Hochspannungsmasten im Sonnenuntergang.
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Umbau auf europäischer Ebene Was bringt die Strommarktreform den Verbrauchern?

Stand: 21.05.2024 10:42 Uhr

Die EU will Verbraucherinnen und Verbraucher künftig besser vor explodierenden Strompreisen schützen. Heute wurde die Reform des europäischen Strommarktes beschlossen. Was ändert sich?

Warum wird der Strommarkt in der EU reformiert?

Auslöser für die Reform war der extreme Anstieg der Strompreise im Jahr 2022. Grund hierfür waren unter anderem explodierende Gaspreise wegen des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine. Dazu kam, dass zeitweise rund die Hälfte der französischen Atomkraftwerke wegen Defekten oder Wartungen ausfiel.

Die Reform ziele darauf ab, den europäischen Strommarkt "stabiler, erschwinglicher und nachhaltiger" zu machen, hieß es vom Europäischen Parlament nach der Einigung im Dezember. Außerdem soll der Ausbau Erneuerbarer Energien gefördert werden. Die Reform wurde nun beim Ministerrat in Brüssel final angenommen.

Was gilt für Verbraucherinnen und Verbraucher?

Verbraucher sollen künftig sowohl ein Recht auf Festpreisverträge als auch auf Verträge mit dynamischen Preisen haben. So können sie sich sowohl für sichere, langfristige Preise als auch für Verträge mit sich verändernden Preisen entscheiden, wenn sie Preisschwankungen ausnutzen wollen - etwa um Strom zu nutzen, wenn er billiger ist für das Aufladen von Elektroautos oder für Wärmepumpen.

Zudem sollen Verbraucher wichtige Informationen über die Optionen, die sie abschließen, erhalten. Weiterhin sollen Anbieter die Vertragsbedingungen nicht einseitig ändern dürfen. "Damit soll sichergestellt werden, dass alle Verbraucher und auch kleine Unternehmen von langfristigen, erschwinglichen und stabilen Preisen profitieren und die Auswirkungen plötzlicher Preisschocks gemildert werden", hieß es vom Parlament im Dezember.

Die EU-Länder sollen außerdem den Versorgern verbieten, die Stromzufuhr für schutzbedürftige Kunden zu kappen - auch bei Streitigkeiten zwischen Versorgern und Kunden. Im Falle einer Strompreiskrise, die unter bestimmten Bedingungen von den EU-Ländern ausgerufen werden kann, sollen die Strompreise für schutzbedürftige Kunden weiter gesenkt werden können.

Wie sollen Erneuerbare Energien gefördert werden?

Im Mittelpunkt der Reform stehen neue langfristige Verträge zwischen Regierungen und Stromerzeugern, sogenannte Contracts for Difference (CfDs). Mit diesen Differenzverträgen garantieren die Staaten Stromerzeugern einen Mindestpreis für Strom, wenn sie neue Investitionen tätigen.

Gelten soll dies für Investitionen in Erneuerbare Energien wie Wind- und Solarkraft, aber auch in Kernkraft. Fällt der Marktpreis unter einen vereinbarten Preis, springt der Staat ein und gleicht die Differenz aus. Liegt der Preis höher, geht der Überschuss an den Staat. Auf diese Weise sollen Anreize für die heimische Erzeugung von sauberem Strom geschaffen werden.

Wie funktioniert der Strommarkt in der EU?

Der Strommarkt in der EU funktioniert nach dem sogenannten Merit-Order-Prinzip, daran ändert sich auch durch die Reform nichts. Dieses bezeichnet die Einsatzreihenfolge der an der Strombörse anbietenden Kraftwerke. Kraftwerke, die billig Strom produzieren können, werden zuerst herangezogen, um die Nachfrage zu decken. Das sind zum Beispiel Windkraftanlagen.

Am Ende richtet sich der Preis aber nach dem zuletzt geschalteten, also teuersten Kraftwerk - oft Gaskraftwerke. Diesen Preis können also auch alle anderen, günstigeren Anbieter vereinnahmen. Der Verband kommunaler Unternehmen begrüßte, dass auch mit der Reform an den Grundmechanismen des Marktes festgehalten wird, forderte aber weitere Anstrengungen für mehr Flexibilität im Energiesystem.