Konzern legt Zahlen vor SAP schafft Wende hin zum Cloudgeschäft
Deutschlands größter Softwarekonzern SAP hat im vergangenen Jahr deutlich mehr Umsatz mit Clouddiensten gemacht als erwartet - zu Lasten der Gewinnmarge, die mit dem Tempo nicht mithalten konnte.
Der Walldorfer Softwareanbieter SAP hat im vergangenen Jahr seine selbst gesteckten Unternehmensziele übertroffen und die Wende hin zum Cloudgeschäft und weg vom Verkauf von Softwarelizenzen geschafft. So sind die Umsätze mit Clouddiensten um ein Sechstel auf 9,42 Milliarden Euro gestiegen. Im wichtigen vierten Quartal belief sich das Plus sogar auf 28 Prozent, während die Gesamterlöse nur um sechs Prozent zulegten.
Die Gewinne konnten allerdings mit dem kräftigen Wachstum nicht mithalten. So schrumpfte das operative Ergebnis um ein Prozent auf 8,23 Milliarden Euro. Unter dem Strich blieb ein Gewinn von 5,38 Milliarden Euro übrig, zwei Prozent mehr als im Vorjahr. Das Management um Vorstandschef Christian Klein hatte bereits vor zu hohen Erwartungen gewarnt, weil derzeit die Wachstumschancen im Vordergrund stünden und der Konzern dafür viel Geld in die Hand nehmen müsse.
Wachstum im Cloudgeschäft kostet Geld
Tatsächlich erfordert die Beschleunigung der Cloudgeschäfte Investitionen in Technik, Produkte und Werbung. Zudem sind die Cloudprodukte zunächst nicht so profitabel wie teure Softwarepakete im einmaligen Lizenzverkauf. Sie sollen sich aber über die Laufzeit und eine höhere Kundenbindung nach und nach rentieren, denn die Cloudsoftware wird entweder im Abo bezahlt oder über Nutzungsgebühren. Die Aktionäre reagierten verhalten auf die Zahlen. Der Kurs von SAP an der Frankfurter Börse legte am Morgen nur um gut ein Prozent zu.
Für Enttäuschung sorgte zunächst auch der Blick auf die Gewinnaussichten in diesem Jahr. Hier peilt SAP ein weitgehend stabiles operatives Ergebnis an, das aber auch um bis zu fünf Prozent sinken könnte. Analysten hatten mit mehr gerechnet. Dabei sollen die Einnahmen vor allem im Cloudgeschäft aber weiter zweistellig zulegen. Vorstandschef Klein geht diesbezüglich von einem Umsatzplus von 23 bis 26 Prozent aus - ein schnelleres Wachstum als im vergangenen Jahr. Dagegen soll der Produktumsatz nur um vier bis sechs Prozent wachsen.
Weg vom traditionellen Geschäft
"Immer mehr Unternehmen entscheiden sich für die SAP, um sich neu aufzustellen, stabile Lieferketten aufzubauen und sich auf dem Weg in die Cloud zu nachhaltigen Unternehmen zu entwickeln", sagte Firmenchef Klein, der das Rundum-Angebot "Rise with SAP" auf den Markt gebracht hat, um Kunden beim Wechsel in die Cloud stärker an die Hand zu nehmen.
Vor gut einem Jahr war Klein noch damit beschäftigt, seine neue Vorstandsriege rund um die Marketingchefin Julia White vorzustellen und seine Cloudstrategie zu erklären, mit der er sich über kurz oder lang vom traditionellen und in der Corona-Krise unter die Räder gekommenen Geschäft mit Softwarelizenzen verabschieden will. Genau wie seine US-Rivalen Salesforce, Workday oder Oracle setzt SAP deswegen auf den Verkauf von flexibleren Web-Abos, die in der Regel regelmäßig bezahlt werden und nicht einmalig, was Umsätze prognostizierbarer macht.