Russlands Notenbank senkt Leitzins Schwerer Kampf gegen Rezession
Mit einer kräftigen Zinssenkung reagiert die russische Notenbank trotz hoher Verbraucherpreise auf die Rezession. Die Wirtschaft leidet unter den westlichen Sanktionen, weitere Zinssenkungen sind möglich.
Russlands Zentralbank hat den Leitzins heute um anderthalb Punkte auf 8,0 Prozent gesenkt. Es war bereits der vierte Schritt nach unten in diesem Jahr. Von Reuters befragte Experten hatten lediglich eine Senkung auf 9,0 Prozent erwartet. Die Notenbank will im weiteren Jahresverlauf prüfen, ob weitere Lockerungsschritte nötig werden. Das Umfeld für die heimische Wirtschaft bleibe "herausfordernd" und laste beträchtlich auf der Konjunktur, teilte die Notenbank mit.
Um einen Absturz des Landeswährung Rubel zu verhindern, hatten die Währungshüter um Zentralbankchefin Elvira Nabiullina den Zinssatz nach der Invasion in der Ukraine zunächst von 9,5 auf 20,0 Prozent angehoben, danach aber immer weiter gesenkt.
Woher stammt die Rubelstärke?
Aktuell ist der Rubel allerdings stärker als vor dem Angriff auf die Ukraine, auch aufgrund erheblicher Beschränkungen durch Moskau im Kapitalverkehr. Experten zufolge ist das kein Zeichen wirtschaftlicher Kraft. Die Rubelstärke hängt damit zusammen, dass die Summe der Energie- und Rohstoffexporte den Wert der Importe aufgrund der westlichen Sanktionen bei weitem übersteigt.
Wegen des massiven Handelsüberschusses und der hohen Energiepreise besteht nur eine geringe Nachfrage nach ausländischen Währungen, was wiederum den Rubel stärkt - eine künstliche Stärke. Hinzu kommt, dass die Energielieferungen zum Teil in Rubel bezahlt werden müssen, wodurch ebenfalls eine Nachfrage nach der Landeswährung besteht.
Rezession in Russland
Dabei ist die russische Wirtschaft längst im Krisemodus: Das Bruttoinlandsprodukt wird der Vorhersage der Zentralbank zufolge dieses Jahr um vier bis sechs Prozent schrumpfen. Auch 2023 soll die Rezession anhalten, wenn auch abgemildert. Der Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine Ende Februar und die folgenden Sanktionen des Westens setzen Russlands Wirtschaft zu.
Zugleich erwartet die Notenbank, dass der starke Preisauftrieb allmählich nachlassen wird: Für dieses Jahr sei eine Jahresteuerung von zwölf bis 15,00 Prozent zu erwarten, die 2023 auf fünf bis sieben Prozent zurückgehen werde. Für 2024 wird dann wieder mit dem Erreichen des Inflationsziels der Notenbank von vier Prozent gerechnet. Mitte des Monats lag die Teuerung in Russland bei 15,5 Prozent.