Vonovia hält jetzt 60 Prozent Übernahme von Deutsche Wohnen gesichert
Im dritten Anlauf hat es endlich geklappt: Der Wohnungskonzern Vonovia hat sich eine Mehrheit der Aktien des Konkurrenten Deutsche Wohnen gesichert. Damit steht einer Übernahme nichts mehr entgegen.
In Deutschland entsteht der mit Abstand größte private Wohnungskonzern Europas. Wie das Bochumer Unternehmen Vonovia heute mitteilte, ist es inzwischen im Besitz von 60,3 Prozent der Anteile des Berliner Rivalen Deutsche Wohnen. Damit steht dem Zusammenschluss der beiden DAX-Konzerne nichts mehr im Wege. Das Bundeskartellamt hatte bereits im Juni erklärt, keine Bedenken zu haben.
Die letzte Übernahmeofferte Vonovias für Deutsche Wohnen war Ende Juli noch an der Mindestannahmeschwelle von 50 Prozent gescheitert. Die Bochumer hatten nur 47,6 Prozent der Anteile einsammeln können. Auf diese Bedingung hatte das Unternehmen kurz vor Ende der Angebotsfrist verzichtet. Auch hatte das Management sein Angebot für Deutsche Wohnen auf 53 Euro je Aktie - insgesamt gut 19 Milliarden Euro - aufgestockt. Damit war einem neuerlichen Scheitern der Übernahme praktisch der Boden entzogen.
Angebotsfrist verlängert
Bereits Anfang vergangener Woche hatte Vonovia verkündet, dass es einen Anteil von 50,49 Prozent an der Deutschen Wohnen halte. Dennoch wurde die Annahmefrist für Deutsche-Wohnen-Aktien bis zum 21. Oktober verlängert. Damit könnte sich der Anteil der Papiere auf bis zu 70 Prozent erhöhen, schätzen Marktbeobachter.
Einen Gewinnabführungs- und Beherrschungsvertrag, der ein weiteres - möglicherweise höheres - Angebot nach sich ziehen würde, haben die Bochumer für die nächsten drei Jahre ausgeschlossen. Anleger, die auf einen höheren Preis spekulieren, müssen sich also gedulden und gehen zudem das Risiko eines rückläufigen Kurses ein. Auch hat sich Vonova frühzeitig die Unterstützung des Managements der Deutschen Wohnen gesichert. So soll deren Chef, Michael Zahn, und sein Finanzvorstand Philip Grosse in den Vonovia-Vorstand einziehen: Zahn als Stellvertreter von Vorstandschef Rolf Buch, Grosse als Finanzchef.
Unter Druck in Berlin
Mit dem Zusammenschluss entsteht der mit Abstand größte börsennotierte Wohnungskonzern in Europa. Den beiden im Leitindex DAX der Frankfurter Börse notierten Firmen gehören zusammen rund 550.000 Wohnungen im Wert von mehr als 80 Milliarden Euro, der größte Teil davon in Deutschland.
In Berlin, wo der größte Teil des Bestandes der Deutschen Wohnen liegt, steht das Unternehmen in der Kritik. Dort setzt sich ein breites Bündnis verschiedener Gruppen für die Enteignung des Konzerns ein - und hat bei einem Volksentscheid am Wahlsonntag Ende September sogar eine Mehrheit der Wahlberechtigten hinter sich vereinigen können. Rechtlich bindend ist das Votum zwar nicht; auch hat sich die Spitzenkandidatin der Berliner SPD, Franziska Giffey, gegen eine Vergesellschaft ausgesprochen. Doch hat die Abstimmung den Druck auf die großen Wohnungskonzerne deutlich erhöht. Vonovia-Chef Rolf Buch hat der künftigen Berliner Landesregierung deshalb angeboten, an einer konstruktiven Lösung des Wohnungsproblems in der Hauptstadt mitzuwirken.