Die Fearless Girl-Skulptur von Kristen Visbal steht vor der New York Stock Exchange (NYSE).
hintergrund

Alternative zum "Konten-Hopping" Geldmarkt statt Tages- oder Festgeld?

Stand: 16.08.2024 10:45 Uhr

Wer Geld sicher anlegen oder es kurzfristig parken will, nutzt meist ein Tagesgeld- oder Festgeldkonto. Eine Alternative dazu ist der Geldmarkt. Er bietet einige Vorteile für Sparerinnen und Sparer.

Von Andreas Braun, ARD-Finanzredaktion

Seit der Zinswende der Europäischen Zentralbank Anfang 2022 sind viele Bürgerinnen und Bürger auf der Jagd nach den besten Tages- und Festgeldzinsen. Sichere Wertzuwächse versprechen aber auch Fonds und ETFs im Geldmarkt.

Bei immerhin noch 3,75 Prozent liegt der Einlagenzinssatz der EZB, der für Sparer wichtigste Zinssatz. Mit dem Ende der Negativzins-Phase vor gut eineinhalb Jahren sind die Deutschen zu "Zinsjägern" geworden. Viele sind auf der Suche nach den günstigsten Zinsen für ihr Erspartes, das dann per Tagesgeld jederzeit verfügbar oder als Festgeld ein oder mehrere Jahre auf die Seite gelegt werden soll.

Strenge Regeln am Geldmarkt

Dabei bietet sich dank des höheren Zinsniveaus auch der Kauf eines oder mehrerer Geldmarktfonds an. Auf dem Geldmarkt leihen sich Banken untereinander kurzfristig Geld. "Im Geldmarkt werden Schuldverschreibungen, sogenannte Commercial Papers, kurzfristig angelegt, in der Regeln für einige Monate", erklärt Olivier Souliac von der Fondgesellschaft DWS. "Die Geldmarktfonds unterliegen strengen EU-Regularien. Dabei geht es zum Beispiel darum, dass die Fonds immer ausreichend freie Mittel haben, also liquide sind."

Solche Wertpapiere werden auch in Investment-Fonds gebündelt, den Geldmarktfonds. Diese können auch von privaten Sparern erworben werden, ganz ähnlich wie Aktienfonds oder Anleihenfonds.

Andreas Braun, HR, mit Details über Geldmarktfonds versus Tagesgeld

tagesschau24, 16.08.2024 09:00 Uhr

Unabhängig von Zins-Angeboten der Banken

Und sie bieten eine vergleichbare Rendite wie die besten Tages- oder Festgeldangebote am Markt, wie Jannes Lorenzen vom Verbraucherportal justETF erläutert: "Der große Vorteil ist: Ich bin hier in der Nähe des marktbesten Zinses und muss mir keine Gedanken darüber machen, bei welchem Kontoanbieter oder bei welcher Bank ich bin. Alle Banken bieten ihren Kunden mal bessere Zinsen und mal schlechtere. Sie setzen dann darauf, dass die Kunden, die sie mit hohen Zinsen angeworben haben, auch bei weniger attraktiven Zinsen bleiben."

Wer sich die jeweils besten Bankenzinsen sichern will, hat nach einigen Jahren zumeist mehrere Konten eröffnet und kann leicht den Überblick verlieren. Geldmarktfonds als alternative Variante können dagegen bei der bereits bestehenden Depotbank gekauft und verkauft werden - "Konten-Hopping" ist damit nicht mehr nötig.

Statt eines Tagegeld- oder Festgeldzinses werden bei Geldmarktfonds die Renditen als Kursgewinne verbucht. Oder sie werden, je nach Art des Fonds, auch quartalsweise oder jährlich ausgeschüttet. Nötig ist in jedem Fall ein Wertpapierdepot.

Regeln beim Kauf und Verkauf beachten

Beim Kauf und Verkauf von Geldmarktfonds sollte man einige Regeln beachten, so Experte Lorenzen: "Das bedeutet, man sollte zu den Handelszeiten der Deutschen Börse kaufen und verkaufen, um gute Preise zu bekommen. Und um möglichst niedrige Kosten beim Kauf und Verkauf zu haben, empfiehlt es sich, einen günstigen Broker zu wählen". Das gelte auch dann, wenn man einen Geldmarktfonds per Sparplan besparen will.

Die Fondskosten selbst sind bei Geldmarktprodukten in aller Regel sehr niedrig. Dabei sind die Indexfonds, kurz ETFs, auch in diesem Bereich des Kapitalmarkts meist günstiger als klassische Investmentfonds. Hier fallen Gesamtkosten von nur rund 0,1 Prozent jährlich an - und das bei gleicher Sicherheit. Denn ETFs gelten, wie alle Fonds, als gesetzlich geschütztes Sondervermögen.

Größere Beträge müssen nicht aufgeteilt werden

Auch dies ist ein Vorteil der Fondsanlage gegenüber Tages- und Festgeld. Gerade wer größere Beträge festlegen will, muss seine Mittel oft über mehrere Konten verteilen, wenn er die gesetzliche Einlagensicherung von 100.000 Euro nicht überschreiten will. Nur bis zu diesem Betrag sind die Einlagen abgesichert.

Eine spezielle Form von Geldmarkt-ETFs ist auch unter Privatanlegern in den vergangenen Monaten immer populärer geworden: Damit kann man auf die "Euro Short Term Rate" (ESTR) setzen, einem Zins, den die EZB festlegt. Der Wert dieser ETFs steigt ohne Kursschwankungen Tag für Tag ein kleines Stückchen, im Jahr um derzeit knapp 3,7 Prozent, wie Olivier Souliac von der DWS, erklärt: "Einmal am Tag wird ein Tageszins hinzugefügt und deswegen schwankt der Index nicht. Der Fonds erlebt solche Schwankungen dann dementsprechend auch nicht, weil es ja auch im Index keine weiteren Risiken gibt als die tägliche Reinvestition zum jeweiligen Tagesgeldzins der EZB." (siehe Grafik)

Verzinsung immer parallel zum Leitzins

Die Euro-Short-Term-Rate und damit der Wertzuwachs des ETFs kann aber auch sinken, nämlich dann, wenn die Europäische Zentralbank die Leitzinsen weiter senken sollte. "Im Moment sind wir in der glücklichen Phase, dass die Zinsen zwar einmal um 25 Basispunkte gesenkt wurden von der EZB, aber noch nicht weiter", sagt der Experte. Die DWS erwartet allerdings noch im laufenden Jahr mindestens zwei weitere Zinssenkungen.

Sinken die Leitzinsen, dann sinkt auch die Rendite des ETFs, der auf den Tageszins der EZB setzt. Aber das gilt ebenso für die Verzinsung von Tages- oder Festgeldkonten. Denn die Banken können ihre Zinsangebote ebenfalls nur entsprechend des allgemeinen Zinsniveaus offerieren. Viele von ihnen haben ihre Zinsen bereits vor der ersten Leitzinssenkung im Juni nach unten gesetzt.

Andreas Braun, ARD Frankfurt, tagesschau, 16.08.2024 08:53 Uhr