Preisdruck im Einzelhandel Wo sich jetzt Schnäppchen machen lassen
Nach dem eher mauen Weihnachtsgeschäft werden die Verbraucher zum Jahresbeginn mit echten und vermeintlichen Schnäppchen umworben. In welchen Branchen die Rabattschlacht tobt und wo es sich wirklich lohnt.
Das Weihnachtsgeschäft ist gemacht - das Ergebnis durchwachsen: Eine Umfrage des Handelsverbandes Deutschland (HDE) unter 400 Handelsunternehmen aller Branchen hat ergeben, dass nur ein Viertel der befragten Händler mit dem Verlauf des so wichtigen Weihnachtsgeschäfts zufrieden ist. "Die Entwicklung der Umsätze und Kundenfrequenzen blieb hinter den Erwartungen vieler Händlerinnen und Händler zurück“, so HDE-Hauptgeschäftsführer Stefan Genth. Im Vergleich zu 2021 sanken die Umsätze um vier Prozent.
Weihnachtsflaute für Verbraucher vorteilhaft?
Doch nicht nur der stationäre Handel schwächelt, auch der Online-Handel bekommt die mangelnde Kauflust zu spüren. Nach starken Corona-Pandemie-Jahren sinken die Umsätze im Vergleich zu 2021 um etwa 4,5 Prozent.
Für Verbraucher könnte dies jedoch Vorteile bedeuten: Wenn die Geschäfte vor Weihnachten ihre Waren nicht so absetzen können wie geplant, muss es eigentlich im Januar große Rabatte geben.
Schnäppchen in der Fahrradbranche
Übervolle Lager gibt es aktuell bei Fahrradhändlern wie etwa Frank Bering im hessischen Friedberg. Während der kompletten Pandemie gab es Lieferkettenprobleme, die Nachfrage war hoch, ein Angebot kaum vorhanden. Jetzt habe sich die Lage um 180 Grad gedreht, sagt Bering. Er habe in den vergangenen Monaten die Order von 2021 und 2022 erhalten, die Modelle für 2023 stehen bereits vor der Tür.
Das heißt in Zahlen, dass aktuell die dreifache Menge an Rädern im Lager und sogar eigens aufgestellten Containern auf dem Hof stehen. Nie war die Auswahl an Fahrrädern größer und die Preise dafür attraktiver als aktuell. Großes Angebot, viele Rabatte. Das kann Florian Krieger vom Preisvergleichs Portal Idealo für die gesamte Fahrradbranche bestätigen: Nach seiner Auswertung gibt es bis zu 300 Prozent mehr Angebote, was sich auch in der Preisentwicklung widerspiegele.
60 Prozent Rabatt bei Technik und Haushaltsgeräten
Die großen Elektronikhändler werben ebenfalls mit hohen Rabatten. Hier sollte man allerdings vorsichtig sein, rät Krieger von Idealo. Oft werden Phantasiepreise oder die Unverbindlichen Verkaufsempfehlung (UVP) zugrunde gelegt, die fernab der Marktpreise liegen.
Elektrohändler Werner Schmidt von euronics aus Frankfurt erklärt darüber hinaus, dass die Lieferkettenprobleme im Elektronik- und Haushaltswaren Bereich nach wie vor bestehen. Kundinnen und Kunden müssten noch immer bis zu einem Jahr auf bestimmte Modelle warten, so dass Rabatte aktuell weder möglich noch nötig seien.
Spielzeug nach Weihnachten ein Ladenhüter?
Und wie sieht es beim Spielzeug aus? Trotz Inflation: Am Kind wurde Weihnachten nicht gespart. Und so hat die Spielwarenbranche wieder Rekordumsätze eingefahren. Purzeln jetzt, da die Nachfrage nachlässt, die Preise? Nein, sagt Spielwarenhändler Wieland Sulzer aus Marburg. "Bei Spielwaren ist es so, der niedrigste Preis wird tatsächlich im Weihnachtsgeschäft verlangt, weil jeder mit Spielwaren wirbt, denn dann ist der Bedarf am höchsten".
Hinzu kommt, dass nirgendwo ein so hoher Wettbewerb herrscht wie in der Spielzeugbranche. Drogerien, Discounter, Kaufhäuser: Sie alle bieten im Weihnachtsgeschäft Spielwaren zu Kampfpreisen an. Wer hier nicht mithält, lässt sich das wichtigste Geschäft des Jahres entgehen. Und das wird eben nicht im Januar, sondern vor Weihnachten gemacht. Grundsätzlich gilt: Schnäppchen können mittlerweile das ganze Jahr in jeder Branche gemacht werden. Der Typische Winterschlussverkauf ist schon lange überholt.