250 Jahre Investmentfonds Die Demokratisierung der Geldanlage
Die Idee ist simpel: In einen Investmentfonds zahlen viele Anleger ihr Geld ein. So können sie auch mit kleineren Summen von unterschiedlichen Aktien und anderen Anlagen profitieren. Schon 1774 kam der erste Investmentfonds auf den Markt.
Man muss davon ausgehen, dass sich die Eltern von Caspar David Friedrich keine Gedanken über Sparpläne gemacht haben, als der zukünftige Maler im Jahr 1774 zur Welt kam. Immerhin hatte der kleine Caspar zu diesem Zeitpunkt neun ältere Geschwister und die Familie damit ganz andere Sorgen. Außerdem war das Thema Geldanlage in der einfachen Bevölkerung kein Thema und eher dem Adel und wohlhabenden Kaufleuten vorbehalten.
Deren Investitionen waren aber oft mit hohen Risiken verbunden. Wer Aktien oder Anleihen kaufte, investierte damit in eine Regierung, eine Bank, eine Handelsfirma oder sogar nur in eine Handelsfahrt. Sank das Schiff, war das Geld weg.
"Einigkeit macht stark"
In 1770er-Jahren grassierte in Europa eine handfeste Bankenkrise. Geplatzte, in Kolonien vergebene Kredite lösten eine Pleitewelle aus, die Einlagen waren verloren. Das brachte den niederländischen Kaufmann Adriaan van Ketwich zu der Erkenntnis: "Risiko muss gestreut und diversifiziert werden", erläutert Thorsten Schrieber, Vorstand der Vernögensverwaltung DJE Kapital. "Er gründete 1774 den ersten Fonds unter dem Namen 'Einigkeit macht stark'."
Die Idee: Verluste auf der einen Seite sollten durch Gewinne auf der anderen Seite ausgeglichen werden. Bei der Gelegenheit erfand van Kettwich gleich einen neuen Berufsstand: "Es mussten drei Fondsmanager ihr Okay für Investitionen geben. Vorher konnte nicht investiert werden", so Schrieber. Der Eintracht-Fonds investierte so in etwa 2.000 Einzeltitel, vor allem Zinspapiere.
Im Grundsatz bis heute unverändert
An der grundsätzlichen Idee, in breit gestreute Pakete von Aktien und Anleihen investieren zu können, hat sich nicht viel geändert. Allein das Angebot hat sich ein wenig vergrößert. In Deutschland wird ein Fondsvermögen in Höhe von 3,6 Billionen Euro angelegt.
"Fonds sind aus dem Alltag von Sparern und Anlegern nicht mehr wegzudenken. Wer langfristig Vermögen bilden will, kommt an Fonds nicht vorbei", sagt Aki Reinke, Vorstandsvorsitzender von Union Investment, der Fondsgesellschaft der Volks- und Raiffeisenbanken. "Sie bieten für Jedermann einen einfachen Zugang zu den weltweiten Kapitalmärkten." Damit eröffneten sie Anlagemöglichkeiten, die ansonsten für die Mehrheit der Menschen gar nicht erreichbar wären.
Mehr als 100 Jahre erfolgreich
Ganz wie damals also. Denn auch 1774 gab es die Idee, Geldanlagen zu demokratisieren: "Adrian van Kettwich hatte den Gedanken, dass er sein Wissen mit Bürgern teilt, die eben keine großen Vermögensverhältnisse hatten und denen man entsprechende Investitionsmöglichkeiten aufzeigt und entsprechendes Kapitalanlagewissen vermittelt", so Schrieber.
Der von van Kettwich gegründete Fonds bestand übrigens 114 Jahre und warf zuverlässig vier Prozent Gewinn pro Jahr ab. Die langfristige Perspektive mache auch heute den Reiz aus, erklärt Reinke: "Fonds sind gekommen, um zu bleiben. Gerade mit Blick auf die steigenden Anforderungen in der Altersvorsorge und in der Vermögensbildung wird ihre Bedeutung noch zunehmen."
Für Caspar David Friedrich kommt diese Erkenntnis deutlich zu spät. Der Maler musste sich nach einigen erfolgreichen Jahren im Alter Geld von Freunden leihen und starb im Mai 1840 - verarmt.