Ölkartell unbeeindruckt USA erzürnt über OPEC+
Die OPEC+ hat dem Wunsch der US-Regierung nicht entsprochen und die Förderquoten gestern deutlich gesenkt. Die Reaktionen aus den USA fallen entsprechend heftig aus.
Die US-Regierung hat die Entscheidung der Öl-Allianz OPEC+, die Ölproduktion zurückzufahren, als "kurzsichtig" und einen "Fehler" bezeichnet. US-Präsident Joe Biden sei darüber enttäuscht, erklärten Bidens Sicherheitsberater Jake Sullivan und der Direktor des Nationalen Wirtschaftsrates im Weißen Haus, Brian Deese.
In einer Zeit, in der die Aufrechterhaltung der weltweiten Energieversorgung von größter Bedeutung sei, werde sich diese Entscheidung besonders negativ auf Länder mit niedrigem und mittlerem Einkommen auswirken, lautet deren Einschätzung. Die Produktionssenkung werde Länder treffen, die angesichts hoher Erdölpreise bereits "taumeln" würden.
Außerdem habe die Weltwirtschaft mit den "anhaltenden negativen Auswirkungen" des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine zu kämpfen.
OPEC+-Bündnis mit Russland?
Die Sprecherin des Weißen Hauses, Karine Jean-Pierre, nannte das Zurückfahren der Ölproduktion "fehlgeleitet" und einen "Fehler". Die Öl-Allianz habe eine Entscheidung getroffen, die nur dem eigenen Interesse diene. "Es ist klar, dass sich OPEC+ mit der heutigen Ankündigung mit Russland verbündet", sagte Jean-Pierre.
Angesichts der geplanten Verknappung des Angebots wolle Biden auch mit dem Kongress über zusätzliche Instrumente und Befugnisse beraten, um die Kontrolle der OPEC über die Energiepreise zu verringern, hieß es weiter. Die Allianz hat einen weltweiten Marktanteil von etwa 40 Prozent.
Zuletzt waren die Benzinpreise in den USA wieder etwas gesunken. Für Bidens Demokraten war das kurz vor den Kongresswahlen im November besonders wichtig. Die hohe Inflation im Land hat der Partei des US-Präsidenten in Umfragen besonders zugesetzt.
Neue Inflationsängste
Am Ölmarkt war eine Förderkürzung erwartet worden, deshalb blieb eine deutliche Preisreaktion aus. Die Märkte hatten die Entscheidung antizipiert, die Preise zogen zuvor schon an: Einige Ölminister hätten bereits im Vorfeld ihre Präferenz für eine Förderkürzung in dieser Größenordnung geäußert und die Märkte hätten sie deshalb eingepreist, meint Ulrich Stephan, Chefanlagestratege für Privat- und Firmenkunden bei der Deutschen Bank.
Thomas Altmann, Marktexperte von QC Partner, sagte: "Das jähe Ende des dreimonatigen Preisverfalls ist für die Industrie eine schlechte Nachricht." Im Juni hatte ein Barrel Brent-Öl zeitweise noch bei rund 125 Dollar notiert. Im September war der Preis schließlich wegen der Angst vor einer weltweiten Rezession bis auf unter 90 Dollar gefallen.
"Das weltweite Rohölangebot wird weiter künstlich verknappt um den Rohölpreis zu stützen. Damit wird die Inflation nicht bekämpft sondern befeuert und schürt derzeit weitere Inflationsängste", kommentiert Salah-Eddine Bouhmidi, Marktbeobachter bei IG Markets. Eine schlechte Nachricht dürfte die Entscheidung auch für Verbraucher sein, denn wenn die Notierungen weiter anziehen, dürfte auch der Benzinpreis wieder steigen.