
Sparkassenverband Gute Geschäfte trotz drohender Regulierung
Die mehr als 350 Geldinstitute, die zum Sparkassenverband gehören, machen gute Geschäft. Der Unmut über drohende Regulierung europäischer Behörden wächst jedoch.
Die deutschen Sparkassen sehen sich von der Europäischen Kommission und der Europäischen Zentralbank bedrängt. Es geht um den Fonds, mit dem deutsche Sparkassenkunden vor eventuellen Pleiten geschützt werden. Es geht um staatliche Regulierungen, die für die oft kleinen Sparkassen schwer zu meistern sind. Und es geht um die grundsätzliche Skepsis in Brüssel gegenüber deutschen Sparkassen. Da sie von Städten und Landkreisen getragen werden, werden Wettbewerbsvorteile gegenüber privater Konkurrenz vermutet.
Wie sehr sich die Sparkassen unter Druck fühlen, ist deutlich geworden, als der Deutsche Sparkassenverband die Geschäftszahlen des vergangenen Jahres vorstellte. Vordergründig wurden Erfolge der Sparkassen präsentiert. Doch durch die langen Reden von drei Verbandsvorständen zog sich die Klage über europäische Behörden. "Wir erwarten von der EU, dass sie uns keine Stöcke in die Speichen wirft", sagte Verbandspräsident Ulrich Reuter, "Stöckchenwerfer gibt es in Brüssel hinreichend."
Eine Gruppe und kein Konzern
Die Sparkassengruppe besteht aus 348 unabhängigen Sparkassen und einigen Landesbanken, Bausparkassen, Versicherungsunternehmen und Spezialinstituten. Der Sparkassenverband bezeichnete seine Veranstaltung in Frankfurt zwar als "Bilanzpressekonferenz", legte aber keine zusammengeführte Bilanz der Gruppe vor. Präsentiert wurden einige zusammengezählte Geschäftszahlen und Kennzahlen.
Zum Marktanteil zieht der Verband die Kredite an Unternehmen und Selbständige heran. Sparkassen und Landesbanken kommen hier auf 40 Prozent des Geschäfts in Deutschland. Wenn aus der neusten Bankenstatistik der Bundesbank auch das Kreditgeschäft mit Privatpersonen hinzugerechnet wird, ist der Anteil nicht mehr ganz so hoch - liegt aber immer noch bei 35 Prozent. Das zeigt, dass das Geschäft mit Privatkunden zwar immer noch tief verankert ist. Das Geschäft mit - zumeist regionalen - Unternehmen läuft aber besser. Im sogenannten Einlagengeschäft haben Sparkassen und Landesbanken 31 Prozent aller deutschen Kundengelder in ihren Büchern.
Konkurrenz von Genossenschaftsbanken
Größter Konkurrent ist die ebenfalls lokal verwurzelte Gruppe der Volks- und Raiffeisenbanken. Im Vergleich zu den Sparkassen gibt es fast doppelt so viele Genossenschaftsbanken, deren Geschäftsvolumen aber nur halb so groß ist. Während es bei Volks- und Raiffeisenbanken im vergangenen Jahr zu einigen Schieflagen und Notfusionen kam, verwies Sparkassenpräsident Reuter darauf, keine Problemfälle gehabt zu haben.
Lokale Banken betreiben viele Filialen. Bei den Sparkassen waren es vergangenes Jahr rund 6.700 Filialen, in denen zumindest zeitweilig Personal weiterhilft. Derzeit arbeiten fast 200.000 Menschen bei deutschen Sparkassen und 90.000 Menschen bei zentralen Unternehmen der Gruppe. Verbandspräsident Reuter rechnet damit, dass dauerhaft 2.500 Jobs pro Jahr dazukommen.
Trotz dieses hohen Aufwands arbeiten Sparkassen vergleichsweise effektiv: Die neuesten Zahlen der Bundesbank stammen von 2023. Damals gaben alle Banken von jedem Euro, den sie verdienten, im Durchschnitt gut 59 Cent für Kosten wieder aus. Bei der Teilgruppe der Sparkassen waren es nur 56 Cent, während die Genossenschaftsbanken gut 60 Cent Kostenlast hatten.
Unklarheit über Gewinne
Die Gewinnsituation der Sparkassengruppe ist unklar. Amtliche Angaben sind fast doppelt so hoch wie Zahlen des Sparkassenverbandes. Der Verband berichtet allerdings über die ganze Gruppe mit ihren zahlreichen Zentralinstituten, währen die Bundesbank in ihrer Bankenstatistik die Sparkassen gesondert erfasst.
Nach Verbandsangaben wurde vergangenes Jahr Gewinn vor Steuern von 7,3 Milliarden Euro erwirtschaftet, nach 6,8 Milliarden Euro im Jahr 2023. Die Bundesbankstatistik nennt noch keine Zahlen für 2024. Im Jahr 2023 hatten die deutschen Sparkassen laut Bundesbank aber vor Steuern 14,3 Milliarden verdient - und damit deutlich mehr als die Genossenschaftsbanken (9,3 Milliarden Euro).