US-Präsident enttäuscht über Arbeitsmarktzahlen "Da muss noch ein großes Loch gestopft werden"
Die Zahlen sind ein Desaster für Obama: Gerade einmal 18.000 Jobs wurden im vergangenen Monat geschaffen. Der US-Präsident hofft nun, dass die Republikaner sich bei Investitionen in die Infrastruktur kooporativ zeigen. Die schlechten Zahlen nähren zudem die Furcht vor einer erneuten Rezession.
Von Ralph Sina, WDR-Hörfunkkorrespondent Washington
US-Präsident Barack Obama zeigte sich sichtlich enttäuscht von der neuen Arbeitsmarktbilanz: Die anhaltende Unsicherheit, ob es rechtzeitig zu einer Erhöhung der Schuldenobergrenze kommt, hätte die Wirtschaft geschwächt, versucht er die schlechten Zahlen zu relativieren. Nach wie vor produziere Amerikas Wirtschaft nicht genügend Jobs. Die große Unsicherheit über die Staatsfinanzen halte zahlreiche US-Unternehmer von Investitionen ab.
Auch die Probleme Griechenlands und die Eurokrise hätten negative Spuren auf dem US-Arbeitsmarkt hinterlassen. Für Obama sind die Juni-Arbeitsmarktzahlen angesichts der näher rückenden Präsidentschaftswahlen im nächsten Jahr ein Desaster. Mit einer auf 9,2 Prozent gestiegenen Arbeitslosenquote hatten weder Obama noch die US-Wirtschaftsforscher gerechnet.
Magere 18.000 neue Jobs
Magere 18.000 Jobs wurden im Juni diesseits des Agrarsektors unter dem Strich geschaffen. "Da muss noch ein großes Loch gestopft werden", so der US-Präsident. Zwar stellten vor allem Amerikas Klein- und Mittelbetriebe zahlreiche neue Mitarbeiter ein. Doch wegen leerer Staatskassen entließen im selben Zeitraum US-Bundes- und Landesbehörden insgesamt 39.000 Angestellte, darunter zahlreiche dringend benötigte Polizisten, Feuerwehrleute und Lehrer.
Hoffen auf Investitionen in die Infrastruktur
So ruht zum Beispiel in dem de facto bankrotten US-Bundesstaat Minnesota seit letzter Woche der staatliche Dienstleistungssektor. Rund 22.000 Beamte müssen zuhause bleiben - von den Rangern in den Nationalparks bis hin zu Ingenieuren bei staatlichen Bauprojekten. Eine Millionen Bauarbeiter seien in den USA ohne Job, weil es wegen der Schuldenkrise an öffentlichen Aufträgen mangele, betont der US-Präsident.
Für Obama ist die schlechte Arbeitsmarktbilanz zugleich ein Appell an Republikaner und Demokraten, zügig neue Kredite zu bewilligen und bei allen Sparbemühungen auf keinen Fall Investitionen in die Infrastruktur zu blockieren.
Furcht vor erneuter Rezession
Die enttäuschende Jobbilanz nährt zudem die Furcht vor einer erneuten Rezession. Schon spekulieren US-Experten, ob die US-Notenbank (FED) ein neues Konjunkturprogramm auflegt. Die Frage steht im Raum, ob die FED erneut die Gelddruckmaschine anwirft, um erneut selber US-Staatsanleihen aufzukaufen, an denen immer weniger ausländische Investoren interessiert sind.