Konflikt mit China Was können die G7 im Handelsstreit erreichen?
In Italien treffen sich die Finanzminister und Notenbanker der G7. Im Mittelpunkt steht der Handelskonflikt mit China. Wie sehen Finanzprofis die Lage und was erwarten sie von den G7?
Wenn sich Vertreter der führenden Industrienationen, G7, diese Woche in Italien treffen, dürfe das Thema Strafzölle auf der Agenda ein ganzes Stück nach oben gerückt sein. Denn die Lage spitzt sich zu: Die USA wollen vom 1. August dieses Jahres an Produkte aus China - darunter Stahl, Aluminium, Mineralien, Halbleiter, Solarzellen und Elektroautos - mit teils horrenden Strafzöllen belegen. Dass zudem die EU gerade sogenannte Anti-Dumping-Zölle für chinesische E-Autos prüft, wurde mancherorts noch als Warnschuss interpretiert.
Nun wurde publik, dass die Chinesen als Reaktion darauf erwägen, für importierte Fahrzeuge mit großen Motoren einen Strafzoll von 25 Prozent zu verhängen. Wenn das geschähe, so Holger Görg vom Institut für Weltwirtschaft Kiel (IfW), könne etwas passieren, vor dem seit Wochen gewarnt werde: "Dass dieser Warnschuss sehr schnell eskalieren könnte in einen großen Handelskrieg."
Kampf um die Weltmärkte
Handelsstreitigkeiten zwischen den USA und China sind nicht neu; zahlreiche Experten sehen im jüngsten Vorstoß der USA jedoch durchaus eine neue Qualität. So gab es beispielsweise in den USA bereits Importzölle auf chinesische E-Autos, aber die sollen jetzt von 25 Prozent auf 100 Prozent angehoben werden.
Die Vereinigten Staaten beklagen wie die Europäer, dass die chinesische Regierung bestimmte Branchen und Unternehmen stark subventioniere und mittlerweile den globalen Markt massenhaft mit konkurrenzlos günstigen Produkten überschwemme - zum Schaden der anderen.
Es scheint um nichts Geringeres zu gehen als um einen Kampf um die Weltmärkte. "China war jahrelang Zulieferer der Welt. Die Rolle Chinas hat sich vom Zulieferer zum Konkurrenten gewandelt", konstatiert Carsten Mumm, Chefvolkswirt bei der Privatbank Donner & Reuschel. Dass sich der Handelskrieg vor allem bei Autos zeige, sei kein Wunder, sagt Mumm. "Automobilität war jahrelang ein Steckenpferd der deutschen und auch amerikanischen Industrie, und China schickt sich an, hier eine bedeutende Rolle zu spielen."
Autohersteller wollen von Strafzöllen nichts wissen
Doch das Hantieren mit Strafzöllen ist gefährlich. Sollten die Chinesen tatsächlich 25 Prozent Aufschlag für importierte große Autos verlangen - also zum Beispiel für PS-starke Autos der Luxusklasse -, dann träfe das die europäischen Hersteller sehr stark. Vor allem die deutschen Autohersteller gehörten zuletzt auch zu den größten Verlierern im DAX.
Wenig verwunderlich, dass die Autohersteller von Strafzöllen nichts wissen wollen. Auf der BMW-Hauptversammlung vor wenigen Tagen sagte Konzernchef Oliver Zipse: "Wir bekennen uns zu offenen Märkten und Freihandel. Protektionismus setzt eine Spirale in Gang. Zölle führen zu neuen Zöllen, Abschottung statt Miteinander."
Was können die G7-Staaten erreichen?
Auch Carsten Brzeski von der ING warnt grundsätzlich vor Strafzöllen gegen China - gerade die EU, denn Europa sei noch abhängiger von China als die USA. "Wir brauchen Rohstoffe aus China, wir brauchen Photovoltaikanlagen aus China. Und wenn wir jetzt mit starken Strafzöllen kommen, dann werden die Chinesen wieder reagieren und dann geht das wieder zu Lasten unseres eigenen Wirtschaftswachstums", so der Analyst.
Doch was können die G7-Staaten tatsächlich erreichen? IfW-Forscher Görg hat eine Hoffnung: "Idealerweise würde sich Europa mit den USA und den anderen großen Nationen abstimmen und einen Vorschlag erarbeiten, wie mit China umgegangen werden kann." Dass es tatsächlich so weit kommt, hält er jedoch für sehr unwahrscheinlich.