Anhänger der Huthi-Miliz nehmen an einer Demonstration in Sanaa teil, um ihre Unterstützung für das libanesische und palästinensische Volk zu bekunden.

Deutsche Schifffahrt Huthi drohen Reedereien per E-Mail

Stand: 18.11.2024 14:12 Uhr

Mehrere deutsche Reedereien haben in den vergangenen Monaten offenbar Droh-E-Mails der Huthi-Miliz aus dem Jemen erhalten, in denen diese vor weiteren Angriffen warnt. Der Branchenverband spricht von Einschüchterungsversuchen.

Die Huthi-Miliz im Jemen hat in den vergangenen Monaten deutsche Reedereien in E-Mails bedroht. Die Drohungen richteten sich unter anderem gegen Schifffahrtsunternehmen, die israelische Häfen anliefen und in Meeren nahe Jemen unterwegs seien, teilte der Verband Deutscher Reeder (VDR) heute in Hamburg mit. Auch der VDR habe solche Droh-E-Mails erhalten.

Reederverband nimmt Drohungen sehr ernst

"Die Huthi-Rebellen verfügen offensichtlich über gut recherchierte E-Mail-Adressen, da die Drohungen auch an individualisierte Kontakte versendet wurden", sagte Irina Haesler, die der VDR-Geschäftsleitung angehört. Sie sprach von "gezielten Versuchen der Einschüchterung". Der Verband erklärte, er nehme die Bedrohungen sehr ernst und stehe in ständigem Austausch mit den Sicherheitsbehörden. Das Risiko für die Schifffahrt in der Region bleibe hoch. "Man muss von der Echtheit dieser Mails ausgehen, das bestätigten uns unter anderem die International Chamber of Shipping und die Deutsche Marine".

Absender der Mails soll nach Angaben der Nachrichtenagentur AFP das "Humanitarian Operations Coordination Center" (HOCC) sein, das laut Bundespolizei "mutmaßlich unter Kontrolle des Huthi-Regimes" steht. In den Droh-Mails warne das HOCC die Reedereien davor, mit ihren Schiffen israelische Häfen anzulaufen. Wer das missachte, lande auf einer Sanktionsliste.

Karte Jemen mit Golf von Aden, Rotes Meer, Suezkanal, Bab al-Mandab

Diese verbiete, das Rote Meer, die Meeresstraße Bab al-Mandab, den Golf von Aden, das Arabische Meer und den Indischen Ozean zu passieren. Wer dies tue, müsse mit "direkten" Angriffen auf seine Schiffe rechnen. Wie viele Droh-Mails deutsche Reeder erhalten haben, geht aus der VDR-Mitteilung nicht hervor.

Fast 200 Handelsschiffe seit Oktober 2023 angegriffen

Die mit dem Iran verbündeten Huthi greifen seit dem Ausbruch des Nahost-Konflikts Handelsschiffe an, die an der Küste Jemens vorbeifahren. Die Miliz ist wie die libanesische Hisbollah Teil der von Iran angeführten und gegen Israel gerichteten "Achse des Widerstands". Laut eigenen Aussagen verübt sie die Attacken auf die Handelsschiffe "aus Solidarität" mit den Palästinensern im Gazastreifen. Die Huthi wollen nach eigenen Angaben ein Ende des israelischen Militäreinsatzes erzwingen.

Mittlerweile umfahren die meisten großen Reedereien das Gebiet, auch die Mitglieder des deutschen Reederverbands. "Selbst unabhängig von ihrem Standort" würden "Schiffe mit vermeintlichen Verbindungen zu Israel" als "potenzielle Angriffsziele betrachtet", so der Verband. Um möglichen Angriffen und Folgen für Schiffe und Besatzungen zu entgehen, planen viele deutsche Reedereien die Routen für ihre Schiffe um die Südspitze Afrikas herum. Ein Umweg, der fast zwei Wochen in Anspruch nimmt und hohe Kosten verursacht.

Seit Ausbruch des Israel-Gaza-Konflikts im Oktober 2023 wurden dem VDR zufolge fast 200 Handelsschiffe in internationalen Gewässern nahe dem Jemen durch Raketen, Drohnen und Marschflugkörper der Huthis angegriffen. Mehrere Seeleute seien ums Leben gekommen und zahlreiche Schiffe entführt, versenkt oder schwer beschädigt worden.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete NDR Info am 18. November 2024 um 12:10 Uhr.