Neue Gebühren für Besucherparken Schwere Autos werden in Paris zur Kasse gebeten
Ab heute müssen Paris-Besucher drastisch höhere Parkgebühren zahlen, wenn sie ein Auto mit hohem Leergewicht wie etwa einen schweren SUV in der Metropole parken. Sechs Stunden Parken im Zentrum kostet dann 225 Euro.
Reisende, die mit ihrem SUV oder einem anderen schweren Fahrzeug Paris besuchen, müssen ab heute deutlich höhere Parktarife zahlen. Eine Stunde Parken im Zentrum kostet für schwere SUV und andere gewichtige Karossen nun für eine Stunde 18 Euro, für sechs Stunden werden gar 225 Euro fällig. Außerhalb des Zentrums liegen die Tarife etwas niedriger.
Welche Modelle betroffen sind
Die Teuerung betrifft Verbrenner- und Hybridmodelle ab 1,6 Tonnen sowie Elektroautos ab 2,0 Tonnen Gewicht. Konkret geht es also um Modelle wie den VW Tiguan, den Porsche Panamera, den Mazda CX-60, die 5er- und 7er-Reihe von BMW oder die S- und E-Klasse von Mercedes, wie der ADAC erläutert. Bei den Elektroautos fielen der Audi Q8 e-tron, das Tesla-Model Y und der Mercedes EQE in diese Kategorie.
Für private Parkhäuser gilt die Regelung nicht. Einwohner der Hauptstadt, Handwerker und Behinderte sind von der Regelung ausgenommen. Die schweren Wagen sorgten für eine erhöhte Umweltverschmutzung, beanspruchten viel öffentlichen Raum und gefährdeten die Verkehrssicherheit, argumentiert die Stadt. Anfang Februar hatten 54,5 Prozent der Pariser in einem Bürgerentscheid für die höheren Gebühren gestimmt. An der Abstimmung hatten sich allerdings nur knapp sechs Prozent der Bürgerinnen und Bürger beteiligt.
Überwachung mit Videowagen
Doch wie soll die neue Regelung kontrolliert werden? Das dürfte sich auf den ersten Blick recht einfach gestalten. Immerhin wird das bezahlte Parken in Paris seit einiger Zeit mit Videowagen kontrolliert, die die Kennzeichen der abgestellten Autos erfassen. Wer parkt, muss am Parkautomaten zuvor sein Kennzeichen eingeben. Beim automatischen Abgleich der Kennzeichen hat die Stadt Zugriff auf die Halter und Fahrzeugdaten und weiß daher, in welche Gewichtsklasse die abgestellten Wagen fallen.
Um zu erfassen, ob die richtige Parkgebühr bezahlt wurde, müsste die Stadt also auch Zugriff auf die Daten in Deutschland zum Fahrzeugtyp haben. Das ist derzeit laut ADAC aber nicht automatisch möglich. Die konkreten Modalitäten seien derzeit noch etwas unklar.
Wer ein falsches Parkticket etwa für eine niedrigere Kategorie verwendet oder gar kein Parkticket löst, muss mit drastischen Strafen rechnen. Je nach Parkzone werden dann 150 bis 225 Euro fällig.
Vorbild auch für deutsche Städte?
Hierzulande begrüßen Umweltorganisationen wie Greenpeace, die Deutsche Umwelthilfe (DUH) und der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) die neuen Parkgebühren für schwere Autos in Paris. Sie sehen darin ein Vorbild auch für deutsche Städte, um den ökologischen Kosten "tonnenschwerer Stadtpanzer" Rechnung zu tragen.
Der ADAC hält dagegen die neuen Parkgebühren in Paris weder für fair noch für sachlich begründbar. Er sieht darin "keine geeignete Lösung, um das Parkproblem in den Städten zu beheben".
Paris treibt Verkehrswende voran
Die höheren Parkgebühren für SUV sind ein weiterer Schritt der Verkehrswende in Paris, die Bürgermeisterin Anne Hidalgo mit der rot-grünen Stadtregierung auch gegen Widerstände vorantreibt. Schon vor Jahren ließ sie etliche Uferstraßen an der Seine für Autos sperren und machte sie für Fußgänger zugänglich. Das Radwegenetz in Paris wächst, im Gegenzug werden Autofahrspuren und Parkplätze reduziert.
Neue Grünflächen werden angelegt und im Stadtgebiet wurde fast überall Tempo 30 eingeführt. Vor gut einem Jahr endete auch der E-Scooterverleih in Paris, nachdem sich bei einer Bürgerbefragung eine Mehrheit gegen die Roller ausgesprochen hatte.
Nur noch Tempo 50 auf der "Périphérique"
Und ab Anfang Oktober setzt die Bürgermeisterin trotz Protesten selbst vom Verkehrsminister eine weitere Maßnahme um, die so manchen Autofahrer aufregt. Auf der Stadtautobahn, der stark befahrenen "Périphérique", wird die zulässige Höchstgeschwindigkeit von 70 auf Tempo 50 abgesenkt.
Das soll unter anderem weniger Lärm bedeuten für die vielen Anlieger der Schnellstraße. Allerdings liegt die Durchschnittsgeschwindigkeit auf der Ringautobahn in Stoßzeiten ohnehin deutlich unter 50 Kilometern pro Stunde.