EU-Einigung auf USB-C Einheitliche Ladebuchse kommt 2024
Ein einziges Ladekabel für Handy, Kamera und Lautsprecher - in zwei Jahren wird das Wirklichkeit. EU-Parlament und EU-Staaten haben sich auf USB-C als Standard-Ladebuchse geeinigt. Die wichtigsten Fragen und Antworten zur Neuregelung.
Unterhändler des Europaparlaments und EU-Staaten haben sich auf die Einführung einer einheitlichen Ladebuchse für Smartphones und viele weitere Geräte in der Europäischen Union geeinigt. USB-C werde der künftige Standard sein, teilten das Europäische Parlament und die EU-Ratspräsidentschaft mit. Es ist das erste Mal weltweit, dass Gesetzgeber den Herstellern solche Vorgaben machen.
Welche Geräte müssen Laden über USB-C ermöglichen?
Der einheitliche Standard gilt künftig für alle kleinen und mittelgroßen Geräte, die aufladbar und tragbar sind. Dazu gehören Smartphones, Tablets, Digitalkameras, Kopfhörer, tragbare Lautsprecherboxen, aber auch E-Reader, Tastaturen und Computer-Mäuse, Navigationsgeräte, Smartwatches und Spielekonsolen. Laptops müssen künftig zwar ebenfalls über eine USB-C-Buchse aufgeladen werden können - für sie gilt allerdings eine längere Übergangsfrist. Die Liste wird kontinuierlich überprüft und erweitert - zum ersten Mal in drei Jahren, später alle fünf Jahre.
Ab wann ist die USB-C-Ladebuchse vorgeschrieben?
Für die meisten genannten Geräte wird die USB-C-Ladebuchse ab Sommer oder Herbst 2024 verbindlich. Noch gibt es keinen genauen Starttermin. Denn die Einigung der Unterhändler muss noch vom Europäischen Parlament und den EU-Mitgliedsstaaten formell beschlossen werden, um in Kraft treten zu können. Dies gilt jedoch als reine Formsache. 24 Monate nach Inkrafttreten der neuen rechtlichen Grundlage werden die Hersteller dann die USB-C-Ladebuchse bei neuen Geräten anbieten müssen - also voraussichtlich Mitte 2024. Für Laptops wurde eine längere Übergangsfrist von 40 Monaten vereinbart, bis die Vorgaben umgesetzt werden müssen.
Gilt der neue Standard auch rückwirkend?
Nein. Die neuen EU-Vorgaben werden erst für jene Produkte gelten, die ab Mitte 2024 auf den Markt gebracht werden. Schon jetzt ist aber USB-C ein verbreiteter Standard für Ladestecker und Ladebuchsen. Zudem ist zu erwarten, dass sich die Hersteller schon bald bei neuen Produkten auf die künftigen Vorschriften einstellen und die Ladebuchsen ihrer bis 2024 auf den Markt kommenden Geräte in vielen Fällen schon anpassen.
Gegen welche Alternativen setzte sich USB-C durch?
Die Europäische Kommission treibt das Thema einer einheitlichen Lösung für das Aufladen von Elektrogeräten bereits seit 2009 voran. 14 Hersteller einigten sich in einer Selbstverpflichtung auf einen einheitlichen Standard für Handy-Netzteile. Innerhalb von zehn Jahren sank die Zahl der Ladebuchsen-Typen in Smartphones und Tablet-Computern von etwa 30 auf nur noch drei: USB-C, den von Apple verwendete Lightning-Anschluss sowie den inzwischen als veraltet geltenden Micro-USB-Anschluss. Das Ziel, eine einheitliche Lösung für alle Geräte zu finden, erreichten die Hersteller in den vergangenen Jahren aber nicht. Vor diesem Hintergrund machte sich die EU-Kommission bereits im vergangenen Herbst für USB-C als künftigen Standard stark.
Müssen Geräte künftig ein Ladekabel mit USB-C-Stecker enthalten?
Nein. Um die Vorteile des einheitlichen Standards zu nutzen und Elektroabfälle zu reduzieren, sollen Verbraucherinnen und Verbraucher künftig selbst entscheiden können, ob sie ein Gerät mit oder ohne Ladegerät/Ladekabel kaufen. Ziel ist es somit, dass die Hersteller das jeweilige Gerät mit und ohne Ladekabel anbieten oder das Ladekabel separat verkaufen. Ein getrennter Verkauf von Gerät und Ladekabel ist allerdings zunächst nicht verbindlich vorgeschrieben. Vielmehr soll die EU-Kommission nach vier Jahren prüfen, ob diese Vorgabe als weitere Verpflichtung hinzukommen soll.
Was gilt für kabelloses Laden?
Die wachsende Bedeutung des Ladens ohne Kabel wird insofern berücksichtigt, als die EU-Kommission mit der Ausarbeitung technischer Spezfikationen für einen einheitlichen Standard beauftragt wird. In spätestens zwei Jahren soll damit die Grundlage vorliegen, um einen sicheren Standard für kabellose Ladegerät zu entwickeln.
Welche Folgen hat ein EU-weiter Standard für Ladebuchsen?
Die EU-Kommission erwartet hohe Einsparungen für Verbraucherinnen und Verbraucher, die in vielen Fällen für neue Geräte nicht gleichzeitig auch neue Ladegeräte und Ladekabel kaufen müssen. EU-Industriekommissar Thierry Breton bezifferte die erwarteten Einsparungen auf 250 Millionen Euro pro Jahr. Gleichzeitig geht die EU-Kommission davon aus, dass bis zu 11.000 Tonnen Elektroschrott pro Jahr auf entsorgte Ladegeräte und Ladekabel entfallen. Durch die Vorgabe eines einheitlichen Standards könnten davon 1000 Tonnen jährlich wegfallen.
Der Branchenverband Bitkom kritisiert die Neuregelung dagegen, weil sie Innovationen bremsen werde. Zudem laufe sie dem "wichtigen Prinzip der Technologieoffenheit massiv zuwider"", sagte Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder. Auch Apple hat das EU-Vorhaben in der Vergangenheit kritisiert und gewarnt, es werde Innovationen gefährden und Elektroschrott verursachen.