Schweizer Großbankenfusion UBS schließt Credit-Suisse-Übernahme ab
Die Übernahme der Großbank Credit Suisse ist nach Angaben der UBS vollzogen. Für die neue UBS arbeiten nach der Fusion etwa 120.000 Menschen - Experten rechnen aber damit, dass Tausende Stellen abgebaut werden sollen.
Die UBS hat die weltweit bedeutendste Bankenübernahme seit der Finanzkrise unter Dach und Fach gebracht. Die Schweizer Großbank vollzog laut einem heute in mehreren Zeitungen veröffentlichten offenen Brief die erst im März angekündigte Übernahme des angeschlagenen Rivalen Credit Suisse. "Heute erreichen wir einen wichtigen Meilenstein", hieß es in dem Schreiben. "Wir haben den rechtlichen Abschluss der Übernahme von Credit Suisse vollzogen."
Die UBS hatte in der vergangenen Woche Aussicht gestellt, dass die Übernahme des Konkurrenten am 12. Juni besiegelt würde. Mit dem Zusammenschluss entsteht der weltweit zweitgrößte Vermögensverwalter für Reiche und Superreiche. Es sei der "Anfang eines neuen Kapitels - für UBS, den Finanzplatz Schweiz und die globale Finanzindustrie". Man werde "Expertise, Größe und führende Stellung im Wealth Management bündeln, um ein noch stärkeres gemeinsames Unternehmen zu schaffen", so die UBS. Ziel sei es, stabile Verhältnisse zu gewährleisten.
Stellenabbau erwartet
Die neue UBS kommt auf ein verwaltetes Vermögen von über fünf Billionen Dollar und rund 120.000 Mitarbeiter. Dabei dürfte es allerdings nicht bleiben. Experten rechnen damit, dass die Großbank Tausende von Stellen streicht, um Doppelspurigkeiten abzubauen und zu sparen. Auf Konzernchef Sergio Ermotti, der extra für diese Aufgabe ans Steuer zurückgeholt worden war, warten jahrelange Integrationsarbeiten.
Die Notübernahme hatte die Schweizer Regierung Mitte März in die Wege geleitet. Nach zahlreichen Skandalen und Fehlschlägen war die Credit Suisse im vergangenen Jahr in eine existenzbedrohende Vertrauenskrise geraten. Das Traditionshaus hatte 2022 einen Verlust von 7,3 Milliarden Franken angehäuft, unter anderem weil die Erträge deutlich hinter den Kosten zurückblieben. Als die Kunden im großen Stil Gelder abzogen, wollte die Regierung verhindern, dass sich nach dem Zusammenbruch der amerikanischen Silicon Valley Bank im nervösen Marktumfeld eine größere Bankenkrise entwickelte.
Seitdem hat der Branchenprimus von Regulatoren rund um den Globus Bewilligungen für die drei Milliarden Franken schwere Transaktion eingeholt. Am vergangenen Freitag hatten sich UBS und der Bund schließlich auf die Einzelheiten von staatlichen Absicherungen für möglichen Verluste aus der Transaktion im Volumen von neun Milliarden Franken geeinigt und das nötige Abkommen unterzeichnet. Heute dürfte außerdem der letzte Handelstag der CS-Aktien an der Schweizer Börse SIX sein.
Integration des Schweizer Geschäfts als großer Knackpunkt
Die Leitung des kombinierten Unternehmens hatte Ermotti bereits vor rund einem Monat bekanntgegeben. Für viele überraschend sitzt als einziger ehemaliger Credit-Suisse-Manager der bisherige Bankchef Ulrich Körner im 16-köpfigen Gremium. Ihm gelang es nicht, den Untergang des 167-jährigen Instituts zu verhindern. Experten erwarten, dass nun bald Entscheidungen über die Führungskräfte in der zweiten und dritten Hierarchieebene fallen dürften.
Die wichtigste anstehende strategische Weichenstellung betrifft das Schweizer Geschäft der Credit Suisse. Die UBS hat von Beginn an eine volle Integration des Bereichs favorisiert. Doch dieser Plan sorgte in der Schweizer Politik wie auch in der breiteren Öffentlichkeit für Kritik. Neben einem umfangreichen Stellenabbau befürchten die Kritiker auch eine Einschränkung des Wettbewerbs.
Um dem entgegenzuwirken, wird eine Abspaltung des Credit-Suisse-Geschäfts im Heimatmarkt diskutiert. UBS-Konzernchef Ermotti will einen solchen Schritt prüfen und bis zum Ende des Sommers eine Entscheidung fällen.