Satelliten EU plant Internet aus dem All
Für ein neues Satellitenprogramm will die EU-Kommission Milliarden in die Hand nehmen. Damit sollen weiße Flecken in der Internetversorgung verschwinden - und Europa unabhängiger von außereuropäischen Firmen werden.
Don't look up? Von wegen - die EU-Kommission richtet ihre Augen noch stärker in den Weltraum. Sie will Europas führende Stellung in der Raumfahrt ausbauen, dabei Bürgern und Unternehmen helfen und mehr für die Sicherheit tun. Zuständig ist Industriekommissar Thierry Breton:
"Europa ist eine große Weltraumraummacht. Wir geben über zehn Milliarden Euro jährlich für Raumfahrt aus." Das sei zwar weniger als die Hälfte des Raumfahrtbudgets der USA, aber: "Wir sind an zweiter Stelle und wollen es bleiben."
Zwei Satellitenprogramme betreibt die EU schon: Das Ortungssystem Galileo und Copernicus zur Erdbeobachtung, etwa um die Folgen des Klimawandels zu dokumentieren.
Neue Satelliten für Internetversorgung
Zusätzlich will die Kommission nun ein Satellitennetz für die Internetversorgung aufbauen. Das soll den Zugang zu sicherer und günstiger Kommunikation schaffen - zu Verteidigungszwecken und zur Überwachung, aber auch um besseres Internet anzubieten für Europas Bürgerinnen und Bürger, die in Gegenden wohnen, in denen der Empfang bisher schlecht ist.
"Wir brauchen eine angemessene Infrastruktur und die Verbindungen - das ist das Ende der weißen Flecken", sagte Breton.
Kosten soll das rund sechs Milliarden Euro. Ein Drittel will die EU übernehmen, der Rest soll aus den Mitgliedstaaten kommen und von der Privatwirtschaft. Die EU-Kommission will dabei auch Afrika einbinden.
Schon bis 2028 könnten die Satelliten nach den Plänen der Kommission vollständig in Betrieb sein. Das Programm ist auch eine Konkurrenz für die privaten Satellitennetze der US-Konzernchefs Elon Musk von Tesla und Jeff Bezos von Amazon. Beide haben das Internet aus dem All schon als Geschäftsfeld für sich entdeckt.
Gefahr durch Weltraumschrott
Brüssel will darüber hinaus den Verkehr im All regeln und die Gefahr verringern, die Europas Satelliten durch Weltraumschrott droht. "Man geht heute von schätzungsweise 130 Millionen Trümmerteilen aus", sagte Breton. Die Teile seien zwar oft nur Zentimeter groß, könnten aber trotzdem beträchtliche Folgen haben, wenn sie auf Satelliten treffen, und sie sogar zerstören.
Das Ziel der neuen Regeln: Rechtsvorschriften für die nachhaltige Nutzung des Weltraums und bessere technische Möglichkeiten, um Müll im All zu erkennen. Dabei will die EU auch mit Partnern im Rest der Welt zusammenarbeiten - verlassen sollte man sich auf diese nach Ansicht von Breton aber nicht. Er betonte mehrmals Europas strategische Autonomie und sagt: Europa brauche eine eigene Vision.
"Es war nicht die NATO, die bei hybriden Bedrohungen an den Grenzen von Belarus und Polen kam." Die NATO komme auch nicht, wenn Satelliten von Weltraumschrott bedroht werden und auch nicht, wenn die EU Opfer von Cyberattacken werde. "Nein, das müssen wir selbst machen", sagte Breton.
Deshalb hat die EU-Kommission weitere Pläne vorgelegt, die helfen sollen, die Zusammenarbeit der Mitgliedsstaaten bei Verteidigungsprojekten und beim Export von Militärgütern in Drittstaaten zu fördern.