Eine Person hält ihre Girokarte über ein EC-Lesegerät zwecks kontaktlosem Bezahlen.
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Girocard, Debit- und Kreditkarte Welche Karte wofür beim bargeldlosen Bezahlen?

Stand: 22.06.2024 08:46 Uhr

Bargeld ist in Deutschland weiter auf dem Rückzug, bezahlt wird immer öfter mit der Plastikkarte, ob Girocard oder Kreditkarte. Nicht jede Karte wird aber überall akzeptiert. Verbraucher müssen flexibel bleiben.

Von Andreas Braun, ARD-Finanzredaktion

Vor allem an der Supermarkt-Kasse nutzen Verbraucher eher die Kartenzahlung als Bargeld. Dabei kommen sowohl Girocard als auch Debit- und Kreditkarten zum Einsatz. Mit nur einer Karte kommt man allerdings in Deutschland oder im Urlaub im Ausland oft nicht aus.

Bei der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland wundern sich derzeit ausländische Fans darüber, dass nicht in jeder Kneipe das Bier hierzulande per Kreditkarte bezahlt werden kann. Auch wenn die Kartenzahlung im Einzelhandel in den vergangenen Jahren weiter zugenommen hat, gerade in kleineren Geschäften, Restaurants oder Cafés gilt weiterhin: Nur Bares ist Wahres.

300 Milliarden Euro bargeldloser Umsatz

Und auch die Kartenzahlung funktioniert in Deutschland noch lange nicht einheitlich per Kreditkarte. Im stationären Einzelhandel wurde nach Umsätzen im vergangenen Jahr noch zu rund einem Drittel in bar bezahlt. 61,8 Prozent der Einkäufe erfolgten mit einer Bezahlkarte. Das hat das Forschungsunternehmen EHI ermittelt. Die Umsätze beim bargeldlosen Bezahlen in den Geschäften haben 2023 erstmals die Marke von 300 Milliarden Euro überschritten.

Ein Blick auf die Umsätze bei der Kartenzahlung zeigt, dass vor allem drei verschiedene Karten an der Ladenkasse zum Einsatz kommen (siehe Grafik). Dominierend dabei ist die Girocard. Fast 70 Prozent der Umsätze gehen auf ihr Konto.

Aus der EC-Karte wurde Girocard

Für viele Verbraucherinnen und Verbraucher ist die Girocard immer noch als "EC-Karte" geläufig, wie auch Kerstin Backofen von der Stiftung Warentest weiß: "Viele sagen immer noch EC-Karte, sie heißt mittlerweile schon seit über zehn Jahren Girocard. Eigentlich ja ein einfacher Begriff, weil er aussagt, dass das die Karte zum Girokonto ist. Also die Karte, mit der ich Geld abheben kann und bezahlen, auf alle Fälle in Deutschland. Und alles, was ich mit dieser Karte bezahle, wird sofort kontowirksam."

Rein technisch ist die Karte damit eine "Debit"-Karte. Der Begriff Debit steht für Lastschrift oder "Soll". Denn bei der Debit-Karte wird eine Zahlung sofort dem Konto belastet. Die Girocard allerdings funktioniert ohne weitere Funktionen nur beim kostenlosen Zahlungsverkehr in Deutschland.

Maestro: Ausnahmsweise noch bis 2027

Damit sie international eingesetzt werden kann, ist die Anbindung an ein entsprechendes Zahlungssystem nötig. Ein solches Zahlungssystem stellte zum Beispiel die Kreditkartenfirma Mastercard mit ihrem Maestro-Service zur Verfügung. Maestro wurde allerdings offiziell bereits im vergangenen Jahr eingestellt.

Allerdings werden auch jetzt noch werden Girokarten mit Maestro-Symbol ausgegeben: "Es gab ein paar Banken, die eine Ausnahmegenehmigung bekommen haben", erläutert Backofen. "Die haben sich gesagt, ehe wir jetzt uns hier ganz schnell irgendwie einen neuen Partner suchen müssen, geben wir lieber noch unseren Kunden, die jetzt eine neue Karte bekommen, Karten mit Maestro-Logo drauf." Diese Karten können nach derzeitigem Stand noch bis 2027 beim Bezahlen oder Geldabheben auch im Ausland eingesetzt werden.

Debit-Karte als neuer Standard?

Für den internationalen Zahlungsverkehr ist eigentlich eine Debit-Karte erforderlich, wie sie von Kreditkarten-Größen wie Visa oder Mastercard herausgegeben wird. Sie ist in die weltweiten Zahlungssysteme der Anbieter eingebunden. Einige deutsche Banken bieten sie ihren Kunden bereits an, gewissermaßen als neuer Standard, statt der Girocard.

Allerdings hat dies im Inland gelegentlich einen Haken: Denn vor allem kleinere Geschäfte wie der Frisör oder das Restaurant nebenan akzeptieren noch keine Zahlung damit, das geht hier oft nur mit der Girocard - oder sogar nur in bar. Die Gebühren für Händler sind bei Zahlungen mit der Girocard zumeist geringer als mit der Debit- und Kreditkarte.

Im Ausland - lieber noch eine Kreditkarte

Wer im Ausland bezahlen will, ist mit einer Debit-Karte von Visa oder Mastercard damit im Prinzip gut ausgestattet. Doch bei Reisen außerhalb Deutschlands gilt auch das nur eingeschränkt, so Kevin Schwarzinger vom Verbraucherportal Biallo: "Eigentlich kann eine Debitkarte so ziemlich alles, was eine Kreditkarte kann - außer dass man keinen Verfügungsrahmen hat und somit keine Käufe per Kredit tätigen kann. Zu Problemen kommt es immer wieder bei Hotelbuchungen und Mietwagenbuchungen, weil da ja oft eine Kaution verlangt wird."

Um einen reibungslosen Urlaub oder die Geschäftsreise nicht zu gefährden, empfiehlt es sich damit, auch eine Kreditkarte im Portemonnaie zu haben. Die eigene Hausbank bietet Kreditkarten zumeist gegen eine monatliche oder jährliche Gebühr an.

"Horrende Zinsen" als Kostenfalle

Wer statt dessen ein eigenes, neues Kreditkarten-Konto eröffnet, kommt um eine solche Grundgebühr zum Teil herum. Dabei sollten Nutzerinnen und Nutzer aber ins Kleingedruckte schauen, gerade bei Karten, die auf den ersten Blick kostenlos sind. Besonders vor der so genannten "Teilzahlungsfunktion" warnt Biallo-Experte Schwarzinger: "Dabei kann man einen Verfügungsrahmen ausschöpfen, aber der Betrag wird nicht am Monatsende komplett abgebucht, sondern nur zu einem Teil. Wer diese Teilzahlungsfunktion nutzt, der zahlt dann oft horrende Zinsen. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten prüfen, ob eine Umstellung auf eine hundertprozentige Abbuchung aller Belastungen zum Ende des Monats möglich ist".

Bis sich eine Karte beim Bezahlen in Geschäften, aber auch online, durchgesetzt hat, dürfte es gerade für deutsche Verbraucher wohl noch dauern. Womöglich ersetzen zwischenzeitlich auch andere Bezahlformen per Smartphone oder Smartwatch die Karte ohnehin. Bis dahin macht in Deutschland eine Girocard oder Debit-Karte und im Ausland eine Kreditkarte noch Sinn. Und vielleicht ein bisschen Bargeld, für alle Fälle.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete Deutschlandfunk am 21. Juni 2024 um 05:40 Uhr in der Sendung "Informationen am Morgen".