Sorge vor Handelshürden Deutsche Wirtschaftsverbände warnen vor Trump
Etwa drei Wochen vor dem Amtsantritt Trumps als US-Präsident warnen deutsche Wirtschaftsverbände vor schwierigen Zeiten. So könnte der Handel erschwert werden. Verstecken sollten sich die EU und Deutschland aber nicht.
Rund drei Wochen vor Beginn der erneuten US-Präsidentschaft von Donald Trump stimmt die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) auf schwierige Zeiten ein. "Die deutsche Wirtschaft muss sich in der zweiten Amtszeit von Donald Trump auf stärkeren Protektionismus und höhere Handelshürden einstellen", sagte DIHK-Präsident Peter Adrian der Nachrichtenagentur Reuters. "Der Handel mit den USA droht dadurch deutlich schwieriger zu werden."
Dabei seien die USA der wichtigste Exportmarkt für deutsche Unternehmen, so Adrian. Allein von Januar bis Oktober 2024 verkauften sie Waren im Wert von fast 136 Milliarden Euro in die Vereinigten Staaten - so viel wie in kein anderes Land. Das entspricht mehr als zehn Prozent der gesamten deutschen Ausfuhren.
"Herber Rückschlag für die deutsche Wirtschaft"
Der Republikaner zieht am 20. Januar erneut ins Weiße Haus ein und hat wiederholt damit gedroht, Importe aus China und auch der Europäischen Union (EU) mit hohen Zöllen zu belegen. "Falls Trump einen generellen Importzoll einführt, wäre dies ein herber Rückschlag für die deutsche Wirtschaft - in einer ohnehin bereits angespannten Situation", erklärte Adrian.
Auch der Digitalverband Bitkom blickt mit Sorge auf die USA: 79 Prozent der Tech-Unternehmen sehen das Vertrauen in die Vereinigten Staaten durch den Sieg Trumps bei der Präsidentschaftswahl geschwächt oder gar zerstört, wie Verbandspräsident Ralf Wintergerst sagte. 78 Prozent gehen danach davon aus, dass Trumps Wahlsieg der deutschen Wirtschaft schaden wird. Das ist das Ergebnis einer nicht-repräsentativen Bitkom-Umfrage, an der sich 329 Unternehmen der Digitalbranche beteiligt haben.
"Der Auftrag für Deutschland ist also klar: Wir müssen uns stärker, resilienter und chancenorientierter aufstellen", sagte Wintergerst. "Dafür müssen wir technologisch und wirtschaftlich unabhängiger werden."
Digitale Souveränität sei ausschlaggebend dafür, ob Deutschland auf internationaler Ebene künftig noch als starker Player wahrgenommen werde und handlungsfähig sei. In den vergangenen Jahren sei Deutschlands Abhängigkeit auch von den USA gewachsen, warnte Wintergerst. "Diese Entwicklung müssen wir nun umkehren."
Bundesregierung sollte nicht defensiv agieren
Der Bundesverband Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen (BGA) sieht aber keinen Grund zur Ängstlichkeit. "Mir ist wichtig, dass wir nicht in Panik verfallen", sagte BGA-Präsident Dirk Jandura. "Die USA bleiben so oder so unser wichtigster Partner." Trump sei ein Deal-Maker, der mit vielen seiner Ankündigungen Verhandlungsmasse schaffe, um hinterher seine Forderungen besser durchsetzen zu können.
"Aber natürlich würden uns als Außenhandelsnation Strafzölle auf EU-Importe treffen", sagte Jandura. "Auch ein Handelskrieg zwischen unseren größten Handelspartnern USA und China wäre eine schwere Hypothek." Die nächste Bundesregierung und die EU-Kommission sollten daher nicht defensiv agieren, sondern sich fragen, welche gemeinsamen Vorstellungen zusammen mit den USA durchgesetzt werden könnten.
Die EU brauche Einigkeit bei Entscheidungen, das Zurückstellen eigener Interessen und eine starke Bundesregierung, die auf europäischer Ebene eine Führungsrolle einnehme. Auch müsse man bei Importen unabhängiger werden. "Dafür müssen wir auf neue Märkte setzen, und dafür brauchen wir mehr Freihandel", sagte Jandura.
Alternative Märkte nutzen
Der Verband der Familienunternehmer hält es derweil für ratsam, sich auf mögliche Handelskonflikte vorzubereiten und im Sinne der Diversifikation auch alternative Märkte zu erschließen. "Zudem sollten wir trotz allem versuchen, die transatlantischen Beziehungen zu stärken und gleichzeitig innerhalb der EU enger zusammenzuarbeiten", sagte Verbandspräsidentin Marie-Christine Ostermann. Ein Ansatz sollte sein, gleiche Interessen Europas und der USA zum Beispiel mit Blick auf China herauszuarbeiten und zu nutzen.