US-Großbanken Bankgewinne als Vorboten der Rezession
Die großen US-Banken haben auch im zweiten Quartal Milliarden verdient. Doch die Entwicklung der Gewinne und Details der Bilanzen zeigen, wie groß die Gefahr einer Rezession ist.
Im vergangenen Jahr haben die Banken am Aufschwung nach Corona kräftig mitverdient, besonders die US-Großbanken. Nun sind sie die ersten, die einen drohenden Wirtschaftsabschwung in ihren Bilanzen quasi vorwegnehmen. Die US-Großbanken eröffnen traditionell den Zahlenreigen mit den Quartalsergebnissen. Und der Blick in die Bücher zeigt bei fast allen einen deutlichen Einbruch der Gewinne.
Gründe dafür nennt Professor Sascha Steffen von der Frankfurt School of Finance and Management. Auf der einen Seite seien die Investment-Bankaktivitäten "nach unten gegangen. Insbesondere das gesamte Beratungsgeschäft, weil jetzt immer mehr Firmen abwarten, größere Unternehmensverkäufe zu tätigen." Durch die Flaute im Investmentbanking haben sich die Gewinne bei der US-Großbank Goldman Sachs im zweiten Quartal des Jahres nahezu halbiert: auf 2,8 Milliarden Dollar. Im Vorjahreszeitraum lagen die Erträge im Investmentbanking-Geschäft noch bei 5,3 Milliarden Dollar.
Auch die größte US-Bank JP Morgan hat im zweiten Quartal gut ein Viertel weniger verdient als im Vorjahreszeitraum. Bei der Bank of Amerika, bei Wells Fago und der Citi Group waren die Gewinne ebenfalls schwächer.
"Alles tun, um einer Rezession entgegenzuwirken"
"Die Rezession ist die große Gefahr, die am Horizont ist, und was machen die Banken? Risiko werden reduziert", erläutert Steffen. "Man versucht, riskantere Investitionen nicht zu machen. Man versucht alles, um die Kapitalquote hochzuhalten, um einer Rezession entgegenzuwirken." Sprich: Die US-Banken bilden Rückstellungen in Milliardenhöhe.
Das geschehe auch aus Sorge vor ausfallenden Krediten, erklärt Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der niederländischen ING-Bank. "Die Banken gehen davon aus, dass die Leitzinserhöhung in den USA zu stark ausfallen wird, dadurch dafür sorgen wird, dass die Immobilienpreise fallen, dass es weniger Konsumentenkredite geben wird und dass sich die Wirtschaft in eine Rezession bewegen wird und Rezession kommt dann auch irgendwann mit Kreditausfällen einher."
US-Banken profitieren von höheren Zinsen
Andererseits verdienen die US-Banken dank der steigenden Zinsen auch wieder mehr Geld. Die US-Notenbank Fed hat - anders als die Europäische Zentralbank - den Leitzins bereits im Frühjahr erstmals angehoben, um damit dem Preisauftrieb entgegenzuwirken.
So sei das Umfeld für Banken in den USA immer noch vorteilhafter als in Europa, sagt Branchenkenner Steffen von der Frankfurt School of Finance. "Das hat mehrere Ursachen: So sind die europäischen Banken deutlich näher an der Ukraine, am Russland-Konflikt dran. Deutschland ist deutlich stärker abhängig von den Gasimporten aus Russland. Das heißt hier spielen einige Faktoren deutlich schneller rein." Trotz der hohen Rücklagen für mögliche Kreditausfälle haben US-Banken unter dem Strich weiter Milliarden verdient. Das dürfte bei deutschen Banken anders aussehen.