Fragwürdige Praktiken Verbraucherzentrale mahnt Billig-Plattform Temu ab
Manipulation, Täuschung, Greenwashing: Es ist ein ganzes Bündel von Verstößen, wegen derer Verbraucherschützer den chinesischen Online-Händler Temu nun abmahnen.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) hat den chinesischen Online-Händler Temu abgemahnt. "Die Plattform Temu verunsichert und übervorteilt Verbraucherinnen und Verbraucher mit willkürlich erscheinenden Rabatten, fragwürdigen Bewertungen und manipulativen Designs, das muss aufhören", sagte vzbv-Chefin Ramona Pop den Zeitungen der Funke Mediengruppe. Temu verstoße gegen EU-Verbraucherschutzgesetze und betreibe darüber hinaus Greenwashing.
Ein Beispiel sei der Einsatz sogenannter Dark Patterns: Die App setze mit Hinweisen wie "Beeile dich! Über 126 Personen haben diesen Artikel in ihrem Warenkorb" die Kunden unter Druck. Laut vzbv ist dies seit Inkrafttreten des EU-Gesetzes für Digitale Dienste im Februar verboten. "In Deutschland und der Europäischen Union gelten Gesetze zum Schutz der Verbraucherinnen und Verbraucher, an die sich alle Unternehmen halten müssen", sagte Pop.
Greenwashing, also das Werben mit falschen Klima- oder Umweltschutzversprechen, betreibe Temu etwa, indem es die Lieferung zu einer Abholstelle anstatt nach Hause als klimafreundlich anpreise. Dabei kämen die meisten der Produkte aus China, so der vzbv. Ob der Artikel am Ende zur Abholstelle oder nach Hause geliefert wird, falle daher für die Klimabilanz kaum ins Gewicht.
Nächster Schritt könnte Klage sein
Insgesamt sei das gesamte Geschäftsmodell des Unternehmens mit seinen teils extrem hohen Rabatten und Produktbewertungen in Echtzeit intransparent und kaum nachzuvollziehen. "Verbraucherinnen und Verbraucher müssen vor derartigen Geschäftspraktiken geschützt werden", sagte Pop den Funke-Zeitungen. Der nächste Schritt nach der Abmahnung könnte eine Klage sein.
Das hinter der App stehende Unternehmen Pinduoduo hatte vergangene Woche einen nahezu verdoppelten Jahresgewinn gemeldet.
Temu lockt mit extremen Schnäppchen, steht aber auch immer wieder wegen schlechter Qualität, nicht erhaltener Sendungen und nicht zuletzt der katastrophalen Klima- und Umweltbilanz seiner Produkte in der Kritik. Mehrere Länder gehen gegen die App vor. Vor zwei Wochen verabschiedete das französische Parlament ein Gesetz zum Verbot der Werbung für Schnäppchenkleidung und eine Umweltabgabe auf Billigartikel.