Schwache Konjunktur Gaspreis auf tiefstem Stand seit Juli
Der Preis für europäisches Erdgas fällt auf den tiefsten Stand seit mehr als einem halben Jahr. Seit Jahresbeginn hat sich der Rohstoff trotz vielfältiger geopolitischer Krisen deutlich verbilligt.
Der Preis für europäisches Erdgas ist derzeit so günstig wie zuletzt im Juli vergangenen Jahres. Der richtungweisende Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat an der Börse in Amsterdam rutschte unter 26 Euro je Megawattstunde (MWh). Der Kontrakt kostete zeitweise 25,82 Euro und war damit so günstig wie seit dem vergangenen Juli nicht mehr.
Der Beginn des Kriegs im Nahen Osten hatte den Preis im vergangenen Oktober zwar zeitweise wieder über 50 Euro steigen lassen, dann setzte aber im November eine Trendwende ein. Seit Beginn des Jahres hat sich der Rohstoff etwa 20 Prozent verbilligt. Am Markt wird der Preisrückgang unter anderem mit der eher schwachen Konjunktur in der Europäischen Union erklärt. Diese bremse die Gasnachfrage, unterem anderem auch in Deutschland.
Preise deutlich unter Rekordniveau
Auch die jüngsten Angriffe von Huthi-Rebellen auf wichtige Schifffahrtsrouten im Roten Meer haben dem Gaspreis zuletzt keinen größeren Auftrieb mehr verliehen. Rohstoffexperten gehen davon aus, dass die Versorgung in Europa hiervon nicht beeinträchtigt wird.
Das aktuelle Preisniveau liegt zudem deutlich unter den Höchstständen, die im Zuge des russischen Krieges gegen die Ukraine erreicht worden waren. Im Verlauf des Jahres 2022 wurden zeitweise mehr als 300 Euro je Megawattstunde fällig, nachdem Russland seine Gaslieferungen nach Europa stark gedrosselt hatte.
Gas sparen wegen industrieller Schwäche
Laut jüngsten Angaben der Bundesnetzagentur vom Januar hat Deutschland Ende 2023 viel Gas gespart. Danach lag der Gasverbrauch in den Monaten Oktober bis Dezember in der Industrie 16 Prozent unter dem durchschnittlichen Verbrauch der Jahre 2018 bis 2021. Der Verbrauch von Haushalten und Gewerbetreibenden war 16,7 Prozent niedriger.
Die Bundesnetzagentur verweist auch auf die Temperaturen: Diese hätten 2023 über dem Durchschnitt der Jahre 2018 bis 2022 gelegen, was einen "großen Einfluss auf den Gasverbrauch" gehabt habe.
Zwar ist der Gesamtfüllstand der Erdgasspeicher in Deutschland seit Beginn des Jahres kontinuierlich gesunken. Er ist aber für die Jahreszeit weiterhin vergleichsweise hoch. Am 10. Februar lag der Gesamtfüllstand bei 72,59 Prozent, wie aus jüngsten Daten des europäischen Gasspeicherverbands GIE hervorgeht.