Erwachsene als Kunden Spielzeugmesse Nürnberg entdeckt die großen Kinder
Gespielt wird längst nicht mehr nur im Kinderzimmer - das ist in diesem Jahr die Botschaft der Internationalen Spielwarenmesse in Nürnberg. Die Fachmesse rückt Erwachsene in den Fokus. Sie heißen jetzt "Kidults".
Brettspiele und Sammelobjekte, aber auch Rollen- und Fantasy-Spiele: Studien zufolge machen erwachsene Spieler in den USA inzwischen 25 Prozent des Spielwaren-Jahresumsatzes aus. Die Spielebranche hat hier einen Wachstumsmarkt für sich entdeckt, der weiter erobert werden soll.
"Erwachsene müssen immer noch in Spielzeuggeschäfte für Kinder gehen. Aber es gibt erste Hersteller, die sich auf Erwachsene konzentrieren", so Christian Ulrich, Sprecher des Vorstandes der Spielwarenmesse in Nürnberg. Und deren Spiele liefen sehr gut.
Sammeln und Spielen
Die Fachmesse widmet den Über-18-Jährigen in diesem Jahr deshalb einen eigenen Schwerpunkt unter dem Kunstwort "Kidults" - einer Wortschöpfung aus den englischen Begriffen "Kids" für Kinder und "Adults" für Erwachsene. Andere sprechen von "Kidstern" oder "AGOLs" - vom englischen "Adults Growing Older Later", also Erwachsenen, die angeblich erst später erwachsen werden.
Jenseits der Begrifflichkeiten eint sie der Spaß am Spielen oder Sammeln, so Branchenkenner. Und so warten auf der Spielwarenmesse auch sogenannte "Collectibles" darauf, entdeckt zu werden: Sammlerstücke, die vielleicht auch zu schade sind, um bespielt zu werden und die dennoch zeigen, dass das ganze Leben eine Spielfläche ist. "Life's a Playground" - "Das Leben ist ein Spielplatz" - haben die Messemacher ihr Konzept dementsprechend getauft.
Spieleerfinder und Nachhaltigkeit
Eine Sonderschau widmet sich auf der Spielwarenmesse außerdem der Nachhaltigkeit. Unter dem Titel "Toys go green" - "Spielzeug wird grün" - präsentieren sich in einer eigenen Halle Spielzeuge aus recycelten oder nachhaltigen Materialien. Auch bei der spielerische Wissensvermittlung spielt Nachhaltigkeit eine Rolle. Hoffnung auf den "ToyAward" in der Kategorie Nachhaltigkeit darf sich beispielsweise ein Ponyhof machen, der zu 80 Prozent aus recycelten Materialien besteht.
Am Messefreitag stellen außerdem Spiele-Erfinder Gesellschaftsspiele vor und präsentieren sich so den Verlagen. Insgesamt werden in 18 Hallen Trends und Neuheiten vorgestellt. Erwartet werden Zehntausende Fachbesucher aus der ganzen Welt. Als einziges nicht nur für das Fachpublikum geöffnet ist am Samstag der Bereich "Modelleisenbahnen und Modellbau".
Gute Geschäfte trotz Inflation
Insgesamt präsentieren in diesem Jahr wieder mehr als 2.300 Aussteller aus 68 Ländern ihre Neuheiten - deutlich mehr als im vergangenen Jahr. Zwar rechnet der Handelsverband Spielwaren damit, dass die Umsätze in der Spielwarenbranche auf dem deutschen Spielzeugmarkt im vergangenen Jahr im Vergleich zu 2022 um etwa vier Prozent auf 4,5 Milliarden Euro zurückgegangen sind. Aber die Veranstalter der Spielwarenmesse gehen dennoch von guten Geschäften aus: Die Nachfrage nach Spielwaren sei nach wie vor sehr hoch. "Es gilt immer noch der Satz: Am Kind wird zuletzt gespart", so Ulrich.