Neue EU-Richtlinie Wie entsorgen wir künftig unsere Alttextilien?
Alte Textilien sollen seit Jahresbeginn nicht mehr einfach im Restmüll landen und verbrannt, sondern recycelt werden. Das regelt eine EU-Richtlinie. Wie klappt es mit der Umsetzung?
Alte Bettwäsche, Tischtücher und löchrige Socken: Das alles und mehr soll in Zukunft recycelt werden. Die Verantwortung für die Umsetzung aber liegt nicht in erster Linie beim Verbraucher. Stattdessen sind die öffentlichen Entsorger gefragt, Angebote zu schaffen, mit denen Textilien getrennt gesammelt werden können.
Das sei für viele keine neue Aufgabe, sagt Uwe Feige vom Verband kommunaler Unternehmen (VKU), der Interessenvertretung der kommunalen Versorgungs- und Entsorgungswirtschaft in Deutschland: "Viele Mitgliedsunternehmen haben bereits in eigener Verantwortung oder im Auftrag Dritter Textilien gesammelt."
Trotzdem sei eine Anpassung nötig, da die Verordnung jetzt für Textilien allgemein gilt, statt nur für alte Kleidung. "Das heißt also, wir werden in dem Sammelgut auch Bettwäsche haben", oder zum Beispiel Gardinen.
Kein neuer Container vor der Haustür
Wie genau das gehandhabt wird, ist je nach Kommune unterschiedlich: Zum Beispiel können Wertstoffhöfe als Annahmestellen fungieren. Ähnlich wie bei Metallschrott oder Altholz können Verbraucher dort ihre Alttextilien abgeben. Der Südbrandenburgische Abfallzweckverband setzt stattdessen auf ein eigenes Sammelcontainersystem.
Eine zusätzliche Mülltonne vor den Haustüren soll es aber nirgends geben. "So viele Behälter kann ja keiner vor der Haustüre ertragen, und so viel Platz ist da ja auch nicht," erklärt Frank Fischer von den ELW-Entsorgungsbetrieben der Stadt Wiesbaden.
Altkleidersammlung wird zur Alttextilsammlung
Stattdessen setze man in Wiesbaden auf die 300 bereits bestehenden Alttextil-Container von Rotem Kreuz und den Maltesern, so Fischer. Dort sollen jetzt neben tragbarer Kleidung alle Textilien gesammelt werden. "Es wird dann im Nachhinein sortiert, was ist noch tragbar und kann weitergeben werden und was ist nur noch als Faser verwendbar."
Das Deutsche Rote Kreuz Hessen sieht der Aufgabe noch mit einer großen Skepsis entgegen. Schriftlich teilt der Landesverband mit, dass sich durch den Fast-Fashion-Trend in den Containern ohnehin schon immer mehr minderwertige Kleidungsstücke fänden, die nicht wiederverwendet werden könnten. Stattdessen müssten diese an Verwertungsgesellschaften abgegeben werden.
"Noch viele offenen Fragen"
Laut DRK Hessen geraten Verwerter derzeit aber häufiger in Zahlungsschwierigkeiten oder müssen sogar Insolvenz anmelden. Als Konsequenz wurden Sammelcontainer reduziert und Verträge mit den DRK-Kreisverbänden gekündigt. Mit der Einführung der neuen EU-Verordnung werde dieses Problem noch brisanter. Schriftlich teilt das DRK Hessen mit: "Noch gibt es viele offene Fragen zur konkreten Umsetzung der getrennten Sammlungspflicht."
Es bleibt also abzuwarten, wie gut die Annahme über die Altkleidercontainer funktioniert. Frank Fischer von den Wiesbadener Entsorgungsbetrieben ELW appelliert dennoch an die Verbraucher: "Das Erste, was ich im Kopf haben sollte, ist: Alttextilien gehören in den Alttextil-Container und nicht in die Restmülltonne. Dann sollte ich eventuell überlegen: Ist es so verschmutzt oder so verschlissen, dass es nicht mehr verwertbar ist?" Nur dann gehöre es eben doch in die Restmülltonne.