarkt anzugreifen, hat sich das Unternehmen in dieser Woche umbenannt. Ab sofort heißt es wie das eigene berühmte Filmstudio: Paramount. "Paramount ist eine Idee: Ein Versprechen, die Besten zu sein", sagte die Gründer-Erbin Shari Redstone, gleichzeitig Chefin des Verwaltungsrates.

Star Trek-Serie auf Paramount Plus: Strange New Worlds

Die neue Star Trek-Serie "Strange New Worlds" wird exklusiv auf Paramount Plus zu sehen sein.

"Pioniere einer aufregenden neuen Zukunft"

Paramount sei mit seiner langen Geschichte ein Pionier des goldenen Zeitalter Hollywoods gewesen, betonte Firmenchef Bob Bakish. "Heute, da wir den Namen Paramount annehmen, sind wir Pioniere einer aufregenden neuen Zukunft." Paramount Pictures ist eines der fünf Major-Studios in den USA und produzierte Klassiker wie "Jäger des verlorenen Schatzes", "Der Pate", "Spiel mir das Lied vom Tod", "Forest Gump" oder "Titanic". Auch neuere Filme wie "Mission Impossible" und "Transformers" wurden von Paramount hergestellt.

Nun will der Medienkonzern, zu dem auch TV-Sender wie CBS, Showtime, Comedy Central und MTV sowie das kostenfreie Streamingportal Pluto TV gehören, im großen Stil im Streaming-Markt mitmischen. "Wir wissen, dass die Möglichkeit, die wir haben, riesig ist", so Bakish weiter. Paramount+ gibt es in der jetzigen Form seit März 2021. Bereits jetzt sollen in den USA mehr als 2000 Filme und fast 600 Serien verfügbar sein. Dazu kommen Sportangebote, Reality-TV, Comedy-Shows und aktuelle Nachrichten.

Ende des Jahres hatte Paramount+ weltweit 32,8 Millionen Nutzer, wie der Konzern bei der Vorstellungen der Geschäftszahlen mitteilte. Allein im vierten Quartal kamen danach etwa 7,3 Millionen dazu. Um mit den Streaming-Giganten gleichzuziehen, ist es jedoch noch ein weiter Weg. Zum Vergleich: Disney+ kommt aktuell auf knapp 130 Millionen Abonnenten, Rivale Netflix auf rund 222 Millionen. Bis 2024 will Paramount die 100 Millionen-Marke knacken.

Ende des Jahres könnte Paramount+ nach Deutschland kommen

Dafür nimmt der Konzern viel Geld für Inhalte in die Hand. 2024 sollen mehr als sechs Milliarden Dollar unter anderem in zwei "South Park"-Filme, einen "Baby Shark"-Film für jüngere Kinder und eine neue "Dora the Explorer"-Serie fließen. Schon in diesem Jahr sollen neben den Star-Trek-Inhalten auch Paramounts neue an die Videospielreihe angelehnte Science-Fiction-Serie "Halo" sowie bekannte Formate wie "Dexter" zu sehen sein.

Bislang ist Paramount+ lediglich in den USA, Kanada, Lateinamerika, Ungarn, Russland und im Nahen Osten verfügbar. Im Sommer stößt Großbritannien dazu. Deutschland und andere Teile Europas sollen schließlich Ende des Jahres folgen. In Europa arbeitet Paramount dabei mit Sky zusammen. Die Folge: Das Portal wird es sowohl als Einzelabo, als auch ohne Aufpreis im Cinema-Abo des deutschen Pay-TV-Senders geben.

Damit folgt Paramount seinem Rivalen NBCUniversal. Auch das New Yorker Medienunternehmen schloss für seinen neuen Streaming-Dienst Peacock einen Deal mit Sky ab, um seine Inhalte dort zu platzieren. Seit Ende Januar sind dadurch die Filme und Serien des Hollywoodstudios Universal Pictures hierzulande verfügbar. Dazu zählen etwa "Gladiator", "Dr. House" oder "Battlestar Galactica". In den USA wurde bereits bekannt, das auch der 2021 im Kino gelaufene "Fast & Furious 9" exklusiv bei Peacock erscheint.

RTL schließt Deal mit Warner ab

Auch alle neuen Filme von Paramount Pictures sollen ab 2024 lediglich noch bei Paramount+ zu sehen sein, nachdem sie die Kinoleinwand verlassen. Ähnlich geht Disney vor, die ihre Blockbuster "Star Wars" oder "Avengers" nur noch bei Disney+ zeigen. Die Strategie der Produktionsfirmen trifft besonders die etablierten Streaminganbieter Netflix und Amazon Prime Video hart. Zwar drehen sie mittlerweile vermehrt eigene Filme, ausgleichen lässt sich der Verlust von beliebten Highlights aber nicht unbedingt. Das beweist das zuletzt nachlassende Wachstum bei den Nutzerzahlen.

Ein weiteres Problem sind private TV-Sender, die ihre Mediatheken ebenfalls aufrüsten. Ein Durchbruch für sein wachsendes Streamingangebot RTL+ könnte nun RTL gelungen sein: Das Unternehmen schloss einen Deal mit dem US-Medienkonzern Warner ab. "Die Vereinbarung sichert RTL Deutschland den Zugriff auf zahlreiche Highlights aus dem reichhaltigen Portfolio des US-Major-Studios", teilte RTL am Mittwoch mit. Im Paket sind auch Produktionen der Warner-Streaming-Tochter HBO Max enthalten, zum Beispiel "Game of Thrones".

Zudem erhält RTL Rechte für Erstausstrahlungen im Free TV. "Die Partnerschaft mit Warner Bros. Germany beginnt im ersten Quartal dieses Jahres und ist den Angaben zufolge auf mehrere Jahre angelegt. Warners Portfolio umfasst Kinofilme wie die "Harry Potter"-Reihe, "Batman" oder "Wonder Woman". Im Serienbereich reicht die Bandbreite von "Pretty Little Liars" über "Sex and the City" bis zu "The Big Bang Theory".

Constantin Röse, HR, 17.02.2022 08:18 Uhr