Produzenten im Überblick Wer stellt die Wärmepumpen her?
In den nächsten Jahren sollen Millionen Wärmepumpen in Deutschland verbaut werden. Wer sind die Hersteller auf dem Markt? Und wie können sie die hohe Nachfrage bedienen?
Von Antonia Mannweiler, tagesschau.de
Bis 2030 sollen - so das ambitionierte Ziel des Wirtschaftsministeriums - in Deutschland sechs Millionen Wärmepumpen stehen. Im vergangenen Jahr wurden bundesweit laut Bundesverband Wärmepumpe lediglich 154.000 Heizungswärmepumpen abgesetzt - das waren dennoch 28 Prozent mehr noch als im Jahr 2020. Die Zahlen für das laufende Jahr dürften deutlich darüber liegen.
Um das Ziel zu erreichen, müssen alle Hersteller ihre Produktionskapazitäten kräftig nach oben schrauben. Noch vor vier Jahren betrug die weltweite Größe des Wärmepumpenmarktes knapp 55 Milliarden Dollar. Je nach Schätzung könnte er bis 2026 auf 95 bis 100 Milliarden Dollar anschwellen.
In Deutschland gibt es aktuell eine Vielzahl an Wärmepumpenherstellern. Zu den bekanntesten und größten zählen Bosch Thermotechnik, Stiebel Eltron, Vaillant und Viessmann. Daneben gibt es aber auch viele kleinere und unbekanntere Unternehmen, die Wärmepumpen bauen.
Bosch Thermotechnik
Bosch Thermotechnik ist eine Tochtergesellschaft des schwäbischen Zuliefererriesen Bosch. Die Heizungssparte des Konzerns ist unter anderem aus Übernahmen von Buderus und Junkers hervorgegangen. Mittlerweile gehört Bosch Thermotechnik zu Europas größten Heizungsherstellern.
Bis Mitte 2025 will die Heizungs-Tochtergesellschaft 300 Millionen Euro in das Geschäft mit Wärmepumpen stecken. Im Jahr 2021 erwirtschaftete das Unternehmen beinahe fünf Prozent des Umsatzes der gesamten Bosch-Gruppe. Im vergangenen Jahr ist der Umsatz um 13 Prozent auf erstmals mehr als vier Milliarden Euro gestiegen. Die Nachfrage nach den Wärmepumpen im Produktportfolio hat sich um 38 Prozent erhöht.
Viessmann
Auch wenn der Heizungsbauer Viessmann aus Nordhessen andere Produkte wie Pelletheizungen anbietet: Direkt auf der Startseite geworben wird mit dem aktuellen Verkaufsschlager. "Die schlaue Wärmepumpe denkt an die Zukunft", heißt es da. Viessmann gehört derzeit wohl zu den bekanntesten Heizungsherstellern Deutschlands. Das Unternehmen profitiert aktuell stark von der hohen Wärmepumpen-Nachfrage - in der Vergangenheit war diese aufgrund der noch niedrigeren Gaspreise schwächer als etwa im europäischen Ausland.
Das Unternehmen gibt es bereits seit mehr als 100 Jahren. Johann Viessmann, der eigentlich Schlossermeister war, gründete die Firma damals mit der Entwicklung eines Stahlheizkessels. Mittlerweile wird sie bereits in vierter Generation geführt - von Max Viessmann. Die alten Stahlheizkessel wurden von Luft-Wasser-Wärmepumpen abgelöst, deren Nachfrage geradezu explodiert ist. Im vergangenen Jahr verkaufte das Familienunternehmen aus Allendorf an der Eder 41 Prozent mehr Wärmepumpen als noch 2020. Der gesamte Umsatz kletterte von 2,8 auf 3,4 Milliarden Euro.
Das Geschäft mit den Wärmepumpen brummt auch weiter; dafür hat das 13.000 Mitarbeiter große Unternehmen jüngst eine Großinvestition von einer Milliarde Euro in den nächsten drei Jahren angekündigt, um in den Ausbau von Wärmepumpen und in grüne Klimalösungen zu investieren. Mehr als die Hälfte des Umsatzes erzielt die Firma dabei außerhalb von Deutschland.
Vaillant
Die Unternehmensgründung eines anderen großen deutschen Heizungsherstellers reicht sogar noch weiter zurück: 1874 legte Johann Vaillant den Grundstein des heutigen Heizungsunternehmens, das wie Viessmann bis heute in Familienbesitz ist. Damals wurde das Unternehmen noch als Handwerksbetrieb gegründet - heute steht es vor allem für die Herstellung von Heizungen und Lüftungs- und Klimatechnik. Neben den Wärmepumpen bietet das Unternehmen aus Remscheid in Nordrhein-Westfalen aber auch Gasheizungen oder Photovoltaiksysteme an.
Das Unternehmen mit dem auffälligen Hasen im Logo vor einem Ei ist derzeit in mehr als 60 Ländern aktiv. Nicht nur was den Vornamen der beiden Gründer angeht ähneln sich Vaillant und Viessmann. 2021 erzielte die Gruppe einen Umsatz von 3,3 Milliarden Euro. Der Absatz der elektrischen Wärmepumpen stieg im Vergleich zum Vorjahr um über 50 Prozent an.
Stiebel Eltron
Das Unternehmen Stiebel Eltron aus dem niedersächsischen Holzminden zählt ebenfalls zu den größten Wärmepumpenherstellern in Deutschland. 1924 gründete Theodor Stiebel das Unternehmen mit der Erfinung des Ringtauchsieders. Anfang der Siebziger hat das Unternehmen dann begonnen, Wärmepumpen zu produzieren.
Im vergangenen Jahr hat die Firma mit 4000 Mitarbeitern weltweit mehr als 830 Millionen Euro Umsatz erwirtschaftet. Der Auftragseingang für Wärmepumpen hat sich laut Stiebel Eltron innerhalb eines Jahres verdoppelt. Das Unternehmen plant, die Produktionskapazitäten für Wärmepumpen bis 2027 am Hauptsitz mehr als zu verdreifachen. Für den Ausbau sowie für Investitionen in Forschung und Entwicklung in dem Bereich nimmt das Unternehmen 600 Millionen Euro in die Hand. In Holzminden sollen damit zudem 400 neue Arbeitspätze geschaffen werden.
Kleinere Hersteller in Deutschland
Der Kuchen des Wärmepumpenmarktes verteile sich schon auf viele Unternehmen, sagt Peter Schossig, Bereichsleiter Thermische Systeme und Gebäudetechnik am Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE tagesschau.de. Doch die größten drei Unternehmen - Vaillant, Viessmann und Bosch - dürften sich einen erklecklichen Teil des Marktes teilen.
In der zweiten Reihe gibt es dann Unternehmen wie weishaupt oder WOLF, die etliche Tausend Heizungsanlagen verkaufen. Darunter gebe es wieder Hunderte von kleineren Unternehmen, die es künftig deutlich schwerer haben dürften, so Schossig.
Industrielle Produktion
Auf dem Markt finde derzeit eine Bereinigung statt, sagt Schossig. Aktuell profitierten zwar alle Hersteller von der hohen Nachfrage und verzeichneten hohe Wachstumsraten. Wachse der Markt aber mit 30 Prozent, der eigene Absatz nur um 15 Prozent, bedeute das dennoch, dass man Anteile an Wettbewerber verliere. Momentan gehe das gut, sagt Schossig. In sechs Jahren dürfte das jedoch anders aussehen.
In der Vergangenheit hätten auch die großen Hersteller in kleineren Stückzahlen produziert - da sei der Preisunterschied im Vergleich zu den kleineren Unternehmen nicht so groß gewesen, so Schosser. Nun haben die größeren Heizungshersteller aber angekündigt, Hunderte Millionen Euro in die Standorte zu investieren und automatisierte Fertigungsstraßen zu bauen. Die industrielle Produktion werde die Lage für die kleineren Hersteller verändern, glaubt Schossig. Sie dürften dann Probleme bekommen. Für die Verbraucher würden die Wärmepumpen aber im Gegenzug billiger. Aktuell sei der Markt mit den hohen Preisen überhitzt.
Internationale Hersteller
Zu den größten europäischen Herstellern von Wärmepumpen gehört die schwedische NIBE Group. Unter deren Dach stellen sowohl alpha innotec als auch Novelan Heizungsanlagen her. Außerhalb von Europa gehört der japanische Konzern Daikin Industries mit Sitz in Osaka zu den großen Spielern am Markt. Aber auch Unternehmen wie der japanische Panasonic-Konzern oder LG und Samsung aus Südkorea produzieren Wärmepumpen.
Unternehmen wie Daikin haben durchaus Vorteile in der Produktion mit einem großen Mutterkonzern im Rücken, sagt Experte Schossig. Der Konzern komme traditionell aus dem Kältemarkt. Kompressoren, die für die Wärmepumpen wichtig seien, fertigt Daikin bereits in Millionenstückzahl an.
"Nach unserer grundsätzlichen Einschätzung ist der Markt in Deutschland immer noch von deutschen und europäischen Herstellern dominiert", heißt es vom Bundesverband Wärmepumpe auf Anfrage. Auch aus Sicht von Schossig hat die deutsche Industrie noch eine starke Position auf dem europäischen Markt. Der Druck durch Asien werde jedoch steigen.