Besucher einer Kunststellung stehen vor einem Bild und unterhalten sich.

Alternative Investments Was es bei Kunst als Anlage zu beachten gilt

Stand: 03.11.2024 13:51 Uhr

Kunst gilt bislang eher als eine der exklusivsten Anlageformen. Doch auch mit wenig Geld lassen sich bereits Kunstwerke kaufen. Aber lohnt sich das überhaupt als Investment?

Von Marie Isabel Vogler, ARD-Finanzredaktion

Der Kunstmarkt hat den Ruf, elitär und unzugänglich zu sein. Für Menschen, die sich nicht gut auskennen oder ein geringeres Budget haben, scheint Kunst als Investment undenkbar. Doch es gibt Bestrebungen, den Markt zu demokratisieren.

Immer mehr Menschen besuchen Kunstmessen und Galerien, allerdings bleibt die Zahl der Käuferinnen und Käufer vergleichsweise gering, sagt Magnus Resch. Er ist Kunstökonom, Dozent und Autor, und er begründet diese Diskrepanz damit, dass grundlegende Fragen offen bleiben. Durch die Fülle an Angeboten wissen Kunstinteressierte oft nicht, was sie kaufen sollen. Auch Unklarheiten über Preise und etwaige Wertsteigerungen halten viele vom Kauf ab. 

Preis als Barriere

Der Preis ist oft die größte Barriere, sagt auch Oliver Lähndorf, Kulturmanager und Leiter der Kunstmesse "Affordable Art Fair". Die Idee der Messe ist, Kunst für jeden zugänglich zu machen.

Das funktioniere, erklärt Lähndorf, besonders durch das Preislimit. Alle Werke dort kosten weniger als 10.000 Euro, einige sogar unter 500 Euro. Die Preise werden offen kommuniziert, was es gerade für Einsteiger einfacher macht, sich auf dem Kunstmarkt zu orientieren.

Kunst als Investment?

Doch lohnt sich Kunst auch als Wertanlage? Magnus Resch ist skeptisch: "99 Prozent der Kunstwerke, die man heute kaufen kann, sind kein gutes Investment", so der Experte. Wer darauf hofft, dass der Wert seines Kunstwerks steigt, könnte enttäuscht werden. Doch darum sollte es beim Kunstkauf auch nicht in erster Linie gehen, so Resch. Der Kauf von Kunst sei mehr als eine finanzielle Entscheidung. Er sei auch eine Investition in die Künstler selbst. 

Oliver Lähndorf plädiert dafür, Kunst nicht allein als Wertanlage zu betrachten, sondern als etwas, das Freude bereitet. "Wer Kunst kaufen will, um Geld zu investieren, sollte das nicht blind tun, sondern sich gut informieren", betont er. Selbst die besten Künstlerinnen und Künstler können keine festen Renditen garantieren. "Wenn sich der Wert eines Werkes im Laufe der Zeit steigert, ist das ein schöner Bonus - aber nicht der Kern des Kauferlebnisses." Denn gerade im unteren Preissegment sei es schwierig, die Werke auch wieder zu verkaufen. 

Um sich ohne Vorwissen im Kunstmarkt zurechtzufinden, rät Experte Resch: "So viel Kunst anschauen, wie man nur kann." Durch regelmäßige Besuche von Galerien, Museen und Ausstellungen zeigen Kunstinteressierten, was ihnen gefällt. Der erste Kauf sollte nicht zu teuer sein, empfiehlt er: "Für unter 1.000 Euro sein erstes Kunstwerk kaufen."

Kunstobjekt steht auf einen Sockel.

Nur schöner Schein - oder doch ein gutes Investment? Kunst wird für Anlegerinnen und Anleger immer interessanter.

Was gute Kunstwerke auszeichnet

Reschs sechsjährige Untersuchung von über einer halben Million Künstlern hat gezeigt, dass nicht die Kunst selbst den finanziellen Erfolg bringt. Entscheidend sei die Auswahl an Galerien und Förderern.

"Der Erfolg eines Künstlers basiert weniger auf dem, was er macht, als auf dem Netzwerk, in dem er ist", betont er. Was in Museen und Sammlungen als gute Kunst gilt, ist oft das Ergebnis von Einflussnahmen. Doch durch die Digitalisierung gibt es neue Wege, sich zu vernetzen. 

Selbstvermarktung als Chance

Soziale Medien haben dieses Netzwerk und den Kunstmarkt insgesamt grundlegend verändert. Künstlerinnen und Künstler können einfacher untereinander in Kontakt treten und haben einen direkten Zugang zu ihrem Publikum. Die Möglichkeit, sich selbst zu vermarkten, macht sie unabhängig von Galerien. Diese bestimmen nun nicht mehr alleine, welche Kunst ein potenzieller Käufer kauft. 

Ein Einstieg in die Kunstwelt kann also auch ohne großes Vermögen oder tiefes Fachwissen gelingen, da sich der Kunstmarkt immer weiter demokratisiert. Kunst als Investment zu sehen, bleibt aber vor allem im unteren Preissegment riskant. 

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete tagesschau24 in der Sendung "Update Wirtschaft" am 24. Oktober 2024 um 09:00 Uhr.