Erholung des Reisekonzerns TUI will Staatshilfen bis Jahresende zurückzahlen
Während der Pandemie musste der TUI-Konzern mit Staatshilfen gestützt werden. Die will das Unternehmen dank einer kräftigen Erholung nun bald zurückzahlen. Die Aktionäre stimmten für die nötige Kapitalerhöhung.
Der weltweit größte Reiseanbieter TUI hat angesichts der Erholung seines Geschäfts das Ziel bekräftigt, die restlichen Corona-Hilfen des deutschen Staates bis zum Jahresende zurückzuzahlen. "Wir werden die staatlichen Hilfen ablösen und die TUI fitmachen für profitables Wachstum", erklärte Finanzchef Mathias Kiep.
Die Unterstützung des Bundes soll nun in weiteren Schritten zurückgegeben werden, bis zum Jahresende mindestens in Höhe von 730 Millionen Euro plus Zinsen. Das Geld hierfür soll aus einer Kapitalerhöhung stammen, die auf der Hauptversammlung beschlossen wurde. Die Staatshilfen umfassen neben einer Stillen Einlage eine Optionsanleihe sowie einen Kredit der Staatsbank KfW. Die Rückzahlung hatte der Konzern bereits Ende vergangenen Jahres angekündigt.
Vereinbarung mit dem Stabilisierungsfonds
Mittels einer Kapitalerhöhung geben börsennotierte Unternehmen neue Anteilsscheine am Markt aus - und erhöhen damit ihr Eigenkapital. Sie verkaufen also Unternehmensanteile, um an frisches Kapital zu kommen. Im Fall von TUI handelt es sich um eine Kapitalerhöhung mit Bezugsrechten. Das heißt, dass bisherige TUI-Aktionäre zuerst die Möglichkeit erhalten, die neu ausgegeben Aktien zu erwerben, damit sich ihre Anteile nicht verwässern. Zuvor soll aber noch das Grundkapital der TUI herabgesetzt werden.
Bereits in den Vorjahren war das Finanzpolster des Konzerns aufgestockt worden, etwa vom früheren Großaktionär und russischen Oligarchen Alexej Mordaschow und von der Eigentümerfamilie der spanischen Hotelkette Riu. Gleichzeitig fuhr TUI einen harten Sparkurs, der auch zahlreiche Stellenstreichungen zur Folge hatte.
Für die Rückzahlung hatte die TUI-Führung eine neue Vereinbarung mit dem Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) geschlossen. Den Angaben zufolge verzichtet der WSF bis Ende 2023 auch auf das Recht, die Stille Einlage in neue TUI-Aktien zu wandeln und damit selbst Großaktionär des Konzerns zu werden. Zudem will TUI die Kreditlinien der Staatsbank KfW reduzieren, die sich Ende 2022 noch auf mehr als zwei Milliarden Euro beliefen.
Von der Pandemie erholt
In der Pandemie zählte die Touristik zu den am schwersten getroffenen Branchen. Dank staatlicher Milliardenhilfen und frischen Geldes seiner Eigner kam TUI durch die existenzbedrohende Zeit.
Doch jetzt lässt der Reisekonzern die Corona-Krise hinter sich: Der saisonal übliche Verlust im Winterquartal halbierte sich. Die Reisenachfrage sei bei gestiegenen Preisen hoch, erklärte das Unternehmen.
Mittelmeer-Ziele gefragt
In den vergangenen vier Wochen habe das Geschäftsvolumen das Vor-Pandemie-Niveau bei gleichzeitig höheren Durchschnittspreisen übertroffen, hieß es vom Konzern. Derzeit liegen die Durchschnittspreise für den Winter 2022/23 acht Prozent über dem Preisniveau des Vorjahres. TUI-Chef Sebastian Ebel sprach von einer ermutigenden Buchungsdynamik für den Sommer. Er will das Wachstum mit neuen Produkten, Kunden und damit höherem Marktanteil vorantreiben. Im laufenden Geschäftsjahr soll das bereinigte Betriebsergebnis deutlich steigen.
"Wir sind noch nicht da, wo wir früher waren, aber wir sind auf dem richtigen Weg", so der TUI-Chef. TUI-Aktien stiegen an der Londoner Börse um 3,5 Prozent. Die Reisebereitschaft leide nicht unter den höheren Lebenshaltungskosten, erklärte Ebel. Allerdings seien Ziele rund ums Mittelmeer stärker gefragt als teure Fernreisen. Das verheerende Erdbeben in der Türkei dämpfte die Buchungen für das beliebte Reiseziel. Kunden orientierten sich um auf Griechenland oder Spanien. Nach Einschätzung des TUI-Chefs dürfte das aber nur ein kurzzeitiger Effekt sein.
TUI halbiert Quartalsverlust
Im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres stieg der Umsatz von TUI um fast 60 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum auf 3,8 Milliarden Euro, der bereinigte operative Verlust belief sich auf 153 Millionen Euro, das Netto-Minus im Zeitraum von Oktober bis Dezember auf rund 232 Millionen Euro.
Alle Geschäftseinheiten seien erstmals wieder in Betrieb gewesen. "In einem weiterhin anspruchsvollen Marktumfeld profitierte die TUI von der anhaltenden Reisebereitschaft der Menschen", erklärte das Unternehmen. In dem Berichtszeitraum reisten knapp 3,3 Millionen Gäste mit TUI.