900-Millionen-Dollar-Betrug Theranos-Gründerin Holmes tritt Haft an
Bis zuletzt wehrte sich die Unternehmerin Holmes gegen ihre elfjährige Haftstrafe - nun ist sie doch in ein Bundesgefängnis überstellt worden. Die Theranos-Gründerin hatte Investoren mit vermeintlich revolutionären Bluttests betrogen.
Die ehemalige Starunternehmerin des Silicon Valley, Elizabeth Holmes, sitzt in Texas im Gefängnis. Die Gründerin des Unternehmens Theranos, das mit einem großangelegten Bluttest-Schwindel in die Schlagzeilen geriet, muss im bundesstaatlichen Frauengefängnis in der Stadt Bryan eine elfjährige Haftstrafe absitzen.
Die Bundesbehörde FBI bestätigte, dass die 39-Jährige überstellt worden sei. Die Haftanstalt liegt nahe der Großstadt Houston, wo Holmes aufgewachsen ist. Vor dem Gang in das Gefängnis musste sie sich von ihren beiden Kindern verabschieden: Einen Sohn, der im Juli 2021 wenige Wochen vor Beginn ihres Prozesses geboren wurde, und eine drei Monate alte Tochter.
Holmes Widerspruch wurde abgewiesen
Im Januar 2022 hatte eine Jury Holmes des Betrugs für schuldig befunden. Im November des vergangenen Jahres legte ein US-Bezirksrichter dann das Strafmaß von elf Jahren Gefängnis fest, das fiel geringer aus als die von der Staatsanwaltschaft geforderten 15 Jahre Haft.
Gegen Kaution lebte Holmes bis vor Kurzem mit dem Vater der Kinder in der Gegend von San Diego. Vor wenigen Wochen hatte ein Berufungsgericht ihren Antrag abgewiesen, den Haftantritt bis zum Abschluss des Widerspruchsverfahrens auszusetzen. Ursprünglich sollte Holmes ihre Haftstrafe bereits Ende April antreten. Doch mit ihrem Antrag, den Haftbeginn für die Dauer der Berufung auszusetzen, wurde dieser Zeitplan gekippt.
Finanzkräftige Investoren stiegen ein
Holmes war dafür verurteilt worden, als Geschäftsführerin des Unternehmens Theranos Investoren um Hunderte Millionen Dollar gebracht zu haben, indem sie ihnen vorgetäuscht hatte, ihr 2003 gegründetes Start-up habe ein revolutionäres Gerät für Bluttests entwickelt. Tests, für die normalerweise Ampullen mit Blut über die Venen entnommen werden müssen, sollten mit ihrer Methode angeblich über einen Piks in den Finger funktionieren.
Die charismatische Jungunternehmerin wurde als Tech-Pionierin gefeiert. Investoren steckten fast eine Milliarde Dollar in die Start-up-Firma. Theranos erreichte in Finanzierungsrunden eine Bewertung von neun Milliarden Dollar (8,4 Mrd. Euro). Holmes selbst wurde zur Milliardärin.
Unternehmerin streitet Betrugsvorwürfe ab
Doch Theranos' Bluttestmaschine namens Edison produzierte nicht die erwarteten Ergebnisse, weshalb die Firma geheim auf konventionelle Tests zurückgriff. Recherchen des "Wall Street Journals" führten schließlich dazu, dass der Skandal an die Öffentlichkeit geriet.
Holmes hatte stets bestritten, Investoren betrogen zu haben. Sie räumte zwar Fehler ein, beteuerte aber, an das Potenzial ihrer Technologie geglaubt zu haben. Sie machte außerdem ihren Ex-Freund und früheren Geschäftspartner Ramesh "Sunny" Balwani für den Skandal verantwortlich. Dieser wurde ebenfalls des Betrugs schuldig gesprochen und zu knapp 13 Jahren Haft verurteilt.