Winzer reagieren auf Hitze Sonnencreme für Weintrauben
Der Klimawandel setzt Winzern weltweit zu und lässt die Ernteerträge sinken. Auch in einem der wichtigsten Anbauländer: Australien. Dort hat man kreative Lösungen gefunden.
Australien ist der fünftgrößte Weinexporteuer der Welt, doch Hitze und Trockenheit machen den rund 6.000 australischen Winzern immer mehr zu schaffen. Die Erntemenge geht zurück: 2023 fiel die Weinproduktion um 26 Prozent zum Vorjahr - mehr als in jedem anderen Land.
Weinbauer in Australien nutzen deshalb verschiedene Maßnahmen, um ihre Reben vor den Folgen des Klimawandels zu schützen. Sie gehen dazu über, hitzeresistentere Sorten aus dem Süden Europas anzupflanzen, wie zum Beispiel Tempranillo- oder Fiano-Trauben, ursprünglich aus Spanien und Italien. Und sie züchten gezielt klimaresistentere Rebsorten, die dem zunehmend trockenerem Klima trotzen. Dafür wird viel Geld in die Forschung investiert und viel getestet.
Paste aus Wasser und Tonerde
Doch es gibt noch eine andere Maßnahme, die sich schon seit mehreren Jahren bewährt: Das Auftragen von "Sonnencreme". Die Paste, die die Trauben vor Sonne schützt, besteht hauptsächlich aus Wasser und weißer Tonerde, auch Kaolin genannt, und ist simpel und effektiv zugleich. Sie wird vor einer Hitzewelle auf die Früchte und Blätter gesprüht, hinterlässt eine weiße Schicht und verhindert, dass die Weinreben verbrennen.
"Sie schmieren Ihre Kinder mit Sonnencreme ein, wenn sie in die Sonne gehen, und wir besprühen unsere Weinstöcke. Es wird einfach wie ein normales Spray aufgetragen", erklärt Bruce Tyrrell, Geschäftsführer eines großen Weinguts im Hunter Valley in Australien, einem Reporter der BBC.
Ein weiterer Vorteil der Sonnencreme für Trauben ist, dass sie biologisch abbaubar ist und keine schädlichen Rückstände auf den Trauben hinterlässt. Beim nächsten Regen wäscht sich die Ton-Schicht von ganz allein ab. Ein wichtiger Nebeneffekt für die Winzer, denen Nachhaltigkeit in Zeiten der Klimakrise besonders wichtig ist.
Anbaugebiete werden verlagert
Winzerinnen und Winzer verlagern ihre Anbaugebiete auch immer häufiger in kühlere, höher gelegene Regionen - besonders an Süd- oder Osthänge, die weniger der Sonne ausgesetzt sind. Oder direkt in den Süden Australiens, wo es übers Jahr im Schnitt kälter ist als im Rest des Landes. Die Weinanbauflächen auf dem südlichsten Zipfel Australiens, der Insel Tasmanien, haben sich über die vergangenen 20 Jahre verfünffacht. Aber auch da sind die Folgen des Klimawandels schon zu spüren: Es regnet deutlich weniger.
Eine gezieltere Bewässerung ist daher immer wichtiger. Nachhaltigkeit ist da ebenfalls ein zentrales Stichwort. Das ohnehin schon knappe Wasser wird professionell aufbereitet und für mehrere Prozesse benutzt, wie etwa dem Waschen der Trauben und der Bewässerung des Bodens. Eine weitere natürliche Maßnahme ist das Verwenden von Mulch, um den Boden länger feucht zu halten und so viel Wasser wie möglich zu sparen.
Natürlicher Sonnenschutz mit Blätterdach
Spezielle Netze sollen zudem Schatten werfen, und Baumkronen werden so geschnitten, dass die Blätter den Trauben möglichst viel Schutz bieten. Außerdem kann ein verzögertes Beschneiden sogar den Erntezeitpunkt hinauszögern; ein Effekt, den die Weinbauern einsetzen, um das beschleunigte Reifen durch die Hitze auszugleichen.
Einige Winzer nutzen auch Künstliche Intelligenz. Die analysiert für sie Satelliten- und Drohnenbilder der Weinberge und sagt den optimalen Erntezeitpunkt voraus - basierend auf der Reife der Früchte und der Wetterprognose. Um Schäden durch Hitze oder Dürre zu vermeiden, werden die Trauben tendenziell früher geerntet.